Wien. Langsam beginnt die Morgensonne die Glasfassade aufzuheizen. Es ist acht Uhr morgens und zahlreiche Eltern bringen ihre Kinder zur Betreuung in den Privatkindergarten "Alt-Wien".
"Damit meine Kinder weiter den Kindergarten ,Alt-Wien‘ besuchen können, würde ich sogar die nächsten drei Monate ohne Förderung bezahlen", erklärt Claudia F. in einem Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Die alleinerziehende Mutter war bis jetzt sehr zufrieden mit der Betreuung. Zwei Kinder besuchen den Kindergarten auf der Simmeringer Hauptstraße 34 im 11. Bezirk. Wohin sie ihre Kinder im September bringen wird, weiß sie noch nicht. Sie hofft, dass der Kindergarten "Alt-Wien" nicht zugesperrt wird. Das hat der Betreiber angekündigt, sofern es keine rechtzeitige Einigung mit der Stadt geben sollte - die "Wiener Zeitung" berichtete.
Zwei Väter, die anonym bleiben wollen, erklären, dass ihnen die ungewisse Situation zu schaffen macht. "Aber es geht nicht nur uns so. Auch die Mitarbeiter des Kindergartens wissen nicht, wie es weitergeht", sagt einer der beiden Männer. Er hat gerade sein fünfjähriges Kind der Betreuerin übergeben. "Die MA10 hat uns geraten, den Vertrag mit ,Alt-Wien‘ zu kündigen. Erst dann schauen sie wegen einem Platz für mein Kind", erklärt der zweite Familienvater. Den Vertrag kündigen? Das möchte der zweifache Vater nicht. Er ist verwundert über das Vorgehen der MA10 und fragt: "Wenn ich meinen Vertrag kündige, was passiert, wenn sich die Stadt Wien und die Betreiber des Kindergartens doch noch einigen können? Muss ich dann wieder einen neuen Vertrag abschließen?"
Laut Claudia F. sollen bereits einige Eltern ihre Kinder aus dem Privatkindergarten "Alt-Wien" genommen haben: "Trotz der Urlaubszeit merkt man schon, dass weniger Kinder da sind", meint sie. Ein Kindergartenwechsel noch im August kommt für sie ebenfalls nicht in Frage. "Ich warte, bis meine Kinder auf der Straße stehen, dann nehme ich mir zwei Wochen Urlaub und schaue mich wegen einem neuen Platz um", meint auch einer der Väter. Der September lässt ohnehin nicht mehr lange auf sich warten.
Hoffnungsschimmer
Die Eltern befinden sich also nach wie vor in der Warteschleife. Denn es gibt noch einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass die "Alt-Wien"-Kindergärten doch noch fortgeführt werden könnten. Schließlich hat die Stadt, wie berichtet, ein neues Vergleichsangebot vom Betreiberverein erhalten. Und der bisherige Vereins-Chef Richard Wenzel ist mittlerweile aus dem Vorstand zurückgetreten - so wie von der MA10 ursprünglich gefordert. Ein positives Signal für die Betroffenen?