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Parkgebühr mit Nebenwirkung

Von Tobias Holub

Politik
Wo früher einst Parkplätze waren, soll nun ein Gehsteig her, wie Währings Bezirksvorsteherin Silvia Nossek bei einem Spaziergang präsentiert.
© Tobias Holub

In Währing gilt ab 5. September das Parkpickerl. Das führt neben Parkgebühren auch zu Änderungen am Straßenbild des Bezirks.


Wien. Ein Parkstreifen auf der Währinger Straße ist abgesperrt. Wenige Schritte weiter häufen sich Betontrümmer, die aus der Straße gebrochen werden. Die ehemaligen Parkplätze werden zum Gehsteig umgebaut. "An dieser Stelle wurde die Straßenbahn besonders oft blockiert, weil Autofahrer zu nahe an den Gleisen geparkt haben. Das kann jetzt nicht mehr passieren", erklärt Silvia Nossek, grüne Bezirksvorsteherin von Währing, die Situation. Der Zeitpunkt für diese Bauarbeiten ist nicht zufällig gewählt worden. Denn ab 5. September gilt im 18. Bezirk das Parkpickerl. Die Bezirksleitung nimmt das zum Anlass, auch einige andere Änderungen am Straßenbild vorzunehmen.

Für Autofahrer gilt jedoch als Erstes, die Parkgebühren zu beachten. Denn Parken ist ab Montag nur noch mit kostenpflichtigem Parkschein und für begrenzte Zeit möglich. Bewohner des 18. Bezirks können um 90 Euro pro Jahr das sogenannte Parkpickerl erwerben. Damit dürfen sie im gesamten Bezirk auf unbegrenzte Zeit ihr Auto abstellen. Ausgenommen sind Geschäftsstraßen - hier dürfen Pickerlbesitzer mit eingelegter Parkscheibe maximal eineinhalb Stunden lang parken.

Druck durch Nachbarbezirke mit Parkpickerl

Die Parkgebühren sollen dafür sorgen, dass weniger Autos im Bezirk parken. "Die Nähe zum Gürtel sorgt für viel Verkehr. Außerdem haben seit 2012 zwei Nachbarbezirke Parkgebühren", erklärt Nossek. Viele Autofahrer hätten in Währing also nach einem Gratisparkplatz gesucht und den Bezirk überlastet. Das Pickerl soll Abhilfe schaffen. Doch mit den neuen Parkgebühren ist es für die Bezirksvorsteherin noch nicht getan: "Viele Probleme im Bezirk konnten früher nicht angegangen werden, weil bauliche Maßnahmen Parkplätze gekostet hätten. Und davon hat es schon zu wenige gegeben", erklärt Nossek.

Die erhoffte Entlastung der Parkplatzknappheit mache Änderungen nun möglich. Es geht zum Beispiel um die bereits erwähnte Entschärfung der Straßenbahnblockaden. Diese passieren in Währing an mehreren Stellen besonders häufig. An diesen Hotspots werden Parkplätze am Rand der Straße kurzerhand gegen breitere Gehsteige getauscht. Wo niemand parkt, kann auch niemand falsch parken, lautet die Devise. Fahrradfahrer sollen sich im Bezirk auch abseits der viel befahrenen Straßen bewegen können. Deshalb ist es in einigen Seitengassen erlaubt, gegen die Einbahn Rad zu fahren. "Immer ist das aber nicht möglich, weil viele Straßen nicht breit genug sind. Die Radfahrer wären zu nah am Gegenverkehr", so Nossek. Insbesondere dann, wenn die Parkplätze schräg auf die Straße ragen. Deshalb werden sie mancherorts in Längsparkplätze umgewidmet, um genug Platz für Radfahrer zu schaffen.

All das führt jedoch dazu, dass Parkplätze aufgelassen werden. Die ÖVP in Währing kritisiert dieses Vorgehen: "Wenn Parkplätze weggenommen werden, gibt es am Ende trotz Pickerl nicht mehr freie Abstellflächen". Nossek hat etwas anderes im Sinn: "Es geht auch um die Gestaltung des öffentlichen Raums. Auf den neu gewonnen Gehsteigen können Grünflächen und Sitzgelegenheiten entstehen." Eine genaue Zahl an aufzulassenden Parkplätzen nennt sie aber noch nicht: "Es werden so viele wie sinnvoll und notwendig."

Diese Infrastrukturmaßnahmen drehen sich durchwegs um das Leben außerhalb des Autos. "Die Parksituation ist die eine Seite. Andererseits soll man sich in Währing auch ohne Auto wohlfühlen. Oft sind die öffentlichen Flächen so gestaltet, dass sie nicht zum Verweilen einladen. Das soll sich jetzt ändern", so Nossek. Die Einführung des Parkpickerls sei dafür die perfekte Gelegenheit.

Parkplätze in Währinger Straße werden aufgelassen

Die Bezirksvorsteherin plantschon das nächste Projekt: "Die Währinger Straße ist die zentrale Einkaufsstraße im Bezirk. In manchen Abschnitten lädt sie nicht gerade zum Flanieren ein. Wir verhandeln mit den Gewerbetreibenden und Anrainern darüber, wie man das ändern kann." Auch hier würden sich breitere Gehsteige und weniger Parkplätze anbieten, meint Nossek. Das Szenario erinnert an die Mariahilfer Straße. Sie wurde 2014 in eine Fußgängerzone umgestaltet, der Autoverkehr stark eingeschränkt. Diesen Vergleich lässt Nossek aber nicht zu: "Eine Verkehrsberuhigung ist auf der Währinger Straße leider nicht möglich. Allein deswegen, weil die Straßenbahn dort fährt." Und blockiert werde sie jetzt ja auch nicht mehr.

(rad) Seit Donnerstag werden in Wien nur mehr elektronische Parkpickerl ausgegeben. Sie haben einen integrierten Chip, auf dem eine Identifikationsnummer gespeichert ist. Parkwächter können mit dieser Nummer den Eintrag in einer Datenbank einsehen. In dieser Datenbank liegen Informationen zum Wagen und dessen Parkberechtigungen. Wenn die Berechtigung ausläuft und verlängert wird, aktualisiert die Behörde den Eintrag in der Datenbank. Dadurch ist der Aufkleber weiterverwendbar und man erspart sich das Abkratzen von der Scheibe. In Wieden und Margareten gibt es schon seit letztem November elektronische Parkpickerl. Nach und nach sollen sie alle alten Pickerl ersetzen.

Elektronisches Parkpickerl