
Wien. Es war eine Bürgerinitiative, die dazu führte, dass im Jahr 1885 mit der Errichtung des Türkenschanzparks in Währing begonnen wurde. Wiener Ärzte drängten auf eine große Grünanlage, um die Frischluftzufuhr der Stadt zu sichern, die damals schon 1,2 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner hatte. Währing war noch ein Vorort Wiens.
"Es war die erste Bürgerinitiative, die zur Gesundheit der Stadt beigetragen hat", sagt Manfried Welan im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Der Professor an der Universität für Bodenkultur (Boku) und ehemalige ÖVP-Politiker hat die Besonderheiten des Parks gemeinsam mit Peter Wiltsche in einem Buch zusammen gefasst.
Darin erfährt man etwa, dass die Anhöhe, auf der sich der 15.000 Quadratmeter große Park befindet, während der ersten Türkenbelagerung 1529 den osmanischen Truppen als Gefechtsstand diente. Auch während der zweiten Belagerung verschanzten sich die Türken 1683 dort gegen das anrückende österreichische Heer. Daher rührt der Name "Türkenschanze".

Zwei Geschäftsleute kauften zwei Grundstücke, andere Bürger brachten die nötige Geldsumme für die Gestaltung des Parks auf, der im Stil eines englischen Landschaftsgartens angelegt wurde. Die Lage im Nordwesten der Stadt war für die Errichtung ideal, da der Wind meist aus dieser Richtung über die Stadt weht. Zudem befand sich um 1880 auf der "Türkenschanze" eines der größten Sandabbaugebiete der damaligen Zeit. Das Material aus den dort gelegenen Steinbrüchen wurde beispielsweise für den Bau der Karlskirche verwendet. Die Sandgrube war jedoch eine Hauptquelle der Staubmassen, unter denen die Stadt litt. Durch die Errichtung des Parks war die Staubbelästigung verschwunden.
Beschriftete Zierbäume aus China, Japan und Nordamerika
Heute befinden sich rund 400 verschiedene Gehölzarten aus allen Klimazonen der Welt in dem Park. Darunter Zierbäume aus China, Japan und Nordamerika. Viele davon sind mit Namen versehen. "Der Park war und ist für die Universität für Bodenkultur ein unschätzbares Bildungsgut", sagt Welan, der selbst Vorlesungen und Lehrveranstaltungen im Türkenschanzpark gehalten hat. "Die Studentinnen und Studenten haben hier ein lebendes Museum und können alles lernen."
1896 zog die "Boku" in das dem Türkenschanzpark benachbarte, schlossähnliche Gebäude in der Gregor-Mendel-Straße, in dem sich bis heute das Rektorat und einige Institute befinden.
"Über die Flora und Fauna und die Landschaft des Türkenschanzparkes wurde bereits einiges geschrieben, aber der Kultur und zeithistorische Aspekt wurde noch kaum behandelt", sagt Welan. So finden sich in dem Park zwölf verschiedene Statuen, die Schriftsteller wie Adalbert Stifter oder Arthur Schnitzler darstellen, Operettenkomponisten wie Emmerich Kálmán zeigen oder den Naturheiler Vinzenz Prießnitz, der als Erneuerer der Kaltwasserkultur gilt, abbilden. Auch die Frauenrechtlerin Auguste Fickert, die sich im ausgehenden 19. Jahrhundert für das Frauenstimmrecht, die Reform des Ehe- und Familienrechtes und die Zulassung der Frauen zum Hochschulstudium einsetzte, wurde 1929 mit einer Statue verewigt.
Brunnen zur Freundschaft
und Völkerverständigung
Seit 1991 findet sich im Türkenschanzpark auch der "Yunus Emre-Brunnen", der nach dem türkischen Volksdichter benannt ist und von der Türkei gestiftet wurde. "Er ist eines der wenigen Denkmäler, die das Verbindende und nicht das Trennende zum Ausdruck bringen", sagt Welan. "Und der an eine längst vergangene Zeit der kriegerischen Auseinandersetzung erinnert."
Das grüne Juwel -
Der Türkenschanzpark und seine Denkmäler
Manfried Welan/Peter Wiltsche
Plattform Historia, 107 Seiten