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Grüner Wind in Währing

Von Nina Flori

Politik

Silvia Nossek ist seit einem Jahr als erste grüne Bezirksvorsteherin Währings im Amt. Als größte Errungenschaft bisher sieht sie das Parkpickerl.


Wien. Zweimal hat ihr langjähriger Vorgänger Karl Homole von der ÖVP, der von 1990 bis 2015 Bezirksvorsteher in Währing war, die Bürgerinnen und Bürger zur Parkraumbewirtschaftung befragt. Beide Male lautete die Antwort der Mehrheit: "Nein".

Doch Siliva Nossek, erste grüne Bezirksvorsteherin Währings und seit etwas mehr als einem Jahr im Amt, hat sich vom "Nein" der Bevölkerung nicht abbringen lassen. Sie ist schon mit dem Versprechen das Parkpickerl einzuführen in den Wahlkampf gezogen. Anfang September des Vorjahres hat sie die Ankündigung mit Unterstützung der SPÖ in die Realität umgesetzt - für Nossek die größte Errungenschaft in ihrer bisherigen Amtszeit: "Es war eine Maßnahme, die schon längst angestanden ist und so etwas wie ein Aufatmen im Bezirk gebracht hat", sagte sie in einem Pressegespräch anlässlich ihrer einjährigen Amtszeit als Bezirksvorsteherin am Donnerstag. "Es gibt jetzt mehr Luft und mehr Platz. Jetzt gilt es, den zurückgewonnen öffentlichen Raum zu nutzen."

Breitere Gehsteige, Einbahnen für Radfahrer geöffnet

Bisher habe man schon Gehsteige verbreitert und Einbahnstraßen für Radfahrer aufgemacht, das verfolge man weiter, betonte Nossek. In der Martinstraße und der Gymnasiumstraße soll Tempo 30 eingeführt werden. Zudem arbeite man an der Schaffung von mehr Grünraum. Das Kreuzgassen-Viertel und die Gentzgasse sollen durch Fassadenbegrünung freundlicher gestaltet werden, dafür stellt der Bezirk 2500 Euro Fördermittel pro Projekt zur Verfügung. Die erste bepflanzte Fassade eines öffentlichen Gebäudes wird die Hollein-Schule an der Ecke Gentzgasse/Köhlergasse erhalten. Zudem wolle man Bäume pflanzen, aufgrund unterirdischer Einbauten gestalte sich das aber oft schwierig.

Als weiteres wichtiges Anliegen nennt Nossek Bürgerbeteiligung. Im Rahmen des Projekts "Lokale Agenda 21" etwa, das im März im Bezirk startet, haben Bewohnerinnen und Bewohner die Möglichkeit, Ideen für nachhaltige Stadtentwicklung einzubringen. Dabei kann es sich um Verbesserungen für Radfahrer und Fußgänger, Umgestaltungen im öffentlichen Raum oder Projekte zur Vernetzung handeln.

Auch der Hockepark am Rande des Semmelweis-Areals soll unter Mitsprache der Anrainer bis November 2017 neu gestaltet werden. Ein Bürgerbeteiligungsverfahren ist außerdem für das Areal des Evangelischen Krankenhauses vorgesehen.

Um sich als Ansprechpartner für Bewohner zu etablieren, hat die Bezirksvorstehung einen "Problemhaus-Jour-Fixe" ins Leben gerufen. "Wir vermitteln zwischen den Parteien, wenn es Probleme gibt. Etwa zwischen Mietern und Hauseigentümern, wenn zum Beispiel bei Dachgeschoßausbauten so gebaut wird, dass es für die Mieter darunter möglichst unangenehm wird, weil man sie wegen ihrer günstigen Mietverträge aus dem Haus haben will", sagte der Stellvertreter der Bezirksvorsteherin, Robert Zöchling.

Verstärktes Augenmerk will Nossek auch auf den Bereich Kultur legen. Dazu wurde das Budget von 70.000 auf 120.000 Euro aufgestockt. So seien Initiativen wie das "Kulturfest Währing" möglich, das 2017 erstmals stattfindet.

ÖVP und FPÖ beklagen "Parkplatzvernichtung"

Während die Grünen mit der SPÖ im Bezirk ein gutes Auslangen finden, können die ÖVP und die FPÖ ihrem Vorgehen nichts abgewinnen. "Viele Menschen im Bezirk sind sehr verärgert", sagt der frühere Bezirksvorsteher Karl Homole zur "Wiener Zeitung". "Man hat zweimal zum Parkpickerl gefragt und fährt jetzt einfach drüber." Die Grünen würden mit "nebulosen Verbauungen" und "übertrieben vielen Radständern Parkplätze vernichten". Mit Unverständnis reagiert Homole auch auf die im Cottage-Gebiet veranlassten Einbahnen: "Manche Bewohner müssen jetzt Umwege von 500 Metern und mehr machen." Die Fahrgeschwindigkeit habe sich zudem deutlich erhöht.

Auch FPÖ-Bezirksparteiobmann Udo Guggenbichler kritisiert das Einbahnsystem im Cottage-Viertel als "nicht durchdacht". Das Parkpickerl bezeichnet er als "Abzocke". In Gersthof und in Gürtelnähe sei die Situation nach wie vor problematisch. Zudem kritisiert er die Aufstockung des Kulturbudgets als "intransparent". Eine Kommission, die Einblick hat, hätten die Grünen aber abgelehnt. "Dabei haben sie 2006 selbst eine gefordert."