Wien. "Dieses Haus ist besetzt". Seit dem 16. April prangen diese Worte auf der Fassade des Wohnhauses Kienmayergasse 15 in Penzing. Bis gestern Mittag sollte das Haus - ginge es nach dem Eigentümer "Vestwerk" - geräumt werden. Laut Angaben der Polizei befinden sich dort rund 20 bis 30 Personen, die sich weigern, das Haus zu verlassen. "Das Ultimatum des Eigentümers für heute 12 Uhr wurde nicht erfüllt! Wir besetzen weiter!", heißt es dazu auf dem eigens eingerichteten Blog der Aktivisten (kienmayergasse15.noblogs.org). Geräumt werden soll vorerst trotzdem nicht. Die Polizei setzt auf Deeskalation und vermittelnde Gespräche.

Der Beweggrund der Besetzung ist eindeutig, wirft man einen Blick auf die Fassade: "Nehmt ihr uns die Häuser, nehmen wir uns die ganze Stadt. Solidarität + Widerstand gegen die Stadt der Reichen", heißt es dort auf einem Banner. Konkret richtet sich dieser Widerstand gegen das Immobilienunternehmen "Vestwerk", der im Rahmen des Projektes "Schützhof" insgesamt 65 Eigentumswohnungen in der Kienmayergasse errichten will. Mit dem Bau soll im Herbst 2017 gestartet werden, die Fertigstellung ist für Herbst 2019 geplant.

"Bei unserem Projekt in der Kienmayergasse haben wir von Anfang an sämtliche Beteiligten in mögliche Entscheidungsprozesse miteingebunden. So auch die bestehenden Mieter, wo wir in direkter Absprache versuchen, individuelle Lösungen zu finden", erklärt Maximilian Kneussl von "Vestwerk" in einer Stellungnahme zur Besetzung.

Seit vier Jahren wurde
nichts mehr repariert


Auch das Nachbarhaus ist von den Plänen des Immobilienunternehmens betroffen. Von einer "Einbindung in den Entscheidungsprozess" kann eine Bewohnerin des Nachbarhauses jedoch nicht berichten: Seit 40 Jahren lebt sie in der Kienmayergasse. Seit drei bis vier Jahren wird nichts mehr repariert, auch bei einem Wasserrohrbruch in ihrer Wohnung erhielt sie keine Hilfe. "Seit vierzig Jahren habe ich so viel in die Wohnung gesteckt. Und jetzt lassen sie das Haus absichtlich verfallen und wir sollen auf die Straße. Jetzt, wo ich in Pension bin, soll ich neu anfangen? Ich habe nichts gegen die Reichen, aber sie sollen uns alle gut leben lassen", sagt die Bewohnerin zur "Wiener Zeitung". Einzig mündlich haben die Bewohner des Hauses die Nachricht erhalten, dass sie ausziehen müssen. Schriftlich habe laut der Bewohnerin bis dato niemand etwas gesehen.