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Sieben Millionen Tonnen Güter pro Jahr

Von Christian Rösner

Politik
440.000 Containereinheiten werden jährlich am Hafen Wien umgeschlagen.
© Wien Holding/Eva Kelety

Der Hafen Wien als zentrale Logistikdrehscheibe verzeichnete starke Steigerungen im Vorjahr.


Wien. Eine Umsatzsteigerung um 7,8 Prozent und eine Gewinnsteigerung um 32 Prozent im Jahr 2016. "Das Ergebnis liegt weit über dem, was wir uns vorgenommen haben", erklärte Wien-Holding-Chef Peter Hanke am Mittwoch bei der Präsentation der Hafen-Bilanz 2016 im Beisein von Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner (SPÖ), der technischen Geschäftsführerin Hafen Wien, Doris Pulker-Rohrhofer und dem kaufmännischen Geschäftsführer Hafen Wien, Fritz Lehr. Es sei sogar das Bestjahr 2014 übertroffen worden, hieß es.

Die Zahlen kurz zusammengefasst: Der Umsatz der Hafen Wien-Gruppe ist im Vorjahresvergleich um 7,8 Prozent auf rund 56,8 Millionen Euro gestiegen. Das Ergebnis vor Steuern (EGT) im Jahr 2016 liegt bei rund 12,7 Millionen Euro und konnte gegenüber 2015 um 32 Prozent gesteigert werden. In Leistung umgesetzt bedeutet das Gesamtergebnis laut Brauner 7 Millionen Tonnen an transportierten Gütern, 440.000 Containereinheiten bzw. 100 Containerzüge pro Woche. Allein per Schiff wurden 984.000 Tonnen umgeschlagen.

Im Vorjahr hätten sich eigentlich alle Geschäftsbereiche gut entwickelt - vom Lagergeschäft über den hafeneigenen Immobilienbereich bis hin zur Schifffahrt, wie betont wurde. "Besonders die Personenschifffahrt hat wesentlich zum sehr guten Gesamtergebnis beigetragen. Auch die Erfolge aus Vermietung und Verpachtung - ein traditionell wichtiger Ergebnisbeitrag - lagen auf einem sehr hohen Niveau", erklärte Fritz Lehr.

Sogar die Auslastung im Lagerbereich sei höher gelegen als sonst. Grund dafür waren laut Pulker-Rohrhofer unter anderem 85.000 Paletten Knabbergebäck, das für die Fußball EM 2016 gelagert wurde - neben Dünger, Malz, Weizen, Dinkel, Sonnenblumenkerne, Öl; was wiederum dem guten Erntejahr 2016 zu verdanken gewesen sei. So lag die Lagerauslastung konkret bei rund 73 Prozent.

Und glaubt man Hanke, dann soll sich das Wachstum heuer weiter fortsetzen. "Wir können 2017 sogar durchaus noch etwas drauflegen, kündigte der Holding-Chef an. So habe es in den ersten fünf Monaten des Jahres bereits ein "klares Plus" von 10 Prozent gegeben.

24,6 Millionen Investitionen

Investiert wurden im Vorjahr insgesamt 7,9 Millionen Euro - und zwar u.a. in die Erweiterung des Container- und Autoterminals: 72.000 Fahrzeuge sind laut Pulker-Rohrhofer im Vorjahr über den Terminal gelaufen - eine Steigerung um 30 Prozent.

Heuer sollen 24,6 Millionen Euro investiert werden. Und das vor allem in die Standortentwicklung: So wurde bereits aktuell ein Grundstück von rund sechs Hektar Fläche angekauft. "Das entspricht immerhin einer Größe von acht Fußballfeldern", erklärte Lehr. Auf diesem Betriebsgebiet in der 7. Haidequerstraße 6 befinden sich Büros, Werkstätten, Lagerhallen, Garagen und Parkplätze. Die Verwertung unter dem Namen "HQ7" hat bereits begonnen, mit ersten Mietern werde bereits gesprochen. Weiters würde heuer in temperaturgeführte Hochregallager investiert.

Kein ÖBB-Deal mehr

Auf das gescheiterte Jointventure des Hafens mit den ÖBB angesprochen, meinte Hanke, dass nach den Bedenken der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) nun jeder seiner eigenen Wege gehe. Zur Erklärung: ÖBB und Hafen Wien wollten ein gemeinsames Unternehmen für ihre Containeraktivitäten gründen. Es wäre damit der größte Player der Region gewesen und hätte auch das 250 Millionen Euro schwere Güterterminal Wien Süd der ÖBB miteingeschlossen. Doch die BWB befürchtete negative Folgen für den Wettbewerb durch eine marktbeherrschende Stellung. "Die BWB hatte die Befürchtung, dass es zu Preisabsprachen oder Ähnlichem kommen könnte und hat dieses Argument sehr hoch bewertet", sagte Hanke zur "Wiener Zeitung". Ihm sei es aber eigentlich nur darum gegangen, den HUB Wien zu entwickeln, um neue Verkehre anzuziehen und um den Hafen Wien weiter international konkurrenzfähig zu machen. Einen weiteren Anlauf schließt Hanke allerdings aus. "Das ist kein Beinbruch, was da passiert ist. Es hätte für uns nur Sinn gemacht, hier einen gemeinsamen Weg zu gehen, um mehr Kapazitäten zu schaffen. Momentan stellen wir uns aber auf unsere solitäre Situation ein."

Der Hafen Wien mit einer Fläche von drei Millionen Quadratmetern und mit rund 100 Unternehmen und bis zu 5000 Arbeitsplätzen am Standort eines der größten multimodalen Güterverkehrszentren Österreichs.

Die Hafen Wien-Gruppe, die zum stadteigenen Wien Holding-Konzern gehört, betreibt mit ihren Tochtergesellschaften drei große Güterhäfen inklusive Infrastruktur: den Hafen Freudenau, den Hafen Albern sowie den Ölhafen Lobau. In allen drei Güterhäfen werden pro Jahr rund 1000 Frachtschiffe abgefertigt. Über den Wasserweg kommen vor allem Mineralölprodukte sowie Streusalz, Baustoffe wie Zement, Sand oder Stahlprodukte bzw. landwirtschaftliche Produkte wie Getreide und Kunstdünger. Auch der Personenhafen bei der Reichsbrücke und die Marina Wien gehören zur Wiener Hafen-Gruppe.

Der große Vorteil des Hafens ist die sogenannte Trimodalität - also die Anbindung an die Straßen-, Schienen- und Wasserinfrastruktur. Das macht den Hafen Wien auch zu einer der wichtigsten Hinterland-Hubs Europas, vor allem für die großen Nordseehäfen und die adriatischen Häfen. Der Hafen Wien ist als Tochter der Wien Holding ein Unternehmen der Stadt Wien. Mit seinen drei Frachthäfen Freudenau, Albern und Lobau ist er auch der größte öffentliche Donauhafen Österreichs.

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