Wien. Die Ikone der österreichischen Bankhäuser ist in Gefahr. Nach dem Verkauf des am Georg-Coch-Platz stehenden Jugendstilgebäudes an die von Investor Rene Benko geführte Gesellschaft Signa orten Fachleute aus der Architektenszene eine "akute Gefährdung" des Bauwerks.
So soll bereits historisches Mobiliar aus dem 1912 erbauten Gebäude von Otto Wagner gebracht worden sein, sagt Andreas Vass von der Österreichischen Gesellschaft für Architektur (ÖGFA). "Es ist zu befürchten, dass es verkauft wird", darunter der Postsparkassenhocker - gefertigt aus fünf einzelnen Bugholzrahmen mit einem Sitz aus perforiertem Sperrholz - sowie Bodenbeläge, Wandtäfelungen, Heizkörper und Lampen, die von Wagner gestaltet wurden.
Was jedoch genau passieren wird, ist unklar. Vonseiten Signas hieß es zuletzt, dass geprüft werde, ob Wohnungen, Büros oder ein Hotel in dem Gebäude untergebracht werden. Um Klarheit zu bekommen, fordert Vass mehr Transparenz, um die Öffentlichkeit auf dem Laufenden zu halten.
"Bundesdenkmalamt
muss reformiert werden"
Architektin Judith Eiblmayr pflichtet bei. Das Gebäude stehe zwar unter Denkmalschutz. Doch: "Der Investor schafft an, das Bundesdenkmalamt (BDA) sieht nur zu", kritisiert sie. Das sieht auch Architektenkollege Axel Hubmann so. Eine Reform des BDA sei notwendig, sagt er. Es gehe aber um eine Stärkung, nicht um eine Zerschlagung. Die Postsparkasse sei nur eines von vielen schutzlosen Denkmälern der Moderne, sagt Norbert Mayr von der Initiative UmBauKultur: ebenso der Sprungturm am Millstätter See, das Kongresszentrum Bad Gastein, das Georg-Baumeister-Viertel in Bregenz, das Bahnpostamt in Linz. Statt am 24. September den "Tag des Denkmals" zu begehen, fordert er einen "Tag des schutzlosen Denkmals".