Wien. Dieses Wochenende startet in Wien das Internationale Festival für urbane Erkundungen "Urbanize". Es widmet sich in seiner 8. Ausgabe von 7. bis 15. Oktober dem Thema "Demokratie und Stadt". Unter dem Titel "DEMOCRACitY" sollen erfolgreiche Re-Demokratisierungsstrategien des neuen Munizipalismus in Städten weltweit erkundet und das Potenzial von Selbstorganisation in Wohnbau und Nachbarschaft beleuchtet werden.
Zehn Tage Programm mit Vorträgen, Diskussionen, Workshops, Filmen, Führungen und Interventionen thematisieren die Stadt als Ort demokratischer Erneuerung - und zwar erstmals mit der Festivalzentrale im Architekturzentrum Wien. Parallel dazu zeigt das Architekturzentrum die Ausstellung "Actopolis. Die Kunst zu handeln".
Der Ausgangspunkt für das Programm: Die fortschreitende Umverteilung von Macht und gesellschaftlichem Reichtum führt laut den Veranstaltern zu Prekarisierung erheblicher Teile der Bevölkerung und einer demokratiepolitisch gefährlichen Spaltung, die unsere Städte als Raum der Möglichkeiten bedrohen. Gleichzeitig sei die Stadt der Ort, an dem verstärkt nach Wegen einer demokratischen Erneuerung, nach Strukturen des Gemeinsamen und Formen solidarischen Zusammenlebens gesucht werde.
Vorbild Barcelona
"Viele dieser Ansätze entstehen selbstorganisiert in urbanen Nischen und erproben Möglichkeiten lokaler Handlungsfähigkeit gegen eine weithin empfundene Ohnmacht in unserer globalisierten Welt", heißt es in der Festival-Ankündigung. Als Vorbild wird Barcelona herangezogen, wo Bürgermeisterin Ada Colau seit 2015 die Stadtpolitik radikal umdreht, die Institutionen öffnet, politische Fragen mit Nachbarschaftsversammlungen debattiert und gemeinsam mit den Bewohnern Lösungen für eine Stadt für alle entwickelt. Damit bilde Barcelona die Speerspitze einer neuen munizipalistischen Bewegung, die weltweit Resonanz finde als solidarische Antwort auf das neoliberale Umverteilungskarussell, das immer mehr Menschen zurücklasse.
"Im kollaborativen Stadtmachen, im Sammeln von Kompetenzen in urbanen Aushandlungsprozessen und in der Erfahrung von Selbstwirksamkeit in lokalen Entwicklungsfragen schlummert viel Potenzial für demokratische Erneuerung", zeigt sich Festivalleiterin Elke Rauth überzeugt. Die gemeinsame Gestaltung einer Stadt berge nicht nur die Chance auf eine lebenswerte gebaute Umwelt, sondern auch auf krisensichere Nachbarschaften und zukunftsfähige gesellschaftliche Strukturen.
Seit 2010 aktiv
Das Festival "Urbanize" wurde von "derive - Verein für Stadtforschung" im Jahr 2010 in Wien gegründet, um einen umfangreichen Wissensaustausch, vielfältige Blickwinkel und konzentriertes Denken zu aktuellen Fragen des städtischen Lebens anzuregen. Das Festival verbindet unter der Leitung von Elke Rauth und Christoph Laimer jährlich eine breite Palette an Disziplinen und Akteuren aus Wissenschaft, Kunst und Zivilgesellschaft in ihrer theoretischen und praktischen Auseinandersetzung mit der Stadt als Kunst-, Forschungs- und Lebensraum.
Ziel des Festivals ist die Anregung einer forcierten Beschäftigung mit urbanen Themenstellungen sowie das Aufzeigen von Möglichkeitsräumen in der alltäglichen Nutzung und emanzipatorischen Potenzialen in der Gestaltung von Stadt.
Der Verein mit Sitz in Wien versteht sich als internationale Urbanismus- Plattform an der Schnittstelle von Wissenschaft, Kunst und Aktivismus. Ziel des Vereins ist die Vermittlung von gesellschaftsrelevanten Fragestellungen zum urbanen Raum mit Mitteln und Methoden von Wissenschaft und Kunst.
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