Knoflacher: Da frage ich aber, warum nicht?

Schicker: Na weil es ökonomisch nicht geht.

Knoflacher: Das muss man mit der Stadtentwicklung abgestimmt machen.

Schicker: Das hat mit Stadtentwicklung nichts zu tun. Sie wissen, dass Menschen an Randgebiete siedeln, weil sie die dichtverbaute Stadt nicht unmittelbar vor der Haustüre haben wollen. Das sind die Unterschiede. Wenn man auf das Rücksicht nimmt, dann braucht man eben Zubringerfunktionen, also Bus, Straßenbahn - und dazwischen verbindend die U-Bahn. Das ist international State of the Art. Der entscheidende Punkt ist zu erkennen, wenn ich eine Stadt für mehr als 130.000 Einwohner baue, dann muss ich auch entsprechend Rücksicht nehmen auf die 20 Prozent Verkehrsleistung im Individualverkehr. Und dass man den Durchzugsverkehr draußen halten kann.

Knoflacher: Es gibt zwei Auffassungen. Die eine ist, dass man die Eigendynamik des Autoverkehrs, die seit den 1950er Jahren stattfindet, akzeptiert und die Infrastruktur dieser Situation anpasst. Wenn man aber die Stadt der Menschen im Kopf hat, Autobahnen ersatzlos abreißt und dafür den ÖV fördert, wird die Stadt gestaltet und nicht der Verkehr.

Jetzt sprechen Sie von den Menschen, die man ja gut mit Öffis transportieren kann. Was ist aber mit den Betrieben und dem Wirtschaftsverkehr?

Wir haben genug Platz an bestehenden Autobahnen und Schnellstraßen, um den Wirtschaftsverkehr unterzubringen. Ist in Kärntner Straße oder Mariahilfer Straße die Wirtschaft zusammengebrochen, nur weil keine Autos mehr durchfahren konnten? Ist sie nicht.

Jetzt vergleichen Sie aber wieder Transdanubien mit der Innenstadt.

Und zwar weil in der Innenstadt eine auf Menschen ausgerichtete städtische Struktur existiert, die Fehlentwicklungen verhindert. Und das ist da draußen nicht der Fall. Dort geht es nur um die Sucht, für das Auto zu planen, wenn man die Lösung im Tunnel sieht.

Schicker: Nicht bös’ sein, aber das ist ja absurd zu sagen , dass die Stadt Wien nur in den Dimensionen des Autos denkt, wenn schon 1977 bei der Volksbefragung 79 Prozent der Wiener für einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs gestimmt haben. Wir haben es sogar geschafft, dass wir von damals 40 Prozent Individualverkehr auf 27 Prozent heruntergekommen sind. Und wenn ein neuer Stadtteil entsteht, wird man den nicht ganz ohne Erschließung für den Individualverkehr bauen können. In Aspern war mit der U-Bahn der ÖV als Erstes dort.

Ich würde noch gerne ein Thema aufs Tapet bringen, das hier noch gar nicht erwähnt wurde: Was ist mit dem Umweltschutz? Schließlich soll hier ein Tunnel in 60 Meter Tiefe durch ein riesiges Naturschutzgebiet gegraben werden, was laut Umweltschützern Auswirkungen auf das Grundwasser und damit auf die gesamte Fauna und Flora an der Oberfläche hätte.