Wien. (dab) Die Bilder zeigen Kinder, die als Soldaten verkleidet sind, am Boden liegen und sich tot stellen. Türkische Flaggen decken ihre kleinen Körper zu, andere Kinder spazieren an den "Gefallenen" vorbei. In der Affäre um Kriegsspiele mit Kindern in einer Atib-Moschee in Brigittenau sind am Mittwoch neue Fotos aufgetaucht. Veröffentlicht wurden sie vom "Falter". Die Bilder sollen belegen, dass nicht nur 2018, sondern bereits 2016 Schlachten mit Kindern nachgestellt wurden.

Die Bilder zeigen unter anderem Buben in Militäruniformen. - © WZ
Die Bilder zeigen unter anderem Buben in Militäruniformen. - © WZ

Gemacht wurden die Fotos in einer der größten Moscheen Wiens. Sie gehört zur Türkisch-Islamischen Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich (Atib), die in Wien auch Kindergärten betreibt. Atib ist ein Ableger des türkischen Amts für Religion und wird von Experten als verlängerter Arm der türkischen Regierung gesehen. Die Union vertritt als Dachverband mehr als 60 Vereine mit mehr als 100.000 Mitgliedern in ganz Österreich.

Durch die neuen Fotos gerät Atib erneut unter Druck. Nachdem die ersten Fotos am Dienstag auftauchten - sie stammen aus 2018 und zeigen Buben, die in Tarnanzügen die Schlacht von Gallipoli aus dem Ersten Weltkrieg nachstellen -, hatte Atib erklärt, dass man nach den Vorgängen sofort Konsequenzen gezogen habe. Die Veranstaltung sei "auf ausdrückliche Anordnung des Dachvereines" abgebrochen worden, erklärte Atib.

Diskussion in Deutschland

Die neuen Fotos stammen allerdings bereits aus 2016. "Wir bedauern, dass das auch in der Vergangenheit passiert ist", sagte ein Atib-Sprecher zur "Wiener Zeitung". Auf die Frage, ob es sich dabei um isolierte Einzelfälle handelt oder ein System dahinterstecke, meint er: "Das waren Veranstaltungen, die im Rahmen eines einzelnen Vereines gemacht wurden. Wir müssen den Menschen begreiflich machen, dass das in einer Moschee nichts zu suchen hat." Künftig wolle man sicherstellen, dass Vereine für ihre Veranstaltungen eine Genehmigung bei Atib einholen müssen.

Dass es sich hier um ein Problem im System handeln könnte, lässt ein Blick nach Deutschland vermuten. Dort ist die gleiche Diskussion wie in Österreich im Gange, nachdem Mitte April ein Video aus der Herforder Moschee in Nordrhein-Westfalen aufgetaucht war. Es zeigt junge Buben in Uniformen, die mit Spielzeugwaffen herummarschieren.

Ähnliche Szenen gibt es auch in einem Film zu sehen, der in der Zentralmoschee in Mönchengladbach gedreht worden sein soll. Auch aus einer Moschee in Ulm soll es Bilder geben. Betrieben werden diese Moscheen von der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib). Ditib gilt als deutsches Atib-Pendant. Atib wollte die deutschen Vorfälle nicht kommentieren.