Wien. (dab) Nach der Causa Semmelsweis sorgt ein weiteres Immobiliengeschäft der Stadt Wien für Aufsehen. Das Nachrichtenmagazin "profil" berichtet in seiner aktuellen Ausgabe, dass die Trabrennbahn Krieau im Prater von der Gemeinde Wien an das Immobilienunternehmen Viertel Zwei verkauft wurde. Die traditionsreiche und 1000 Meter lange Bahn wurde 1878 eröffnet und gilt als architekturhistorisch wertvoll.

Zwar scheint im Grundbuch noch die Stadt Wien als Eigentümerin der Bahn auf. Eine Sprecherin von Viertel Zwei bestätigte aber den Erwerb, die Verbücherung laufe noch. Wie viel Viertel Zwei für die Gründe bezahlt hat, ist nicht bekannt. "Der endgültige Kaufpreis kann erst festgelegt werden, wenn gewisse Parameter feststehen, darunter die Art der Nutzung sowie die erzielbare Bruttogeschoßfläche auf Basis der Widmung", so die Sprecherin.

Die Neos bezeichneten den Verkauf als "nächsten dubiosen Immo-Deal der Stadt Wien". Auch die Wiener ÖVP äußerte Kritik: Die "Krieau-Affäre" sei ein neuer "SPÖ-Skandal". Die rot-grüne Stadtregierung wehrte sich gegen die Anschuldigungen.

...und die Rennbahn(samt Stallungen).
...und die Rennbahn(samt Stallungen).

Die Rennbahn werde erhalten bleiben, erklärte man im Rathaus. Das Areal sei als Sportstätte gewidmet, gebaut werden dürfe hier nicht, hieß es aus dem Büro von Stadträtin Maria Vassilakou, die für die Stadtplanung zuständig ist. Auch im Büro des vormaligen Wohnbaustadtrats und nunmehrigen Bürgermeisters Michael Ludwig erklärte man auf Nachfrage der "Wiener Zeitung": "Der Erhalt und Weiterbestand der Trabrennbahn ist materiell und rechtlich durch das Wiener Sportstättenschutzgesetz abgesichert".

Neue Verpächterin

Demnach müsste eine vollständige oder teilweise Auflassung der Sportstätte oder eine Verwendung für andere Zwecke von der MA 51 - dem Sportamt - bewilligt werden. Ein Antrag auf Auflassung könne aber nur positiv beschieden werden, wenn der Antragssteller die Schaffung einer gleichwertigen Ersatzsportstätte nachweise, hieß es aus Ludwigs Büro.

Betrieben wird die Rennbahn vom SPÖ-nahen Wiener Trabrennverein. Am Montag war vom Verein keine Stellungnahme zu erhalten. Er hat die Bahn bisher von der Stadt Wien gepachtet. Die neue Verpächterin Viertel Zwei betonte, dass sich am unbefristeten Mietvertrag nichts ändern werde.

Gegenüber "profil" beklagten Insider aber, dass sich der Verein in einem schlechten Zustand befinde. Es gebe keinen Nachwuchs mehr, betagte Mitglieder würden sich abwenden. "Wenn das so weitergeht, existiert der Verein bald nicht mehr", so ein Involvierter.

Bereits in der Vergangenheit haben ähnliche Verkäufe für Kritik gesorgt. Viertel Zwei erwirbt seit Jahren große Flächen nahe der Rennbahn von der Stadt Wien für Immobilienprojekte. So hat sie etwa im "Viertel Zwei" zahlreiche Wohn- und Bürobauten errichtet. Die OMV-Konzernzentrale befindet sich ebenfalls dort.

Kritik an Veräußerung

2011 erwarb Viertel Zwei Flächen rund um die Stallungen neben der Bahn. Laut "Falter" soll die Stadt diese Flächen zu billig verkauft haben. Bereits in einem Aktenvermerk von 2007 sollen Rathausbeamte die Chefs der Wien-Holding vor dem äußerst niedrigen Verkaufspreis gewarnt haben und für eine "Korrektur bzw. Auflösung" plädiert haben.