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Rennen ins Ungewisse

Von Daniel Bischof

Politik

Das Unternehmen, dass die Bahn gekauft hat, nimmt dazu Stellung. Die Zukunft der Bahn offen.


Wien. Die Wiener Opposition schäumt. Für einen dubiosen Deal hält sie den Verkauf der Trabrennbahn durch die Stadtregierung. Von einer "Verscherbelung von Volksvermögen" sprach jüngst gar der nicht amtsführende Stadtrat Markus Wölbitsch (ÖVP). Seine Partei hat für heute, Mittwoch, einen Sondergemeinderat initiiert, der sich auch mit dem Geschäft befassen wird.

Durch die Debatte ist "IC Development" in den Fokus geraten. Das Unternehmen hat die Rennbahn von der Stadt erworben. Am Dienstag wehrte es sich gegen die Vorwürfe. Man werde zu Unrecht zum "politischen Spielball" gemacht, sagte Geschäftsführerin Sabine Müller.

Der Hintergrund: IC Development hat in den vergangenen Jahren Flächen rund um die Trabrennbahn gekauft. Dort entsteht das "Viertel Zwei" mit Büro- und Wohnbauten. Ende Juni 2018 wurde bekannt, dass die Stadt auch die Bahn an IC Development verkauft hat. Das bedeute das Ende für die Strecke, das traditionsreiche Areal werde zu einem Spekulationsobjekt, so der Vorwurf.

"Wir wollen den Trabrennverein nicht absiedeln", sagte Müller. Der Verein habe einen unbefristeten und unkündbaren Pachtvertrag: "Er entscheidet selbst über seine Zukunft." Sollte das Areal "irgendwann bebaubar werden, wollen wir es bebauen. Es ist ein Potenzial für die Zukunft." Derzeit ist das Areal als Sportfläche gewidmet.

Ersatzstätte nötig

Umsiedlungsüberlegungen gibt es, bestätigte Peter Truzla, Präsident des Wiener Trabrennvereins. Auch ein Verbleib in der Krieau sei aber möglich. "Die Überlegungen haben aber nichts mit dem Eigentümerwechsel zu tun." Vielmehr wolle man den Trabrennsport in Wien absichern.

Im Fall einer Umsiedlung muss eine Ersatzsportstätte geschaffen werden. Denn eine Auflassung der Stätte oder eine Verwendung für andere Zwecke muss vom Sportamt (MA 51) bewilligt werden. Und eine solche Bewilligung gibt es nur, wenn eine gleichwertige Sportstätte geschaffen wird.

Das werde aber nicht einfach, da die Ersatzfläche in Wien und mindestens 15 Hektar groß sein müsse, so Truzla. Derzeit suche man nach Standorten. Bei der Evaluierung etwaiger Ersatzstandorte sei man behilflich, sagte Müller. Konkrete Pläne gebe es aber nicht.

Kritisiert wurde von der ÖVP, dass das Geschäft - insbesondere hinsichtlich des Kaufpreises - intransparent abgelaufen sei. Die Käuferstrukturen seien verschachtelt, das Gelände zu billig verkauft worden. Das dementiert IC Development-Geschäftsführer Walter Hammertinger: "Seit Beginn halten wir uns an die Verträge, die der Gemeinderat abgesegnet hat." Man habe Wettbewerbe veranstaltet und transparent und kooperativ geplant.

Für das Gelände der Trabrennbahn, ohne die denkmalgeschützten Stallungen, habe man einen Mindestpreis von 10,4 Millionen Euro gezahlt - mit unbefristetem Pachtvertrag für den Verein und einer unverbaubaren Fläche. "Das ist ein marktüblicher Vorgang", so Hammertinger. Der finale Kaufpreis werde erst feststehen, wenn der Verein seine Entscheidung getroffen habe und klar sei, ob und wie viel man bauen könne. "Wir gehen davon aus, dass der finale Kaufpreis zwischen 50 und 70 Millionen Euro liegen wird."