Wien. Die Aufstellung der Mannschaften ist klar. Rapid hat sich mit dem Vorhaben des Stadionneubaus in Stellung gebracht. Die Anrainer formieren ihre Abwehr. Doch das eigentliche Match ist noch nicht angepfiffen.
Anfang Juni hat der Fußballverein SK Rapid seinen Mitgliedern in der Stadthalle die Pläne für das neue Stadion in Hütteldorf präsentiert - die "Wiener Zeitung" berichtete. Präsident Michael Krammer sprach damals von einem "historischen Tag" für den Verein. 53 Millionen Euro sollen in den Neubau fließen, das Stadion um 90 Grad gedreht und den hohen Anforderungen des europäischen Fußballverbands Uefa gerecht werden, um internationale Spiele austragen zu können. Aus dem Hanappi-Stadion soll bis Mitte 2016 das Allianz-Stadion werden.
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Noch keine Abbruchstimmung
Rund um das Stadion ist es ruhig. Die Abrissbirnen sind noch nicht ausgefahren, noch finden Spiele der Akademie- und der Amateurmannschaften statt. Im Fanshop kaufen Rapid-Anhänger noch fleißig ein, werden an der Kassa am Südeingang nach wie vor Tickets gekauft und pilgern Touristen hin, um sich vor dem Stadion ablichten zu lassen.
Doch hinter den Kulissen ist es nicht mehr ganz so ruhig. Im Inneren wird das Stadion ausgeräumt, die Möbel, die Fitnesskammer abmontiert. Eine Abrissparty ist geplant, aber noch nicht terminisiert. Bereits im Juli fanden Informationstage für die Anrainer statt. Dabei sollten den Bewohnern der Gemeindebauten rund um das Stadion ihre Bedenken genommen werden. "Es ging nur um eine Präsentation der Pläne", heißt es seitens der Bürgerinitiative "Wir sind Hütteldorf". Ob Anregungen, Wünsche, Beschwerden nachträglich in die Pläne eingeflossen seien, wisse man nicht.
Am 26. August wurde das Bauansuchen für das Allianz-Stadion eingereicht. Zu den präsentierten Plänen wurden keine Änderungen vorgenommen, sagt Harry Gartler, Prokurist der SK Sportstättenbetrieb GmbH und Projektleiter des Stadionneubaus, zur "Wiener Zeitung": "Weil wir uns schon im Vorfeld bemüht haben, die Anrainerwünsche einzubauen." So soll es durch die geschlossenen Ecken des Neubaus weniger Lärmbelästigung geben. Das Flutlicht soll in das Dach integriert werden, wodurch die Masten mit einer Höhe von 53 Metern obsolet werden. Parkplätze für Gästebusse, Polizeiautos und TV-Übertragungswägen sollen zu einem Großteil am Stadiongelände geschaffen werden.
Nicht gegen Neubau
Gleichzeitig wird das Stadion aber größer, statt derzeit 19.400 sollen dann 24.000 bzw. 28.000 Gäste Platz haben. Der Unterschied ergibt sich daraus, dass bei Bedarf bei nationalen Spielen die Sitzplätze der Rapid-Fans auf der Südtribüne zu Stehplätzen umgebaut und dadurch um 4000 Plätze aufgestockt werden können. Für die Mitglieder der Bürgerinitiative eine Horrorvorstellung, sei der Verkehr doch jetzt schon an Spieltagen die Hölle gewesen. Man sei nicht gegen einen Neubau, fühle sich aber von der Politik alleine gelassen, sollte der Neubau doch für das dicht bebaute Gebiet in Hütteldorf verträglich sein.
Andrea Kalchbrenner, Bezirksvorsteherin des 14. Bezirks, spielt den Ball zurück: "Der Bezirk ist auch nur beigezogen bei den Bauverhandlungen wie die Anrainer. Dabei haben wir ein Stellungnahmerecht." Was den Verkehr betrifft, bekommt der Bezirk Ende September das Verkehrskonzept, das im Verkehrsausschuss zusammen mit den Anliegen der Anrainer behandelt wird.
Die Anliegen der Anrainer sind auch Projektleiter Gartler wichtig, wie er betont. Immerhin betreibe er dann das Stadion und hätte nichts davon, die Anrainer jede Woche vor seiner Tür stehen zu haben. So arbeite man auch daran, die Scheinwerfer tatsächlich in das Dach zu integrieren. Derzeit sind Stangen vorgesehen, die über das Dach hinausragen. Das sei notwendig, um die Spieler am Platz nicht zu blenden. Allerdings wären die Masten auf keinen Fall mehr wie derzeit 53 Meter hoch.
Gartler hofft, dass Ende September die Bauverhandlung stattfindet und die weiteren Schritte zum Abriss des Stadions unternommen werden können.
Angst vor der Baustelle habe sie nicht, sagt Tanja N., Anrainerin im Hugo-Breitner-Hof. Sie freut sich vielmehr darauf, in den kommenden zwei Jahren keine angetrunkenen Zuschauer durch die Anlage torkeln zu sehen. Ob sich das mit dem neuen Stadion ändert, müsse man erst sehen.
Stammgäste statt Fans
Auch die Betreiber einiger umliegender Lokale fürchten sich nicht vor der Baustelle und den ausbleibenden Fans. Für Thomas Peschta, Betreiber in vierter Generation des gleichnamigen Gasthofs an der Bahnhofstraße, sind die Fans, die an den Spieltagen kommen, "eine zusätzliche Butter aufs Brot". Da diese aber nur alle zwei Wochen kommen, könne man alleine von ihnen nicht leben. Dass sie nun zwei Saisonen bis zum Sommer 2016 ausfallen, sei daher verschmerzbar: "Die guten Fans kommen auch, wenn kein Spielbetrieb ist, ansonsten haben wir unsere treuen Stammkunden."
Die beteiligten Mannschaften haben ihre Positionen abgesteckt, mit Beginn der Bauverhandlungen ist das Match angepfiffen.