Das Nummerngirl stakst in High Heels das Seilgeviert entlang, eine Tafel in den Händen, die die nächste Runde anzeigt: "3". Lina hockt in ihrer Ecke, Trainer Qays kühlt ihr verschwollenes Gesicht mit kaltem Wasser. Er sucht ihren Blick, gibt ihr Anweisungen für die letzte Runde.

Dann ertönt die Glocke. Die Iranerin hat in der zweiten Runde an Kraft verloren. Lina kennt das von ihrem ersten Profi-Kampf, als sie sich anfangs auch völlig verausgabt hatte und ihr am Ende die Kondition fehlte. Sie weiß, dass jetzt ihre Zeit gekommen ist. Lina dominiert von der ersten Sekunde an, landet mehr Treffer. Am Ende der Triumph: Lina gewinnt durch Punktewertung. Unter Applaus vom Publikum hebt Coach Qays Lina auf seine Schultern.

Auch diesmal bleiben die gehässigen Kommentare im Internet nicht aus. Daran wird sich auch so rasch nichts ändern. Doch anders als nach ihrem ersten Kampf, treffen die Beleidigungen Lina nicht mehr. "Ich kümmere mich nicht darum", sagt sie. Linas erster Sieg in einem professionellen Wettkampf ist am Ende auch ein Sieg über jene Stimmen, die glauben, Frauen einen Platz zuweisen zu müssen. Ein kleiner Schritt, wie der Frauenrechtler Jabari sagt. Aber es geschieht etwas.