März 1945: Der Krieg in Ostösterreich ging schon deutlich aufs Ende zu. Doch das Dritte Reich wehrte sich beinahe bis zum letzten Atemzug. Historiker sind sich einig, dass der Luftkrieg aus diesem Grund militärisch gerechtfertigt war, auch wenn er großteils die falschen Ziele traf und Tausenden von Unschuldigen das Verderben brachte.

Anders als Deutschland hatte Österreich, so der Militärhistoriker Manfried Rauchensteiner, keine ausgedehnten Flächenbombardements und auch keine 1000-Bomber-Angriffe zu erdulden: "Es wurde nur stückweise zertrümmert." "Österreich", so Rauchen-steiner weiter, "kam zugute, dass es, abgesehen von wenigen Ausnahmen britischer Angriffe, primär durch die Amerikaner bombardiert worden ist. Terror-Bombardements waren nicht US-Luftkriegsstrategie. Es ist nie versucht worden, einen Feuersturm wie in Dresden zu entfachen." Die Verheerungen und Opfer waren dennoch schlimm genug.

Österreich im Visier

Einschlägige Statistiken registrierten während des Zweiten Weltkrieges insgesamt 53 Luftangriffe auf Wien mit fast 9000 Toten und rund 37.000 total zerstörten Wohnungen.

Aber nicht nur Wien war betroffen. Als im Mai 1943 Nordafrika und in der Folge Süditalien von den Alliierten eingenommen wurden, war ganz Österreich in die Reichweite der britischen und amerikanischen Luftflotte gerückt. Ab November 1943 starteten die 15. US-Luftflotte und das 205. Bombengeschwader der Royal Air Force vom italienischen Foggia aus.

Der erste schwere Bombenangriff der Amerikaner gegen ein Ziel in Österreich wurde am Freitag, dem 13. August 1943, gegen Wiener Neustadt geflogen. 29 Angriffe mit 55.000 abgeworfenen Bomben forderten 790 Tote, rund 1000 Menschen wurden verletzt. Eine Vielzahl von Sprengtrümmerbrüchen machten Amputationen nötig. Wiener Neustadt war eine der schwerstzerstörten Orte Österreichs. Der zweite Ort, der vollständig zerstört wurde, war Hainfeld in Niederösterreich. Und in St. Pölten starben bei 10 Angriffen 591 Menschen.

Neben den strategischen Angriffen wurden österreichische Orte auch immer wieder als "Ausweichziele" angeflogen. So wurde am 1. Oktober 1943 Feldkirch mit 36 Bomben angegriffen, da das eigentliche Ziel Augsburg wegen der Flugabwehr unerreichbar war. Fast 200 Menschen fanden den Tod. Eines der nächsten Ziele war Innsbruck, das an einem strahlenden Dezembertag 1943 dem schlimmsten von insgesamt 22 Bombenangriffen (515 Tote insgesamt) ausgesetzt war: In nur zwei Minuten starben 270 Menschen in den Trümmern.

Klagenfurt wurde am 16. Jänner 1944 zum 48. Mal bombardiert, wobei mehr als 200 Menschen zu Tode kamen. Insgesamt waren 512 Tote zu beklagen.

1944, am Dienstag nach Pfingsten, wurde Marchtrenk bei einem Splitterbombenangriff auf Wels in Mitleidenschaft gezogen, ebenso ein weiteres Mal, als am 17. Februar 1945 Wels und Linz gleichzeitig bombardiert wurden. Dabei wurden auch weibliche Feuerwehrleute von Marchtrenk getötet. Auf Knittelfeld fielen in 20 Angriffen 1200 Bomben, wobei 256 Menschen umkamen.

Villach war das Zielobjekt zur Zerstörung des Verkehrsnetzes Wien-Venedig und München -Balkan. Es wurde ab Sommer 1944 systematisch angegriffen, insgesamt waren es 37 Angriffe mit 11.525 abgeworfenen Bomben und 272 Toten.

Trügerische Sicherheit

In Salzburg wähnte man sich sicher, doch 15 Angriffe trafen die Stadt. Die Amerikaner hatten die Festspiele geliebt und vom britischen Premier Churchill hieß es, er schätze die Stadt. Am 16. Oktober 1944 heulten die Bombensirenen, künstlicher Nebel wurde entfacht - 130 Tonnen Bomben trafen darauf nicht nur das angepeilte NS-Heereszeugamt, sondern weite Teile der Stadt. 245 Menschen wurden getötet.

Auf Graz, wo wichtige Rüstungsbetriebe der Steyr-Daimler-Puch AG angesiedelt waren, fielen in 56 Angriffen 29.000 Bomben, wobei 1788 Tote zu beklagen waren. Der schwerste Angriff erfolgte am 1. November 1944. Fast 400 Menschen starben.

Das letzte Kapitel: Einmarsch der Roten Armee in Wien, im April 1945.
Das letzte Kapitel: Einmarsch der Roten Armee in Wien, im April 1945.

Am 10. September 1944 erfuhr Wien den ersten Großangriff aus der Luft. In kurzen Intervallen schlugen Bomben in die Wohnhäuser ein. Rund 350 US-Bomber warfen ihre tödliche Fracht ab. Über 1000 Menschen wurden getötet; eine Gedenktafel in der Schottenkirche auf der Freyung erinnert daran. Noch leben Zeitzeugen und Zeitzeuginnen, die in den Bunkern und in den provisorisch luftschutzmäßig eingerichteten Kellern während der 53 Luftangriffe zwischen 1944 und 1945 Schutz suchten. Eine Zuflucht, die Kriegsgefangenen, Juden und Zwangsarbeitern verwehrt blieb. Wie aus Zeitzeugenberichten hervorgeht, waren sie dem Bombenhagel schutzlos ausgeliefert. Überlebten sie den Angriff, hatten sie danach den Schutt wegzuräumen.

Viele Menschen waren von Splittern oder Trümmern verletzt worden. Nicht immer boten die Bunker in Wien Schutz. Dem Sauerstoffmangel fielen vor allem kleine Kinder zum Opfer. Auch im Bunker des Rathauses am Friedrich Schmidt-Platz waren Tote zu beklagen. Viele Hilfesuchende fanden jedoch medizinische Versorgung in den Flaktürmen. Das belegen Funde, die in den letzten Jahren im Flakturm des Arenbergparks gemacht wurden. Schutz gewährten die tiefen Keller der Wiener Innenstadt.