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Kassandras vergebliche Rufe

Von Robert Schediwy

Reflexionen

Nach riskanten politischen und militärischen Entscheidungen kommen warnende Stimmen in der Regel zu spät.


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Evelyn De Morgan: "Die verzweifelte Kassandra", 1898.
© De Morgan Centre London/ wikimedia

Im Jahr 1811 verabschiedete Zar Alexander I. den scheidenden Botschafter Napoleons mit einem denkwürdigen Gespräch. Armand de Caulaincourt gegenüber eröffnete der Zar seine Strategie in dem beiderseits erwarteten Krieg:<p>"Wenn der Kaiser Napoleon mir den Krieg erklärt", sagte der Zar, "so ist es möglich, sogar wahrscheinlich, dass er uns schlagen wird; aber das wird ihm nicht den Frieden verschaffen. Die Spanier sind oft geschlagen worden, und doch sind sie weder besiegt noch unterworfen . . . Wir werden nicht leichtsinnig alles auf eine Karte setzen. Wir haben Raum und werden uns eine gut organisierte Armee bewahren. Man kann sogar seinen Besieger zum Frieden zwingen. Der Kaiser braucht schnelle Erfolge, so schnell, wie seine Gedanken. Wenn das Waffenglück gegen mich sein sollte, zöge ich mich lieber bis Kam-tschatka zurück, als dass ich Provinzen abträte und in meiner Hauptstadt einen Vertrag abschlösse, der nur ein Waffenstillstand wäre. Unser Klima, unser Winter werden für uns kämpfen. Wunder geschehen bei euch nur dort, wo der Kaiser steht. Er kann aber nicht überall sein, er kann nicht jahrelang von Paris fernbleiben".<p>Napoleon war also gewarnt. Dennoch entschied er sich für den fatalen Angriff auf Russland, der zur Vernichtung seiner großen Armee und letztlich zu seinem Sturz führen sollte.<p>

Macht der Torheit

<p>Es handelt sich hier um keinen Einzelfall. Auch im täglichen Leben ist der Weg in die Katastrophe häufig mit vergeblichen Warnungen gepflastert. Torheit und Selbstüberschätzung führen zu tödlichen Wetten und Mutproben. Touristen ignorieren offizielle Lawinensperren oder schlagen mahnende Worte erfahrener Hüttenwirte in den Wind. Nach Überschwemmungen, Hangrutschungen, Dammbrüchen, Erdbeben, Lawinenabgängen und ähnlichen Naturkatastrophen erinnert man sich der vorherigen Warnungen von Experten, die gerade an diesen Orten lange schon für besiedlungsfreie Zonen oder wenigstens besondere Vorsichtsmaßnahmen plädiert hatten.<p>In der Botschaft des Zaren an den Kaiser der Franzosen sehen wir den erfolglosen Warner in der Extremposition des potentiell übermächtigen Feindes, der aber mit einer Art Loyalität, ja Bewunderung dem Gegner die Folgen seiner extrem risikoreichen Absichten vor Auge führt. Unabhängigkeit des Denkens und eine gewisse Loyalität spielen beim Phänomen der vergeblichen Warnung generell eine wesentliche Rolle.<p>Die großen Übeltäter der Geschichte üben eine eigentümliche Faszination aus. Adolf Hitler oder Josef Stalin werden von den Me-dien immer noch in zahllosen Dokumentationen "ausgeschlachtet". Diejenigen hingegen, die es besser wussten, die vor den unvernünftig hohen Risiken und der wahrscheinlichen Sinnlosigkeit der zu erwartenden Opfer warnten, werden hingegen kaum erinnert. Sie gehörten meist zur "zweiten Reihe" der Entscheidungsträger und Meinungsmacher, überschauten jedenfalls das Geschehen aus einer gewissen Distanz. Ihre Vorbehalte wurden abgetan, ihre Anträge in Kriegsräten niedergestimmt. Es entspricht aber einem gewissen Sinn für Gerechtigkeit, sich einiger dieser erfolglosen Warner zu erinnern.<p>Die Figur der Kassandra, der Tochter des Priamos und Schwester des unglückseligen Paris, der durch seinen Raub der schönen Helena den Trojanischen Krieg auslöst, entstammt dem Umfeld der homerischen Epen - aber sie berührt uns bis heute. Die Seherin, die alles Unheil kommen fühlt, aber mit dem Fluch belegt ist, mit ihren Warnungen kein Gehör zu finden, beeindruckt durch ihre ausweglose Tragik.<p>Ebenfalls im Umfeld der homerischen Epen hat sich die Erzählung von Laokoon entwickelt, dem Warner vor dem Holzpferd, das die griechischen Belagerer Trojas bei ihrem scheinbaren Abzug vor der Stadt zurückgelassen haben. In Schillers freier Übersetzung aus dem zweiten Buch der Vergilschen "Äneis" lautet die zentrale Stelle wie folgt:<p>"Wenn in dem Rosse nicht versteckte Feinde lauern,
So droht es sonst Verderben unsern Mauern,
So ist es aufgetürmt, die Stadt zu überblicken,
So sollen sich die Mauern bücken
Vor seinem stürzenden Gewicht.
So ist’s ein anderer von ihren tausend Ränken,
Der hier sich birgt. Trojaner, trauet nicht!
Die Griechen fürchte ich, und doppelt, wenn sie schenken."<p>Spannend an dieser Darstellung ist die Gegenüberstellung von selbstbewusster und rationaler Argumentation und unbelehrbarer, verblendeter Fehlentscheidung.: Hierin liegt ein sehr moderner Aspekt. Das Motiv der göttlichen Bestrafung dagegen, wie wir es auch von den biblischen Propheten her kennen, ist für uns heute ins Märchenhafte gerückt. Es ist seit der Aufklärung obsolet - im Wesentlichen seit Voltaires berühmter Polemik gegen eine solche "Erklärung" des großen Erdbebens von Lissabon (1755).<p>

"Cluster" von Warnern

<p>Betrachten wir die Gegebenheiten der neueren Geschichte, begegnen wir häufig "Clustern" von Warnern, etwa Personen der zivilen Staatsverwaltung, die Vorstellungen der Militärhierarchie kritisieren - und umgekehrt. Vor allem die Vorgeschichte der beiden Weltkriege bietet reichliches Anschauungsmaterial.<p>Der Fall des deutschen Reichskanzlers Theobald von Bethmann-Hollweg, der immer wieder für einen Verständigungsfrieden eintrat und sich als Gegner des U-Boot-Krieges profilierte, ist so ein Beispiel eines relativ Ohnmächtigen in hoher Position. Auch die eigenartige Situation der aristokratischen und faschistischen italienischen "Parallel-
eliten" der Ära Mussolini zeigt dieses Phänomen - bis hinauf zum Königshaus (König Viktor Emanuel III. warnte 1939 angesichts des "Mitleid erweckenden" Zustandes der italienischen Streitkräfte auf das Nachdrücklichste vor einem Kriegseintritt Italiens auf der Seite Hitler-Deutschlands).<p>Ein klassisches Beispiel für eine relativ ungefährdete Mahnerrolle innerhalb der Machtelite sind jene hohen Militärs des deutschen Generalstabs, die sofort nach der Machtergreifung mit Hitlers Kriegsplänen konfrontiert wurden und diese als Techniker der kriegerischen Auseinandersetzung für undurchführbar hielten. Sie sahen die Katastrophe kommen, deponierten ihre kritische Sicht - konnten aber ungefährdet in Pension gehen, zumal sie darauf verzichteten, ihre kritische Sicht öffentlich zu machen.

Der japanische Angriff auf Pearl Harbour im Dezember 1941 wurde von mehreren amerikanischen Admirälen vorausgesagt, doch blieben ihre Warnungen wirkungslos.
© Corbis

<p>Privilegierte Außenseiter sind auch jene Mächtigen, die - gezeichnet von schwerer Krankheit - an ihre physischen Grenzen stoßen und vergeblich vor ihren Nachfolgern warnen. Lenin, der in seinem "politischen Testament" vor Josef Stalin warnte, stand aus gesundheitlichen Gründen bereits am Rande seiner politischen Einflussmöglichkeiten. Kronprinz Franz Ferdinand wiederum, der die österreichische Monarchie vor einem Krieg mit Russland warnte, weil dieser beide Kaisertümer vernichten würde, wartete ungeduldig im Wiener Belvedere auf die Macht, die er nie erringen sollte.<p>Zur persönlichen Sphäre zählen die Appelle zur rechtzeitigen Flucht nahestehender Menschen und Menschengruppen. Anton Kuhs bewegende letzte Wiener Stegreifrede vor dem "Anschluss" formulierte die Aufforderung an die Juden Österreichs, dringlichst das Land zu verlassen, um ihr Leben zu retten. Ähnlich motiviert war die Haltung des amerikanischen Journalisten Edgar Mowrer, der schon zu Beginn der 1930er Jahre die deutschen Juden aufforderte, rechtzeitig Hitlers Machtbereich zu verlassen. So wie später Kuh stieß Mowrer auf träge Ablehnung und Verharmlosung.<p>

Hasardspiele

<p>Wo konstruktive Warner militärische Optionen der Kritik unterziehen und dabei letztlich Recht behalten, liegt übrigens oft eine besondere Lage vor, die eine strukturelle Verlockung zum Hasardieren beinhaltet.<p>Eine solche Lage existiert immer dann, wenn relativ junge, ehrgeizige und charismatische Führungspersönlichkeiten in eher feindlichem Umfeld agieren, das noch dazu durch eine strukturelle Unterlegenheit der von ihnen geleiteten Institutionen gekennzeichnet ist.<p>In solchen Situationen gedeihen die Verlockung zur Überschätzung der eigenen Kräfte und die Illusion, durch Willenskraft, Überraschungscoups und zeitweilige punktuelle Überlegenheit das Unmögliche möglich zu machen. Eine "Philosophie des Handstreichs", wie sie etwa für die Mentalität der Faschismen typisch war, zeitigt aber in der Regel nur kurzfristige Erfolge.<p>Beispiele bieten die Expedition des Alkibiades nach Sizilien ebenso wie Hannibals legendäre Alpenüberquerung im Zweiten Punischen Krieg, die Sezession der Südstaaten zu Anfang des Amerikanischen Bürgerkriegs oder das Russland-Abenteuer des Schwedischen Königs Karl XII..<p>Zuweilen sind sich die Agierenden sogar bewusst, welch hohe Risiken sie eingehen. Der japanische Admiral Yamamoto, der die Attacke auf den amerikanischen Flottenstützpunkt von Pearl Harbor konzipierte, war sich bewusst, dass er durch seinen Überraschungsschlag Japan gegenüber den weit ressourcenreicheren USA nur eine etwa zwei Jahre dauernde militärische Überlegenheit verschaffen könnte. Würde es Japan nicht gelingen, bis zum Ende dieser Periode einen Verhandlungsfrieden zu erreichen, wären die Aussichten fürchterlich.<p>Bei solchen bis zur Absurdität riskanten Entscheidungen spielt oft ein überzogener Ehrbegriff mit eine Rolle - und der Wunsch, eine schon lange existierende Bedrohung durch einen Befreiungsschlag zunichte zu machen. In manchen Fällen muss man allerdings davon ausgehen, dass Entscheidungsträger von einem latenten Drang zur Selbstvernichtung geprägt sind. Im Falle des Wagnerianers Adolf Hitler ist etwa die Behauptung, er habe seine realgeschichtliche Götterdämmerung selbst inszenieren wollen, nicht von der Hand zu weisen.<p>Auch Entscheidungen, die aus Gründen der "Ehre" oder "Selbstachtung" im vollen Wissen der eigenen Unterlegenheit gefällt werden, enthalten oft ein Element des tragischen Fatalismus. Der österreichische Generalstabschef Conrad von Hötzendorf schrieb beispielsweise am 28. Juni 1914, also etwa einen Monat vor Beginn des Ersten Weltkriegs, an seine geliebte Gina von Reininghaus in Bezug auf den bevorstehenden Krieg: "Es wird ein aussichtsloser Kampf werden, dennoch muss er geführt werden, da eine so alte Monarchie und eine so glorreiche Armee nicht ruhmlos untergehen können". Auch die am 12. April 1861 bei Fort Sumter in der Charleston Bay von den Konföderierten begonnenen Feindseligkeiten des Amerikanischen Bürgerkriegs wurden im Bewusstsein des eigenen wahrscheinlichen Unterganges unternommen.<p>Schon Otto von Bismarck war sich bewusst, mit der Annexion des französischsprachigen Lothringen den Wünschen der Krone und den Bestrebungen der deutschen Schwerindustrie zu weit entgegengekommen zu sein. Sein Bemühen ging daher in der Folge stets dahin, das Erworbene zu sichern und keine zusätzlichen Animositäten bei den voraussichtlichen Gegnern zu erzeugen.<p>Aber schon 1875 gab es gewichtige Stimmen, die einen Präventivkrieg gegen das rasch erstarkende Frankreich forderten. Bismarck versuchte die Gefahr eines Zweifrontenkriegs durch ein komplexes Vertragssystem zu reduzieren, aber auch 1887 traten wichtige Militärs und Diplomaten für einen präventiven Angriff auf Russland ein.<p>Der jugendliche Kaiser Wilhelm II., der sich 1890 des vorsichtigen Bismarck rüde entledigt hatte, kannte solche Rücksichtnahmen nicht - und dem komplexbehafteten, geltungssüchtigen jungen Mann mit dem verkrüppelten Arm gelang es binnen kurzem, durch die Distanzierung von Russland und eine die Seemacht Großbritannien herausfordernde Flottenpolitik die Einkreisung Deutschlands und seines österreich-ungarischen Vasallen zu bewirken. In solchen Situationen evidenter Unterlegenheit liegt für eine aktivistische militaristische Politik die Option nahe, auf eine zeitweilige Rüstungsüberlegenheit zu setzen - also zu hasardieren.<p>

Politische Planspiele

<p>Der 1905 konzipierte Schlieffenplan war so ein Hasardspiel. Er sah, entgegen früheren Planungen für den Fall eines Zweifrontenkrieges, einen raschen Durchmarsch durch das neutrale Bel-gien und einen vorrangigen Sieg im Westen vor - erst dann sollte, nach zunächst hinhaltendem Widerstand, der Hauptschlag gegen Russland erfolgen. Diese bewusste Verletzung der belgischen Neutralität sollte später mit ein Grund für den Kriegseintritt Großbritanniens sein.<p>Die undankbarste Situation, in die wohlmeinende Warner geraten können, ist jene, in der die politischen Köder ausgelegt werden, um ressourcenmäßig unterlegene Gegner zu der zuvor beschriebenen Art von verzweifelter Vorwärtsstrategie zu verlocken. Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass dieses Schicksal einige amerikanische Admiräle im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs betraf.<p>1932 führte die amerikanische Marine ein Planspiel durch, das von der Hypothese eines überraschenden Luftangriffs auf Pearl Harbor ausging. Ungeachtet der bekannten Verwundbarkeit des Standortes verlegte aber Präsident Roosevelt 1940 die amerikanische Pazifikflotte aus dem sicheren San Diego nach Hawaii.<p>Admiral Richardson, bis zum Frühjahr 1941 Kommandeur der Pazifikflotte, beklagte gegenüber Admiral Stark, dem Stabschef der US-Marine, die unzulängliche Luftabwehr von Hawaii. Stark wiederum schrieb am 24. Jänner 1941 an den Marine-Minister Knox: "Wenn es zum Krieg mit Japan kommen sollte, ist es durchaus möglich, dass die Kriegshandlungen mit einem Überraschungsangriff auf die Flotte oder den Marinestützpunkt in Pearl Harbor eröffnet werden."<p>Auch im noch näheren zeitlichen Umfeld des 7. Dezember 1941 gab es etliche Warnungen, die aber allesamt missachtet wurden. Die Flottenbasis lag da "wie im tiefsten Frieden", als sie an diesem Sonntag von den Angriffswellen der japanischen Marineflugzeuge getroffen wurde.<p>Nach offizieller Lesart handelt es sich dabei um eine Verkettung unglücklicher Umstände - alles andere gilt als "Verschwörungstheorie". Tatsache ist freilich, dass Präsident Roosevelt 1940 zwar mit dem Versprechen, nicht in den 1939 ausgebrochenen Weltkrieg einzugreifen, wieder gewählt worden war, dass er aber - legitimerweise - nicht daran dachte, eine weitere Expansion der aggressiven Militärmächte Deutschland und Japan zuzulassen. Roosevelt unterstützte daher Großbritannien durch großzügige Kredite und Waffenlieferungen und fuhr auch gegen Japan eine harte Politik: Das rohstoffarme Inselreich wurde mit einem Öl- und Schrottembargo belegt, und in ultimativer Form zur Rückgabe seiner Eroberungen in China sowie zur öffentlichen Entschuldigung für seine Aggressionspolitik gedrängt.<p>Angesichts dieser Forderungen war klar, dass das stolze Japan, das eigentlich nicht die USA als Kriegsgegner haben, sondern ein asiatisches Imperium aufbauen wollte, einen solchen Gesichtsverlust nicht ertragen würde. Statt sich demütigen zu lassen, würde es mit hoher Wahrscheinlichkeit den Rivalen im pazifischen Raum angreifen.<p>Diese Alternative war allerdings auch für den amerikanischen Präsidenten innenpolitisch höchst erwünscht, denn sie befreite Roosevelt von der Last eines Versprechens an die Wähler. Der bekannte amerikanische Historiker Charles A. Beard vertrat 1948 die These, die USA hätten Japan in den Krieg hineingetrieben. Die Veröffentlichung seines Buches "President Roosevelt and the Coming of the War, 1941: Appearances and Realities" hatte freilich zur Folge, dass er zum Rücktritt aus allen seinen Ämtern in den geschichtswissenschaftlichen Vereinigungen der USA gezwungen wurde.<p>Wie auch immer: es bedarf keiner Verschwörungstheorien, festzustellen, dass der Eintritt in verlustreiche Großkriege in einigermaßen funktionierenden Demokratien höchst unpopulär ist. Nur ein Empörung stiftender "Anstoß von außen" kann diese Stimmung in der Bevölkerung drehen und die patriotische Wehrbereitschaft entscheidend stärken. Im Falle des Präsidenten Roosevelt kann das Ergebnis einer solchen Konstellation im historischen Rückblick sogar durchaus bejaht werden.<p>

Katalysatoren

<p>Ähnliche Vorfälle sind in der Geschichte der Vereinigten Staaten freilich gar nicht selten: Die nie völlig aufgeklärte Explosion der "USS Maine" in einem kubanischen Hafen ermöglichte den Spanisch-amerikanischen Krieg von 1898, der vom Untergang der Lusitania 1915 stimulierte Stimmungsumschwung den Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg.<p>Nicht umsonst argumentierte der neokonservative Think Tank "Project for the New American Century" in seinem 2000 vorgelegten Paper "Rebuilding America’s Defenses", dass der Übergang der amerikanischen Streitkräfte zu neuen Technologien und operativen Konzepten ein langwieriger sein könnte, falls nicht ein "katastrophales und als Katalysator (also beschleunigend) wirksames Element in der Art eines neuen Pearl Harbor" stattfinde.<p>Die Admiräle, die damals vor der exponierten Lage Pearl Harbors und der mangelnden Verteidigungsbereitschaft des Flottenstützpunktes warnten, gingen übrigens in allen Ehren in Pension. Als Warner aufzutreten, scheint doch vorrangig ein Spiel für Privilegierte zu sein.

Robert Schediwy, geboren 1947, lebt als Sozialwissenschafter und Kulturpublizist in Wien. Er arbeitet zur Zeit an einem Buch zur Geschichte der vergeblichen Warnungen.