Was jetzt noch aussteht, ist ein wirklich reibungsloser Außenbordeinsatz. Für den letzten bemannten Gemini-Flug trainiert Edwin Aldrin in einem Wassertank. Der Auftrieb vermittelt ihm ein Gefühl von Schwerelosigkeit. Außerdem hat man seiner Gemini 12 endlich spezielle Vorrichtungen gegönnt, die den Füßen Halt bieten.

Das Finale

Am 12. November 1966 docken Edwin Aldrin und James Lovell neuerlich an einer Agena an. Das Triebwerk der Zielrakete hat allerdings schon während des Starts für Stirnrunzeln gesorgt. So verzichtet man lieber darauf, sich damit abermals in unerreichte Höhen schubsen zu lassen. Niemand weiß, ob auch die spätere Rückholzündung klappen würde.

Aldrins erste EVA ist wieder nur ein "Stand-Up". Der Astronaut ragt fast zweieinhalb Stunden lang aus dem Schiff und lichtet Sterne ab. So bekommt er einen guten Vorgeschmack auf seinen zweiten, kompletten Ausstieg. Dabei klappt dann Aldrin Montageplatten am Schiff und an der Agena auf, übt sich im Herstellen elektrischer Verbindungen. Er meistert die Aufgabe mit Bravour. Ruhepausen während des Ausstiegs verhindern allzu rasche Erschöpfung. In Summe dauern seine drei Außenbordmanöver fünfeinhalb Stunden. Mit der Wasserung der Kapsel am 15. November 1966 ist das Gemini-Programm Geschichte.

Mittlerweile weiß die NASA, wer hinter den Erfolgen der sowjetischen Konkurrenz gesteckt hat: Chefkonstrukteur Sergei Pawlowitsch Koroljow ist im Jänner 1966 überraschend verstorben. Zu Lebzeiten galt er als wandelndes Staatsgeheimnis. Nun, in ihrem ausführlichen Nachruf, lüftet die russische Tageszeitung "Prawda" das Geheimnis. Die UdSSR verdankt diesem Mastermind mehrere aufsehenerregende Weltraumpremieren: darunter den ersten künstlichen Erdsatelliten (Sputnik, 1957), den ersten Flug eines Menschen ins All (Juri Gagarin, 1961) und den allerersten "Weltraumspaziergang" (Alexei Leonow, 1965).

Gagarin und Leonow trugen dann auch die Urne mit Koroljows Asche zur Kremlmauer. Sie wechselten sich dabei mit dem Ersten Parteisekretär Leonid Breschnew und dem Ministerpräsidenten Alexei Kossygin ab. Wassili Mischin tut sich schwer, in Koroljows Fußstapfen zu treten. Er wird den Verlust dieses Raumfahrtgenies nicht aufwiegen können. Ende 1965 sind bereits 21 Monate ohne eine einzige bemannte Sowjet-Mission ins All verstrichen: Das neue Sojus-Schiff will und will nicht fertig werden.

Amerikanische Erfolge

Jetzt, nach Abschluss des Gemini-Programms, dürfen auch die USA auf eine Serie von Premieren und Bestleistungen verweisen: Rendezvous- und Andockmanöver, Flüge mit zwei verbundenen Raumfahrzeugen, etliche EVAs, Rekorde in Sachen "Flughöhe" und "Flugdauer" sowie punktgenaue Wasserungen.

Manche wollen das erfolgreiche Gemini-Programm fortsetzen: Eine Landung auf dem Mond wäre mit diesen Schiffen freilich nicht möglich, wohl aber eine erste Mondumrundung. Sollten die Sowjets diesen prestigeträchtigen Schritt früher wagen, kämen die USA neuerlich in Rückstand. Doch die NASA bleibt konsequent. Sie konzentriert sich lieber auf das Nachfolgeprojekt Apollo.

Alle Gemini-Astronauten des Jahres 1966 werden darin aufgenommen: 1969 ziehen Thomas Stafford und Eugene Cernan im Landemodul der Apollo 10 ganz knapp über der Mondoberfläche dahin. Neil Armstrong und Edwin Aldrin betreten als erste Menschen einen anderen Himmelskörper; Michael Collins harrt im Kommandomodul der Apollo 11 aus. Im Zuge weiterer Flüge drücken unter anderem auch Charles Conrad, David Scott, John Young und Eugene Cernan ihre Stiefel in den staubigen Mondboden.

James Lovell umrundet den Mond in der Apollo 8. Ein explodierender Sauerstofftank im Service-Modul der Apollo 13 vereitelt zwei Jahre später seine Landung. Richard Gordon soll im Rahmen der Apollo 18-Mission über den Erdtrabanten spazieren. Doch dieser Mondflug wird, wie alle späteren auch, Budgetkürzungen zum Opfer fallen.