Zum Hauptinhalt springen

Was für eine Geschichte!

Von Rolf Steininger

Ein einzigartiges Land mit einzigartigen Problemen: Vor 70 Jahren wurde der Staat Israel gegründet.


In diesem Jahr feiert Israel seinen 70. Geburtstag. Vor 70 Jahren, am Nachmittag des 19. April 1948 (das ist das Datum nach dem jüdischen Kalender; nach gregorianischer Zeitrechnung ist dies der 14. Mai), verkündete der Führer der Zionisten, David Ben-Gurion, die Unabhängigkeit Israels.

Damals gab es nicht wenige, die nicht einmal im Traum an einen 70. Geburtstag dieses Staates geglaubt haben. Als am 20. April/ 15. Mai 1948 - am ersten Tag der Existenz des neuen Staates - die Armeen aus Ägypten, Jordanien, Syrien, dem Libanon und dem Irak Israel angriffen und der Generalsekretär der Arabischen Liga verkündete, es werde ein Ausrottungskrieg und ein Massaker sein, von dem man wie von dem mongolischen Massaker und den Kreuzzügen sprechen werde, da gab es so manchen, der keinen Pfifferling auf Israel gab. Der britische Außenminister Ernest Bevin war davon überzeugt, wie er dem österreichischen Botschafter Schmidt Ende Mai 1948 anvertraute, dass sich der jüdische Staat nicht halten könne, und dass, so wörtlich "der zionistische Traum ausgeträumt sei".

Ähnlich sah das auch der erste diplomatische Vertreter Österreichs in Tel Aviv, Karl Hartl. Der Wiener, überzeugter Sozialist, mit einer Jüdin verheiratet, der nur mit viel Glück einer Exekution durch die SS in Frankreich entkommen war, war besonders kritisch. Für ihn war Israel ein "kleines, sehr armes" Land, eine "Früh- und vielleicht Fehlgeburt", es sei, "ob es will oder nicht, doch ein Spritzer des von Hitler zertrümmerten Europas, der an den Küsten Kleinasiens kleben geblieben ist". 1954 meinte er, es dürfe "als erwiesen betrachtet werden, dass die Aufpfropfung Europas auf den uralten vorderasiatischen Ast misslungen ist - dieses Reis hat nie den Saft der Wurzel geholt und wird ohne raumfremde Hilfe verdorren". Er sollte sich irren.

Herzls Judenstaat

Die Gründung Israels war der Endpunkt einer Entwicklung, die Jahrzehnte vorher begonnen hatte: Mit jenem im 19. Jahrhundert in Europa entstandenen Phänomen und dem Mann, der daraus die Konsequenzen gezogen hatte. Das Phänomen war der Antisemitismus, der Mann war Theodor Herzl.

Herzl war 1860 in Budapest geboren, wuchs aber in Wien auf und wurde ein vollständig assimilierter Jude. 1884 promovierte er zum Doktor jur. und hatte die Absicht, Schriftsteller zu werden. Er wurde eine Art Kaffeehausliterat und mittelmäßiger Theaterautor. 1891 wurde er dann aber als Journalist für die "Neue Freie Presse" nach Paris geschickt. Der Aufenthalt dort wurde zur entscheidenden Station in seinem Leben.

Im Dezember 1894 wurde dort ein jüdischer Hauptmann des französischen Generalstabes, Alfred Dreyfus, von einem Militärgericht der Spionage für das Deutsche Reich für schuldig befunden und zu lebenslänglicher Deportation auf die Teufelsinsel in Französisch-Guyana verurteilt. Dreyfus wurde öffentlich degradiert: sein Degen zerbrochen, seine Rangabzeichen entfernt, er selbst in Ketten abgeführt. Währenddessen schrie der anwesende Mob: "Tod. Tod den Juden."

Herzl war über diese antisemitischen Ausbrüche entsetzt; seine Antwort auf den Antisemitismus war eine kleine, 71 Seiten umfassende Broschüre: "Der Judenstaat - Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage". Es war eine programmatische Schrift, mit der der moderne politische Zionismus und damit die Umwälzung in der Geschichte des jüdischen Volkes begann. Der erste Satz macht deutlich, worum es Herzl ging: "Der Gedanke, den ich in dieser Schrift ausführe, ist ein uralter, es ist die Herstellung des Judenstaates."

Von nun an arbeitet Herzl rastlos für die Verwirklichung dieser Idee. Es begann mit der Einberufung des ersten Zionistenkongresses in Basel Ende August 1897, auf dem 204 Delegierte die Errichtung einer Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina, d. h. einen Judenstaat forderten.

Das Palästina der Briten

In sein Tagebuch notierte Herzl am 3. September 1897 jene Sätze, die später immer wieder zitiert wurden: "Fasse ich den Basler Kongress in ein Wort zusammen - das ich mich hüten werde, öffentlich auszusprechen -, so ist es dieses: in Basel habe ich den Judenstaat gegründet. Wenn ich das heute laut sagte, würde mir ein universelles Gelächter antworten. Vielleicht in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig wird es jeder einsehen." 50 Jahre und neun Monate später gab es diesen Staat: Israel.

Es war ein harter und beschwerlicher Weg gewesen. Die wichtigsten Stationen seien hier noch einmal aufgezählt: 1917 die Balfour-Deklaration - jener berühmte Brief des britischen Außenministers Balfour, in dem die britische Regierung den Zionisten ihre Unterstützung beim Aufbau einer nationalen Heimstätte in Palästina zusicherte. Mit der Machtübernahme der Nazis in Deutschland kamen die erste große Einwanderungswelle deutscher Juden, die gewaltsame Reaktion der Araber und 1936 der arabische Aufstand; 1937 der Vorschlag der Briten, das Land zu teilen, in einen arabischen und einen jüdischen Staat, 1939 dann das britische Weißbuch: es würde keinen Judenstaat geben.

Die Briten wollten jetzt einen Staat Palästina innerhalb von zehn Jahren errichten, in dem Araber und Juden gemeinsam leben sollten, die jüdische Einwanderung aber in jedem Fall beenden. Für die nächsten fünf Jahre sollten nur noch insgesamt 75.000 Juden zugelassen werden. Danach würde es keine jüdische Einwanderung mehr geben. Auch nach 1945 blieben die Briten bei ihrer Politik: keine illegale Einwanderung von Juden. Dagegen kämpften die Juden in Palästina - auch mit Terroraktionen.

Im Februar 1947 legte Großbritannien sein Palästinamandat zurück und überließ der UNO die Lösung des Problems. Am 29. November 1947 sprach sich die UNO-Generalversammlung dann in der Resolution 181 für die Teilung aus. 33 Länder hatten mit Ja gestimmt, das war die notwendige Zweidrittelmehrheit. Unter ihnen die USA, Frankreich und die Sowjetunion; 13 hatten dagegen gestimmt: die arabischen Staaten sowie Kuba, Griechenland und Indien; zehn hatten sich der Stimme enthalten, unter ihnen Großbritannien und China. Der amerikanische Präsident Truman hat später in seinen Memoiren geschrieben, dass in keinem anderen Fall so viel Druck und Propaganda auf das Weiße Haus ausgeübt worden sei wie bei dieser Entscheidung.

Die Araber lehnten den Teilungsplan ab. Zum österreichischen Gesandten in Kairo, Erich Bielka, meinte der ägyptische Außenminister: "Bevor wir langsam unsere mühsam erkämpfte Freiheit wieder verlieren und in zwanzig Jahren vielleicht als Sklaven jüdischer Herren enden, ziehen wir lieber jetzt in den Krieg und versuchen, die Entwicklung dieses Staates unmöglich zu machen." Es folgte ein blutiger Krieg - Araber gegen Juden, mit furchtbaren Exzessen auf beiden Seiten.

Die Unabhängigkeit

Am Freitag, den 19. April/14. Mai 1948, um Mitternacht, würde nach 26 Jahren das britische Mandat über Palästina zu Ende gehen. Acht Stunden zuvor, um 16.00 Uhr, trat der jüdische Nationalrat unter Vorsitz von David Ben-Gurion im Stadtmuseum von Tel Aviv zusammen, um die Gründung des Judenstaates zu verkünden. Da am Freitagabend bei Sonnenuntergang der Sabbat beginnt, musste vorher gehandelt werden. Unter einem überlebensgroßen Porträt von Theodor Herzl verkündete Ben-Gurion die Errichtung des Staates Israel.

Als an jenem Freitag um Mitternacht das britische Mandat in Palästina endete, gab es diesen neuen Staat. Genau elf Minuten später erkannte Präsident Truman in Washington Israel an, während die Armeen von Ägypten, Jordanien, Syrien, dem Irak und dem Libanon Israel angriffen. Der erste israelisch-arabische Krieg endete mit einer Niederlage der Araber, die Israel jetzt erst recht vernichten wollten.

Dem Unabhängigkeitskrieg 1948/49 folgte 1956 der zweite Krieg, als der neue Führer der Araber, Ägyptens Präsident Nasser, die Vernichtung Israels androhte; dann 1967 im Sechstagekrieg die totale Niederlage der Araber. Manche sprachen von einer zweiten Geburt Israels, das nun auch Besatzungsmacht geworden war und mit dem Bau von Siedlungen in den besetzten Gebieten begann, nachdem die Arabische Liga das israelische Friedensangebot mit einem dreifachen Nein beantwortet hatte: Nein zum Frieden mit Israel, Nein zur Anerkennung Israels und Nein zu Verhandlungen mit Israel.

Bei seiner Gründung 1948 hatte Israel 600.000 Bewohner. 2018 sind es 7 Millionen, plus 1,4 Millionen Araber. Das Land ist etwa so groß wie Niederösterreich, aber besteht zu 50 Prozent aus Wüste. Dieses kleine Land ist inzwischen in den wichtigsten Zukunftsindustrien zum Global Player geworden. Israel ist Weltspitze in Computer-Science und Mathematik und zählt überdies zu den fünf weltbesten Ländern in all jenen Disziplinen, die Grundlagen für Hochtechnologien liefern.

Warum ist das so? Israels turbulente Geschichte - 70 Jahre Belagerungszustand - hat in vielfacher Hinsicht eine Mentalität der Innovationen erzeugt, die auf schierer Notwendigkeit basiert. Die effektive Nutzung begrenzter Ressourcen, intelligente Improvisation und eine Ethik des Durchhaltens im Angesicht von Widrigkeiten sowie der kontinuierliche Zustrom von talentierten Einwanderern aus aller Welt, für die Israel nicht nur einfach ein Staat wie jeder andere ist, sondern eine umfassende Geisteshaltung - dies sind die Wesenszüge, die dazu beigetragen haben, dass die Negev-Wüste begrünt und eine moderne westliche Wirtschaft, Armee und Infrastruktur aufgebaut worden sind.

Führende Technologie-Unternehmen wie Intel, Motorola, HP oder auch Yahoo, Apple und Microsoft haben aus diesem Grund ihre einzigen außerhalb der USA liegenden Forschungsabteilungen in Israel. Man sieht das, wenn man auf der Autobahn bei Tel Aviv nach Norden fährt, wo Google sein Center hat. Da verwundert es nicht, dass auch das erste Mobiltelefon von israelischen Forschern bei Motorola-Israel entwickelt wurde, genauso wie der USB-Stick, der im Jahr 2006 von SanDisk für 1,6 Milliarden Dollar gekauft wurde. In jedem Handy steckt israelische Technologie.

Mit mehr als 300 Unternehmen weist Israel eine Dichte von Hightech-Unternehmen auf, die nur noch von der des Silicon Valley übertroffen wird. Israel kann mit der - nach den USA und China - größten Zahl von registrierten NASDAQ-Unternehmen reüssieren. Gegenwärtig sind es 100 (Deutschland hat acht).

Die Rolle der Armee

Dabei spielte und spielt die Armee eine entscheidende Rolle. Israels junge Führungskräfte profitieren von der dreijährigen Wehrpflicht für Männer (und zwei Jahre für Frauen), verbunden mit jährlich wiederkehrenden Wehrübungen, bei denen private Netzwerke vertieft werden. Militärische Eliteeinheiten arbeiten heute teilweise auf höherem Niveau als die Universitäten Harvard, Princeton oder Yale. Wer in der Computereinheit "Mamram" oder dem Technologie-Center "Talpiot" gedient hat, kennt sich in neuerster Technologie aus. Noch berühmter ist die Einheit 8200 des Militärgeheimdienstes, das israelische Gegenstück zur amerikanischen NSA.

Über die Jahre hat sich Israel bei der Landesverteidigung auf seine eigenen Ressourcen verlassen müssen. Über allem steht die Sicherheit des Landes, man verlässt sich ausschließlich auf sich selbst. Es hat eine unverhältnismäßig große Zahl von militärischen Projekten entwickelt und hergestellt, darunter Satelliten, Kampfflugzeuge, Panzer, Drohnen, Maschinenpistolen, Uzi- und Sturmgewehre. Diese Entwicklung ist zum großen Teil allerdings auch im zivilen Bereich weiter genutzt worden. Israelische Sicherheitsunternehmen sind in allen Regionen der Welt aktiv und bieten Lösungen und Technologien an. Die Infrastruktur des Buckingham-Palastes, des Vatikan und des Eiffelturms werden mit israelischer Technologie gesichert, genauso wie die Flughäfen JFK in New York, Heathrow in London, Hannover, Tel Aviv und Singapur u.a.

Der Anteil von Universitätsabsolventen in Israel ist gemessen an der Gesamtbevölkerung der höchste weltweit. Auf 10.000 Beschäftigte kommen in Israel 145 Wissenschafter, verglichen mit den USA 85, Japan 70 und Deutschland 60. Allein diese Zahl führt das wissenschaftliche Potential Israels vor Augen. Der Anteil der Akademiker an der Bevölkerung beträgt 56 Prozent, gegenüber 30 Prozent im OECD-Durchschnitt. Damit nimmt Israel Platz 2 ein. Dafür wird auch etwas getan: 4,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gehen regelmäßig in zivile Forschung und Entwicklung - der höchste Anteil im Vergleich mit allen Staaten der OECD.

Erwähnenswert ist auch ein nächster Bereich: die Schmuckindustrie, die massive Zuwächse verzeichnet. Warum? Israel kann sich mit Experten-Immigranten aus 70 Ländern rühmen. Jeder von ihnen bringt einzigartige Ideen, Stile und Techniken mit. Israel ist der weltweit größte Markt für geschliffene Diamanten. Jeder dritte Diamant in dieser Welt wird hier geschliffen.

Israel ist auch führend im Umweltschutz: Wer die Anlagen zum Schutz der Korallen etc. in Elat sieht, und wer dann mit dem Glasboot im Golf von Akaba den Meeresboden betrachtet, weiß, was ich meine. Dort ist alles tot, eine einzige Mülllandschaft mit einem versunkenen Panzer - Stolz aller Glasbootführer.

Die Forscher der Ben-Gurion-Universität in Beersheba haben eine Getreidesorte gezüchtet, die auch auf kargen und salzigen Böden wächst und bei großer Trockenheit nicht eingeht - mit einem Gen, das die Resistenz und das Toleranzsystem des Getreides deutlich erhöht. Die computergesteuerte Technik der Tropfen-Bewässerung wurde in Israel erfunden. Das Land ist auch führend in der Technik der Wasseraufbereitung; im letzten Jahr hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ein Abkommen mit Indien zur Reinigung eines Teilstückes des Ganges geschlossen. Die weltweit größte Firma für Groß-Solaranlagen steht in Israel, der weltgrößte Solarturm, der zehn Prozent des gesamten israelischen Energiebedarfs produziert, in der Negev Wüste.

Jerusalems Sonderrolle

Israel ist weltweit führend in der Stammzellenforschung - trotz Rabbinats: pro Kopf gibt es zu dem Thema mehr als doppelt so viele wissenschaftliche Artikel wie etwa in Deutschland; von den zehn wichtigsten stammen drei aus Israel. Im Bereich selbstfahrender Autos zeigte der Kauf des Jerusalemer Fahrassistenten-Start-ups Mobileye im Frühjahr 2017 durch den Chiphersteller Intel für 15 Milliarden Dollar, dass Israel auch in dieser Sparte oben mitspielt. Und Israel hat sogar die Cherrytomate gezüchtet.

Es gibt allerdings auch einige weniger gute Dinge. Die sozialen Unterschiede sind stark gewachsen; die gesellschaftliche Solidarität hat auch gelitten wegen des Übergangs zur Marktwirtschaft, nach dem Motto, nur das Geld ist die Antwort auf alles.

Israel - oder besser - Jerusalem - ist frommer geworden, die Orthodoxen bestimmen weitgehend das Straßenbild. Dennoch ist Jerusalem mehr als das. Es ist eine Stadt mit einer der besten, 1925 gegründeten Universitäten der Welt, eine Stadt fast ohne Bettler, Drogensüchtige, Alkoholiker. Jerusalem als Zentrum von gleich drei Weltreligionen war in seiner Geschichte immer umstritten. In allen Plänen für Palästina wurde der Stadt stets eine Sonderrolle zugewiesen. Ost-Jerusalem galt stets als Hauptstadt eines zukünftigen Palästinenserstaates. US-Präsident Trump hat Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt - für Ministerpräsident Netanjahu einer der wichtigsten Momente in der Geschichte des Zionismus. Ob das zutrifft, bleibt abzuwarten.

Und dann Tel Aviv, die 1909 gegründete Stadt, die nie schläft und für viele Fromme daher auch die "sündige" Stadt ist. Tel Aviv heißt im übrigen Frühlingshügel und ist der hebräische Titel des Romans "Altneuland" von Theodor Herzl. Tel Aviv ist eine Stadt, die boomt. Der "Boston Globe", eine der wichtigsten Zeitungen in den USA, hat Tel Aviv zur weltweit zweitbesten Stadt für technische Startups erklärt - nach Silicon Valley in Kalifornien.

Israel ist zwar nur ein kleines Land. Im Verhältnis zu seiner Größe hat es jedoch mehr Einwanderer aufgenommen als jedes andere Land der Welt. Israels Staatsbürger wanderten aus mehr als 100 verschiedenen Ländern ein. Die große Gruppe neuer Einwanderer kam in den neunziger Jahren aus der ehemaligen Sowjetunion: eine Million, d.h. jeder siebte Staatsbürger Israels stammt von dort. Man sieht das überall in Israel. Ein gutes Beispiel ist die Hafenstadt Aschdod, deren Bevölkerung von 65.000 auf 210.000 Bewohner anwuchs.

Viel Kritik

Israel ist ein einzigartiges Land, mit einzigartigen Errungenschaften, aber auch einzigartigen Pro-blemen. Und es ist leicht zu kritisieren. Jeder, der Israel etwas kennt oder - noch besser - gar nicht kennt, ist mit Kritik schnell bei der Hand. Nicht selten sind das Europäer. Was kann man nicht alles kritisieren! Kriege, Flüchtlinge, Siedler, Checkpoints, Ultra-Orthodoxe, israelische Araber, die "Mauer", die schlechte Behandlung der Holocaust-Überlebenden über viele Jahre, die Besatzungspolitik in der Westbank etc. Dass sich hinter dieser Art von Kritik manchmal simpler Antisemitismus verbirgt, ist eine andere Frage. Es gibt natürlich auch berechtigte Kritik. Wie in jedem Staat.

Israel wird 70. Aber wie schaut die Zukunft aus? Wird Israel ein binationaler Staat werden? In dem dann in nicht allzu ferner Zukunft die Araber in der Überzahl sind? Hat die Zwei-Staaten-Lösung noch eine Chance? Oder wird einfach alles so weitergehen? Auf diese Fragen gibt es keine einfachen Antworten. Mal schauen, wenn Israel 80 wird.

Buch-/Hörtipp:
Rolf Steininger: Der Nahostkonflikt. Fischer, Frankfurt/M. 2014, 128 Seiten. Die Ö1-Sendung: "Betrifft Geschichte" (5.–9.2.2018) über die Vorgeschichte Israels ist abrufbar unter www.rolfsteininger.at

Rolf Steininger ist em. O. Univ.-Prof. und war von 1984 bis zu seiner Emeritierung 2010 Leiter des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck.