"Wiener Zeitung": Viel beschäftigter Regisseur, Drehbuchautor und Romanautor. Fällt Ihnen die Entscheidung manchmal schwer, welches Projekt Sie als nächstes in Angriff nehmen?
Peter Keglevic: Überhaupt nicht. Es sind ja nie Entscheidungen, die über Nacht getroffen werden. Die meisten (Film-)Projekte haben einen langen Vorlauf, und Ideen für neue Geschichten brauchen auch ihre Zeit, bis sie wirklich erkennbar sind.
War es existenziell schwierig, den Übergang vom Buchhändler zum Regisseur und Autor zu schaffen?
Es hat zwar seine Zeit gebraucht, bis sich das Vehikel in Bewegung setzte, aber das war nie eine Zeit des Wartens oder der Ungeduld. Es gab immer was zu tun, Hörspiele schreiben, Erzählungen für die Wochenendausgabe und so weiter.
Sie studierten am Salzburger Mozarteum Regie und darstellende Kunst. Wäre es für Sie auch in Frage gekommen, als Autodidakt zu arbeiten?
Hatte ich nicht in Erwägung gezogen. Als ich 1968 zu studieren anfing, wurde gerade das Regiestudium am Mozarteum eingeführt. Und da ich vorerst meine Hörspiele selbst inszenieren wollte, schien es mir sinnvoll, Regie zu studieren.
War es für Ihre Karriere wichtig, Österreich zu verlassen und nach Berlin zu übersiedeln?
Ja, denn ich bekam als Provinzler keinen Fuß in die Wiener Tür. Keine Einladung, keine realistische Aussicht auf ein Projekt. Alles, was ich bisher gedreht hatte, waren ZDF-Produktionen mit minoritärer ORF-Beteiligung - und offenbar sah man das in Wien nicht so gerne, dass ich in Deutschland sehr willkommen war, vor allem mit österreichischen Stoffen: Wolfgruber, Kappacher . . . Nein, aus Wien und dem ORF kam nichts, dafür aus Berlin das Angebot für drei Filme. Also nichts wie hin!
An Ihrem ersten Roman, "Ich war Hitlers Trauzeuge", haben Sie zwanzig Jahre gearbeitet. Was lässt Sie so lange an einem Projekt festhalten und daran glauben?
Ich hatte viele Filme in dieser Phase gedreht, manchmal drei, vier im Jahr, das braucht seine Zeit. So entfiel manchmal ein Jahr für Recherche und Schreiben. Und was lässt mich festhalten? Weil ich nach fünf Jahren das Geschriebene bzw. Recherchierte nachlese und erkenne, wie gut, richtig und wichtig es ist und bleibt.
Sind Sie prinzipiell ein sehr genauer Rechercheur?
Ja, absolut. Ich verliere mich in der Recherche, gehe immer tiefer hinein, ob ich es brauche oder nicht. Denn das ist für mich das Lustvollste an dieser Arbeit: Ich lerne so viel! Ich erfahre etwas von Menschen und vom Leben, was mich oft zum Staunen bringt und fasziniert. Manches brauche ich dann für den Stoff, mit dem ich mich gerade beschäftige.
