Was ist der Schlüssel, um sich selbst zu finden?

Das ist bei jedem anders. Unsere Grundidee baut auf dem Dreieck "Hirn, Herz und Hände" auf. Wenn jemand kopflastig ist, bringen wir mehr Herz hinein. Oder wenn es zuviel Handeln gibt, sagen wir, vielleicht braucht es ein bisschen mehr Wissen. Wir schauen also ständig, ob dieses Dreieck gleichschenkelig ist. Jeder wird mit einer Leidenschaft für etwas geboren. Aber durch Bildung und Lebenserfahrungen wird dieses Feuer immer kleiner, bis es nur mehr eine Glut ist. Was wir bei Knowmads machen, ist einmal kräftig in diese Glut hineinzublasen, um das Feuer wieder zu entfachen. Bei uns geht es um Menschen und nicht darum, ein neues Produkt in China auf den Markt zu bringen und das Geld der Chinesen in die eigenen Taschen wandern zu lassen. "Warum will ich das überhaupt?" ist die Frage. Was bringt es der Welt, wenn ich das Produkt X mit dem Kunden Y verbinde?

Wie denken Sie über die Kritik, dass Knowmads eine Gruppentherapie für reiche, verlorene Hippies ist?

Die Tatsache, dass man sich selbst die Zeit nimmt, um herauszufinden, wer man ist und wo man hin möchte, verdient jede Menge Respekt. Es ist viel einfacher, an der Uni einem fixen Studienplan zu folgen, wo man nichts hinterfragen muss und als fertiger Kommerz-Wirtschafter wieder herauskommt. Bei uns eskalieren manchmal Streitigkeiten, denn wenn man an seiner persönlichen Entwicklung arbeitet und gewisse Dinge umlernen oder verlernen muss, geht das einher mit Mühsal und Selbstkonfrontation. Darum geben wir ja auch sehr darauf Acht, was mit jedem Einzelnen in der Gruppe passiert - und wie alle zurechtkommen. Knowmads ist eine Schule fürs Leben - und das ist nicht einfach zu verstehen, darum akzeptiere ich jede Kritik. Ja, man braucht Geld, um hier mitzumachen, aber dennoch konfrontieren wir Menschen mit sich selbst - und das ist hart. Der Großteil der 80 Absolventen sagt, dass Knowmads ihr Leben verändert hat. Das Schöne daran ist, dass sie ihr Leben in Wahrheit selbst verändert haben - ermöglicht durch unsere Hilfe.

Wie weit können Sie und andere demokratische Schulen gegen den Strom schwimmen?

Wir schwimmen gegen die Strömung, aber das tun wir aus freien Stücken. Wenn sich Knowmads langfristig gesehen nicht weiterentwickelt, haben wir etwas falsch gemacht. Wir müssen uns sowohl an die Zeit als auch an die Bedürfnisse der Personen anpassen. Hauptsache, wir berühren die Menschen, oder schaffen es, dass sie sich selbst berühren.

Zu Beginn sagte ich zu meiner Frau: "Das ist alles Mist. Wir haben keinen Einfluss auf die Welt, es sind nur zwölf Studenten, das funktioniert nicht." Und sie antwortete: "Durch Knowmads hast du zwölf Menschen ermöglicht, einen Unterschied in ihrem Leben zu machen. Dadurch werden sie einen Unterschied im Leben zwölf anderer Menschen machen." Vielleicht ist es eine kleine Sache, vielleicht auch eine große - ich weiß es nicht. Oft fragt man uns, wie viel die Absolventen verdienen. In unseren Studien fragen wir lieber: "Bist du glücklich mit dem, was du gerade tust?"