Ja, wobei er noch, während wir wegen dieser USA-Sache prozessierten, wollte, dass ich ihn in anderen Ländern vertrete. Aber das hat mich nicht mehr interessiert. Wir haben uns im Hotel Sacher getroffen, da ging er immer hin, wenn er in Wien war, und dort hat er sich von mir das Geld, das von den Verlagen kam, bringen lassen. Im damaligen kommunistischen Polen waren das Riesensummen. Und weil Lem durchaus Beziehungen hatte, hat er sich mit diesem Geld eine Villa im bayrischen Stil in der Nähe von Krakau gebaut. Das Bad war mit Carrara-Marmor ausgestattet, das hat der Architekt von den gerade stattfindenden Renovierungsarbeiten am Krakauer Königsschloss abgezweigt . . . Lem sah sich gern als Verfolgter. Ich habe aber nicht das Gefühl gehabt, dass er es in Polen besonders schwer gehabt hätte. Er war schon im Kommunismus ein Nationalheld. Ganz anders als die Brüder Strugatzki, denen man in der Sowjetunion viel mehr Probleme gemacht hat.

Lem und die Strugatzkis gehören heute zum Science-Fiction-Kanon. Hätten Sie weitere Lesetipps?

Von den älteren Sachen ist auf jeden Fall "Planet der Habenichtse" von Ursula le Guin lesenswert. Das Buch soll nächstes Jahr übrigens in einer Neuauflage unter dem Titel "Freie Geister" bei S. Fischer erscheinen. Die "Wilde Schafsjagd" sowie "Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt" von Haruki Murakami sind ebenfalls zwei großartige Romane, die ich durchaus dem SF-Bereich zuordnen würde, wie übrigens auch vieles andere, das Murakami schreibt. Im Golkonda-Verlag sind auf Deutsch die meisten Erzählungen von Ted Chiang erschienen - auch sie ein absoluter Lesetipp.

Und Deutschsprachiges?

Herbert W. Franke ist noch immer interessant; sehr im Trend liegt derzeit Dietmar Dath, der für mich vor allem ein hervorragender Essayist ist, seine Romane haben zum Teil einen recht unergründlichen sprachlichen Erfindungsreichtum. Der letzte große Roman von Wolfgang Jeschke, "Das Cusanus-Spiel", ist sehr gelungen. Marianne Gruber ist ebenfalls empfehlenswert. Es gibt also nach wie vor ein mehr als ausreichendes Angebot an Texten.