Als Downhillerin haben Sie bereits mehrere schwere Stürze ihinter sich. Wie gehen Sie damit um?

Um einen Sturz aufzuarbeiten, ist es für mich am wichtigsten, zu verstehen, warum er passiert ist. Habe ich einen Fehler gemacht? Wenn ja, welchen? Oder waren äußere Einflüsse, wie etwa der Wind, beteiligt. Durch die Auseinandersetzung und das Eingrenzen der Ursachen lässt sich das Trauma überwinden. Schwierig wird es dann, wenn man keine Gründe findet. Dann bleibt das Gefühl, dass einem das jederzeit wieder passieren könnte.

Sie als Wettkämpferin wissen um die Gefahren Ihres Sportes, aber wissen das auch die Laien im Bikepark? Für wie gefährlich halten Sie Downhillen für Laien?

Ich würde schon sagen, dass der Sport gefährlich ist, allerdings aus anderen Gründen als früher. Als das Downhillen vor ungefähr 25 Jahren aufkam, war der Sport vor allem materialbedingt ein Risiko. Die Bikes waren einfach noch nicht robust genug gebaut; da brach einem rasch einmal ein Teil weg, oder die Bremsen versagten. Dieses Problem haben wir heute nicht mehr. Die ersten Downhill-Rennen fanden übrigens auf Skipisten und Forststraßen statt, auf denen enorm hohe Geschwindigkeiten gefahren wurden. Das Risiko heute ist, dass die Bikeparks für jedermann - von der Familie bis zum Racer - befahrbar sind. Und mittlerweile sind wirklich Massen unterwegs. Ist ein Bikepark nicht gut gebaut, entstehen rasch riskante Situationen. Unterschiedliche Parks arbeiten unterschiedlich intensiv an der Verbesserung ihrer Strecken; im Grunde genommen bräuchte es eine Art TÜV für Bikeparks. Das Hauptrisiko liegt aber wohl in einer Kombination aus der Selbstüberschätzung einzelner Fahrer, der hohen Geschwindigkeit und den Sprüngen.

Sie bemühen sich auch sehr um den Nachwuchs - sowohl beim Langlaufen als auch im Bike-Bereich - und sehen den Betrieb der Sportschulen hierzulande durchaus kritisch. Warum?

Das hat vor allem mit der "Steinzeit-Einstellung" vieler Trainer zu tun. Sie können sich nicht vorstellen, welche Rolle das Thema Gewicht nach wie vor in diesen Schulen spielt. Da heißt es rasch einmal, die Buben kriegen Muskeln und die Mädels werden fett. Ich finde es unverantwortlich, wie hier mit den Körpern junger, pubertierender Mädchen umgegangen wird. Für viele 15-Jährige dreht sich das ganze Leben nur noch um die Waage. Es ist leider so, dass man als Frau, wenn man abnimmt, zu Beginn wirklich schneller wird und bessere Leistungen erbringen kann. Das Ganze erreicht aber irgendwann ein Limit, dann verliert man plötzlich fünf oder mehr Kilos und die Leistung bricht weg. In den skandinavischen Ländern geht man viel sorgsamer mit dem Nachwuchs um; dort werden 16- oder 17-Jährige noch nicht zu internationalen Rennen geschickt, sondern längerfristig auf Technik und Ausdauer hin trainiert. Die Adoleszenz ist ohnehin eine sehr sensible Phase. Auf keinen Fall sollte hier ein solcher Druck aufgebaut werden, dass eine halbe Klasse in die Magersucht rutscht.