Ist das etwas, das Sie aus eigener Erfahrung kennen?

Ja, durchaus. Heute kann ich mit meinen Kolleginnen darüber lachen, dass wir uns nicht vor unseren Trainern zu essen trauten. In der Schule hatte das Hungern allerdings eine drastische Eigendy-namik. Regelmäßige Gewichtskontrollen, viel Training und wenig bis nichts essen - da geht es bei Jugendlichen schnell einmal darum: "Wer schafft es, noch weniger zu essen?" Rückblickend war es fast wie eine Gehirnwäsche! Der Preis einer solchen Ausbildung ist für viele ein sehr hoher: Es kann Jahre dauern, bis sich das eigene Essverhalten wieder normalisiert. Die Trainer oder Betreuer sollten viel früher eingreifen und den Stellenwert des Körpergewichts aktiv minimieren.

Wie konnten Sie dem Teufelskreis einer Sucht entkommen?

Ich habe es wohl einfach nicht lange genug geschafft, so wenig zu essen. Andere waren da konsequenter. Allerdings kommt mir natürlich auch das Downhillen entgegen; hier geht es viel weniger darum, schlank zu sein als etwa im Langlauf, da die Technik einfach Kraft braucht. Mir fällt heute auf, dass mittlerweile auch viele Mädels, die Crosscountry betreiben, nicht mehr ganz so mager sind wie noch vor zehn Jahren, was wohl damit zu tun hat, dass die technischen Anforderun-gen in dem Bereich größer wurden. Aber man kann ja nicht jede Sportart so verändern, dass Frauen nicht mehr hungern müssen!