
"Wiener Zeitung": Frau Rabeder, wie geht es Frauen im Radsport?
Elke Rabeder: Frauen im Radsport sind immer noch die absolute Ausnahme. Der Sport ist sehr männerlastig und testosterongeladen. Man sieht das übrigens auch medial; es werden nach wie vor wesentlich mehr Männer- als Frauenrennen im Fernsehen übertragen, und manche Bike-Magazine würden nie eine Frau auf ihrem Cover bringen. Durch die sozialen Medien schaden sich aber auch viele Frauen selber, indem sie Fotos von sich posten, in denen sie eher durch ihre körperlichen Vorzüge als durch ihr Können auffallen. Das schadet dem Image des Frauenradsports ingesamt und ist natürlich nicht förderlich, wenn es darum geht, ernst genommen zu werden.
Seit einigen Jahren entwickelt sich das "Downhillen" zum Trend-Sport, den Sie selbst wettkampfmäßig betreiben. Wie sind Sie als ehemalige Profi-Langläuferin zum Mountainbiken gekommen?
Bereits in meiner Zeit als Schülerin in der Ski-Akadmie Schladming machten mir beim Langlaufen die Abfahrten den meisten Spaß. Wären meine Eltern nicht selbst Langläufer gewesen, wäre ich vielleicht beim Alpin-Skifahren gelandet. Das Downhillen ist dem sogar ein bisschen ähnlich. Das Mountainbiken wiederum war immer schon ein Teil meines Trainings als Langläuferin. 2004 beschloss ich, die Ausbildung zum Mountainbike Instructor zu machen. Damals lernte ich gleich zwei große Lieben kennen - meinen Sport und meinen Partner Christoph, der gleichzeitig mit mir die Ausbildung absolvierte. Mit ihm bestritt ich meine erste Abfahrt - und wusste sofort: So ein Rennen will ich fahren. Christoph, der schon um einiges besser war als ich, half mir dann, dorthin zu kommen, wo ich jetzt bin. Dass ich meine Radfahrleidenschaft mit meinem Partner teilen kann, ist eines der größten Geschenke, das mir das Leben gemacht hat und keinesfalls selbstverständlich. Beziehungen unter Extrem-Sportlern sind eine Seltenheit.
Was macht derartige Beziehungen so schwer?
Der Druck, der auf jedem Einzelnen lastet, ist enorm. Aber nicht nur Beziehungen, auch Freund-schaften innerhalb des Teams sind oft schwer aufrechtzuerhalten. Ich gebe Ihnen ein Beispiel - das Transalprennen. Die körperliche Anstrengung dieses 8-tägigen Rennens quer über die Alpen entzweit die meisten Teams innerhalb kurzer Zeit. Teilweise werden bis zu 3000 Höhenmeter am Tag absolviert. Die Erschöpfung bringt einen körperlich so an die eigenen Grenzen, dass an einem gewissen Punkt einfach alle Emotionen ungefiltert durchbrechen - man verliert die Kontrolle. Schon nach zwei bis drei Tagen können Sie beobachten, wie viele Teamkollegen an getrennten Tischen essen. Als Christoph und ich es 2006 schafften, das Transalprennen durchzustehen, war das, als hätten wir eine erste große Beziehungsprobe bestanden.