Robert Wimmer
"Es geht bis heute um diese leuchtenden Momente, die wir als Kinder beim Musikhören erlebt haben. Mit jedem Mal Spielen wollen wir dorthin. In diese andere Welt." Wolfgang Muthspiel

Ihr erstes gemeinsames Konzert fand im Jahr 1983 in der Scheune eines oberösterreichischen Vierkanthofes statt. Damals nannten Sie sich Duo Due.

Wolfgang: Das war das Gründungskonzert, genau. Das war sehr ambitioniert und wir hatten die Idee, dass wir als Eröffnung des Konzertes Straßengeräusche zuspielen und währenddessen an einem schön gedeckten Tisch Obst essen.

Also gleich eine Performance!

Wolfgang: Ja, das war das Opening, das war schön gedacht; was wir nicht mitbedacht haben, war der Moment, wo zur Musik übergeleitet wird. Wir hatten nicht vorbereitet, dass der Tisch weggetragen wird . . .

Christian: Das ging daneben, den Tisch mussten wir dann selbst wegschaffen. Aber insofern ist das ein wichtiges Stichwort, weil uns die dramaturgische Form nach wie vor sehr wichtig ist. Ein Konzert ist mehr als die Summe von Stücken. Ich glaube, dass diese Liebe zum Ritual sehr stark von unserem Vater geprägt ist. Bei uns waren alle Feste komplett durchgestylt. Wir hatten schon Wochen vor Weihnachten stundenlange Gesangssessions. Und mir geht das heute noch so: Wenn etwas lieblos gemacht ist, halte ich das nicht aus. In der Kunst am allerwenigsten.

Gab es beim gemeinsamen Musizieren eine Art Rollenverteilung?

Wolfgang: Man hat seine verschiedenen Stärken eingesetzt, aber es war eindeutig immer eine Koproduktion. Hinzu kommt, dass unter Brüdern eine gewisse diplomatische Haltung vollkommen fehlt. Wir waren derart direkt in der Kritik, dass es nicht ungewöhnlich war, dass wir Proben vorzeitig abgebrochen - und uns geschworen haben, wir werden nie wieder miteinander spielen.

Christian: Und am nächsten Tag haben wir wieder miteinander geprobt.

Wolfgang: Dass wir ohne Filter unsere Meinung gesagt haben, hatte den Vorteil, dass wir musikalisch sehr viel ausloten konnten. Wir haben nichts in Kauf genommen, was uns nicht wirklich gefallen hat.

Christian: Man war auch gezwungen, Argumente zu finden, um die eigenen Vorstellungen zu argumentieren oder zu verteidigen. Das ging bis in die Detailanalyse der Musik. Wirklich Ton für Ton, Akkord für Akkord.

Wolfgang: Wir haben auch zusammen komponiert. Und zwar so, dass man im Nachhinein nicht mehr sagen konnte, wer von uns welche Phrase geschrieben hatte. Das habe ich mit niemand anderem je machen können. Das ist ein total intimer Vorgang. Was uns ebenfalls verbindet, ist das Ausloten von diesem Spannungsfeld zwischen Improvisation und Komposition.

Christian: Wir haben uns ein großes Improvisationsvokabular antrainiert. Für Zuhörer war es oft nicht feststellbar, ob das jetzt komponiert oder improvisiert ist. Es war kein Unterschied zwischen der Energie des Geplanten und der Energie des Moments, beides hatte dieselbe Intensität.