

Christian Muthspiel - © Robert Wimmer
Christian: Es ist das Ehrliche, wir müssen nicht herumeiern.
Sind Sie nach wie vor gegenseitig Ihre ersten Kritiker?
Wolfgang: Ja, absolut. Was man besonders schätzt an der Arbeit des Anderen, wird hervorgehoben.
Die Fetzen sind also nur in der Jugend geflogen?
Ja, das brauchen wir nicht mehr, war ohnedies intensiv genug! Jetzt läuft es sehr über positive Kritik.
Man freut sich also auch gemeinsam über die Erfolge des Anderen, wie zum Beispiel, dass Wolfgang Muthspiel vom "Musicians Magazine" unter die Top- Ten-Jazz-Gitarristen der Welt gewählt wurde.
Christian: Natürlich! Ich hätte ihn ja zu den fünf besten gewählt!
Anfang Oktober ist die CD "Where The River Goes" in der Besetzung Wolfgang Muthspiel, Ambrose Akinmusire, Brad Mehldau, Larry Grenadier und Eric Harland erschienen. Was sagen Sie zu der neuen CD Ihres Bruders?
Christian:Die letzten Aufnahmen von Wolfgang sind eine neue Liga. Ich habe das Gefühl, dass die Tatsache, dass er zu ECM Records gekommen ist, bei ihm eine gewisse Art von Freiheit erzeugt hat. Als wir als Jugendliche begonnen haben, war die Vorstellung, einmal bei ECM aufzunehmen, wie der siebte Himmel. Viele unserer großen Vorbilder waren ECM-Künstler, etwa Keith Jarrett oder Carla Bley. Aus meiner Sicht ist es ein neues Kapitel für Wolfgang mit diesen großartigen Bandmitgliedern. Es bringt auch die Veränderung mit sich, dass Wolfgang beim Solieren nichts mehr herzeigen muss. Das finde ich bei den letzten Platten einen großen Schritt. Es ist fast immer nur ein kurzes Zögern, was jetzt kommen könnte, das macht es beim Hören noch viel spannender.