
Wien. 49 Jahre ist es her, dass Dinamo Zagreb zuletzt europäisch überwintert hat. Die Europa League-Gruppe D konnten die Kroaten im Herbst ungeschlagen gewinnen. Nun wartet im Sechzehntelfinale am Donnerstag Viktoria Pilsen. Auch in der Liga läuft für den kroatischen Rekordmeister alles nach Plan, nach 20 Spieltagen liegt Dinamo mit 14 Punkten Vorsprung auf dem ersten Platz. Erfolgstrainer ist mit Nenad Bjelica der ehemalige Betreuer des Wolfsberger AC und der Wiener Austria. Fünf Jahre nach seinem turbulenten Ende beim FAK kann Bjelica den Erfolg in seinem Geburtsland besonders genießen. Im Interview mit der "Wiener Zeitung" holt ihn die Vergangenheit bei den Violetten aber immer wieder ein. Bjelica spricht über Spieler, "die im Büro arbeiten", lehrreiche Jahre in Polen und Italien und über die Gründe für den Erfolg mit Dinamo.
Wiener Zeitung: Was rechnen Sie sich gegen Viktoria Pilsen aus?
Nenad Bjelica: Das wird ein Duell, in dem die Chancen 50:50 stehen. Die Mannschaft von Pilsen ist erfahrener als wir, insbesondere in K.o.-Spielen. Dinamo hat so ein Spiel fast 50 Jahre lang nicht gehabt. Im Hinspiel in Pilsen erwartet uns ein Team, das uns viel Druck machen wird. Sie haben auch laute Fans, die sie nach vorne treiben.
Wie stellen Sie ihr Team darauf ein?
In Kroatien ist Dinamo immer Favorit. In der Liga haben wir immer mehr Ballbesitz. Da wollen wir den Gegner in seiner Hälfte einschnüren. In der Europa League ist das anders, da können wir abwartend spielen und kontern. Für ein gutes Umschaltspiel braucht man schnelle Spieler, und die haben wir. Man muss sich an jeden Gegner perfekt anpassen.
In der Liga liegt Ihr Team überlegen an der Tabellenspitze. Wie erklären Sie sich den Erfolg Ihres Teams?
Wir spielen derzeit wirklich hervorragend. Im Sommer haben wir viele gute Spieler abgegeben, aber mehr als 30 Millionen Euro verdient. Stattdessen haben wir hungrigere, jüngere Spieler geholt. Jetzt haben wir 28 Spieler, und alle kommen zum Einsatz.
Was zeichnet Ihre Spielphilosophie aus?
Es geht um Organisation und Verantwortung. Das wird natürlich jeder Trainer sagen, aber man muss dafür sorgen, dass die Spieler die Anweisungen befolgen. Ich bin erfolgreich, weil ich es schaffe, dass die Spieler das umsetzen, was ich sehen will. Ich habe immer eine gute Beziehung zu meinem Team, aber ich bin auch autoritär und hole so das Beste aus den Spielern heraus.