Salzburg. (art/apa) Fünffacher italienischer Pokalsieger, zweifacher nationaler Meister, Uefa-Cup-Sieger 1989, und über allem der Name Diego Maradona - es ist nicht nur, aber eben auch die große Vergangenheit, die den SSC Napoli zu einer Art Mythos macht. Doch auch Österreichs Meister Salzburg, der am Donnerstag mit einer 0:3-Hypothek aus dem Achtelfinal-Hinspiel in der Europa League ins Retourmatch gegen die Italiener geht (18.55 Uhr/Puls 4, Dazn), kann im Europacup schon auf eine Geschichte verweisen - und aus dieser Kraft schöpfen. Zwar gelang es auf europäischer Ebene bisher nur Rapid als einzigem rot-weiß-roten Vertreter, einen Dreitore-Rückstand im Rückspiel aufzuholen; doch auch die Salzburger haben sich vor eigenem Publikum schon als Meister der erfolgreichen Aufholjagden erwiesen: Im Vorjahr drehten sie im Viertelfinale gegen Lazio einen 2:4-Rückstand, im Halbfinale machten sie zunächst ein 0:2 gegen Olympique Marseille wett, ehe in der Verlängerung das Aus kam. In dieser Saison wiederum schafften die Österreicher den Achtelfinaleinzug nach einer 1:2-Auswärtsniederlage gegen Club Brügge mit einem fulminanten 4:0-Sieg vor eigenem Publikum.
"In der Vergangenheit ist hier schon einiges passiert", sagt Salzburg-Trainer Marco Rose daher vor dem neuerlichen Treffen mit dem Tabellenzweiten der Serie A - wohlwissend, dass die Aufgabe kaum schwieriger sein könnte. Eine Idee, wie man sie bewerkstelligen könnte, hat der Deutsche allerdings: Man brauche in jeder Phase und in allen Bereichen "mehr Überzeugung, mehr Klarheit, mehr Sauberkeit mit dem Ball", sagt er. "Wir haben die Tore in Neapel zu einfach bekommen, das müssen wir verhindern." Für die Salzburger, die zuletzt allerdings mit dem torlosen Remis gegen Sturm in der Bundesliga kein Ausrufezeichen setzen konnten, wird es auch darum gehen, die richtige Balance zwischen Angriff und solider Verteidigung zu finden. Ein Gegentor dürfte angesichts der ohnehin schon klaren Ausgangslage das Ende aller Träume auf das Weiterkommen bedeuten. Nicht unbedingt vereinfacht wird die Ausgangslage dadurch, dass Rose diesmal gleich drei wichtige Spieler fehlen. Innenverteidiger Marin Pongračić ist nach wie vor verletzt, Mittelfeldmann Xaver Schlager gesperrt und Routinier Zlatko Junuzovic am Oberschenkel angeschlagen. Klagen will Rose darüber nicht, er hat bereits angekündigt, dass Enock Mwepu und Dominik Szoboszlai ihre Chance bekommen werden. Der 18-jährige Ungar stand bisher erst einmal im Cup in der Startformation, genießt aber das Vertrauen des Trainers. "Sie können nur gewinnen", sagt Rose über die jungen Spieler.
Dass auch sein Pendant Carlo Ancelotti das Innenverteidiger-Duo Kalidou Koulibaly/Nikola Maksimović vorgeben muss, ändert für Rose freilich nichts an der Ausgangslage. "Trotzdem hat Napoli genug Qualität, um beide Positionen gut zu besetzen", sagt der Deutsche, dessen Mannschaft allerdings ebenfalls Lob vom Gegner erhielt. "Es war schon gut, es war nicht leicht. Am Ende hat Salzburg viel Druck gemacht, sie hätten auch ein Tor erzielen können. Da hatten wir Glück. Es war aber nur die erste Hälfte, es gibt noch ein Rückspiel. Ein 3:0 reicht nicht, wir müssen noch einmal alles geben", hatte Ancelotti schon unmittelbar nach dem Hinspiel gemeint.
Frankfurt ohne Hütter
Ein anderer - zumindest aus österreichischer Sicht - prominenter Trainer wird seiner Mannschaft in den weiteren Achtelfinal-Partien nicht an der Seitenlinie zur Verfügung stehen. Frankfurt-Coach Adi Hütter ist nach einem Tritt gegen eine Wasserflasche für das Rückspiel seiner Mannschaft bei Inter Mailand (21 Uhr/RTL, Dazn) gesperrt. Hütters Assistent und Vertrauter Christian Peintinger soll die Chefrolle an der Seitenlinie übernehmen. Hütter sieht die Chancen nach dem 0:0 aus dem Hinspiel zwar intakt, sein Team gegen Rapids Sechzehntelfinalbezwinger aber leicht in der Außenseiter-Rolle. "Inter ist unter Zugzwang und muss gewinnen, ist aber favorisiert", meint der Vorarlberger. Deutschlands in diesem Jahr noch ungeschlagener Cupsieger will erstmals seit 1995 das Viertelfinale in einem europäischen Wettbewerb erreichen. Die historische Dimension ist an diesem Spieltag allgegenwärtig.