"Es war herrlich, so eine angenehme Luft. Wir haben jemanden Gitarre spielen und ein paar Leute singen gehört. Da sind wir neugierig geworden und sind hin. Auf einmal stehen die auf und hören zum Spielen auf. Das waren die gegnerischen Spieler! Ich hab’ mir nur gedacht: ,Na super, jetzt geht’s wieder los.‘ Wir wollten schon weitergehen, aber die haben uns applaudiert. Sie haben dem Wolf Burli zugerufen: ,John Wayne!‘ So ist der Wolf Burli auch in der Zeitung genannt worden. Das hat ihnen gefallen. Dann war es schon leiwand, wir haben mitgegessen und gemeinsam getrunken."

Eine weitere Reise bringt Turl und das österreichische Team nach Ägypten, zur Zeit des Militärputsches 1952. Zwei Spiele stehen in Alexandria an, eines in Kairo.

Dort blieben die blonden Spieler auf Anraten von Manager Gold im Hotel, weil sie von ägyptischen Revolutionären für Engländer gehalten werden könnten. Einige Rebellen erreichen schließlich auch das Hotel der Wacker-Mannschaft. Über den Hotelausgang können die Spieler nicht mehr flüchten, und so legen sie ein langes Holzbrett über die Gasse, um auf das Dach eines anderen Gebäudes hinüberzukommen. "Wir waren heilfroh, dass wir wieder gesund nachhause gekommen sind."

Hitzeschlacht und "Gummler"

Zwei Jahre später sollte Turl Wagner eine tragende Rolle beim größten Erfolg einer österreichischen Nationalmannschaft spielen. Bei der WM 1954 in der Schweiz schafft Österreich den dritten Platz, ein besseres Ergebnis sollte bis heute nicht gelingen. Dabei ist die Erwartungshaltung vor dem Turnierbeginn niedrig. Ältere Leistungsträger wie Josef Stroh oder Willy Hahnemann haben bereits aufgehört.

Bei der WM bekommt die von Walter Nausch trainierte Mannschaft jedoch einen Lauf. Neben Turl Wagner sind unter anderem Gerhard Hanappi, Ernst Happel, Ernst Ocwirk, die Körner-Brüder und Erich Probst dabei. Nausch sei einer der besten Trainer gewesen, die er je kennengelernt habe. "Vor allem als Mensch. Weil gerade als ein Junger, wenn man sich am Abend niedergelegt hat, da hat er sich ans Bett gesetzt, mit dir geredet und dich beruhigt", sagt Wagner.

Österreich steigt in der Gruppe auf, das Viertelfinale gegen die Schweiz geht in die Geschichte ein. Bei extrem hohen Temperaturen und trotz zwischenzeitlichem 0:3-Rückstand gewinnt Österreich noch 7:5. Turl Wagner erzielt drei Tore, erlebt seinen größten Moment auf Nationalteamebene. Die Begegnung wird als "Hitzeschlacht von Lausanne" zur Legende.

"Das Spiel gegen die Schweiz war ein Wahnsinn. Ich weiß bis heute nicht, wie wir da rausgekommen sind. Nach dem dritten Gegentreffer sind wir zusammengegangen. Der Ocwirk Ernst sagt: ,Buama, zah’n ma o, weil sonst daschlogns uns daham.‘ Der Happel hat gesagt: ,Ois is oasch.‘ Der Happel hat dann gespielt wie ein Gott. Er hat sich einen Ausschuss vom Schweizer Tormann mit dem Hintern gestoppt. Da war es ruhig im Stadion, da hast geglaubt, es sind alle gestorben. Und auf einmal haben sie dann zum Applaudieren angefangen."

Nach dem Viertelfinalsieg gegen die Schweiz ist die Mannschaft körperlich schwer angeschlagen. Trainer Nausch, von seiner schweren Erkrankung gezeichnet, ist derart geschwächt, dass er nach Hause fährt, um sich für ein paar Tage zu erholen. Beim Halbfinale gegen Deutschland kümmert sich sein Co-Trainer Edi Frühwirth um das Team. Starker Regen vor und während des Spiels hatte den Platz aufgeweicht. Die österreichischen Spieler hatten aber nur "Gummler", Schuhe mit Noppen. Das deutsche Team bekam von Adolf Dassler, dem Gründer von Adidas, hingegen Stollenschuhe. Deutschland überrollt Österreich mit 6:1. Im Spiel um den dritten Platz können sich Turl & Co. rehabilitieren und schlagen Uruguay mit 3:2.