Paris. (art) Vor dem WM-Auftakt gab es Wickel, wieder einmal. Sie sind den US-Fußballerinnen nicht fremd, seit sie ihren Kampf für gleiche Bezahlung wie bei den Männern aufgenommen haben, dazu gab es Querschüsse gegen die Verbandsführung von der bei der WM nicht anwesenden Torfrau-Ikone Hope Solo.

Doch zumindest in der Gruppenphase war den dreifachen Weltmeisterinnen nichts von alledem anzumerken. Mit einem 13:0 gegen Thailand waren die Co-Favoritinnen fulminant ins Turnier gestartet, nach den anderen zwei Gruppenspielen gegen Schweden und Chile lautet das Torverhältnis 18:0. Außer den USA haben nur Frankreich, England, die Niederlande und die Deutschen die Gruppenphase ohne Punktverlust abgeschlossen - und außer ihnen nur die Deutschen ohne Gegentreffer. Vor den am Samstag beginnenden Achtelfinalspielen ist klar, dass die beiden bisher makellosen Teams erst im Finale aufeinandertreffen können. Mit Deutschland gegen Nigeria (15 Uhr) beginnt die erste K.o.-Runde; mit der Partie Niederlande gegen Japan endet sie am Dienstagabend. Die USA bekommen es am Montag mit den Spanierinnen zu tun.

Star im US-Team ist die 29-jährige Alex Morgan. Sie hat bereits fünf Treffer erzielt - dass diese alle gegen die schwer unterlegenen Thailänderinnen fielen, tut der Popularität der Kalifornierin keinen Abbruch. Vor mittlerweile acht Jahren war ihr Stern bei der WM trotz einer knappen Finalniederlage aufgegangen, ein Jahr später half sie mit, ihr Team zu Olympia-Gold zu führen. 2015 waren die USA mit Morgan dann schließlich wieder am Weltmeisterthron angekommen. Dazu kommt ihre Präsenz abseits des Spielfeldes in den Sozialen Medien, in denen ihr mehr Menschen folgen als etwa dem niederländischen Star-Kicker Virgil van Dijk. "Sie ist ein seltenes Beispiel einer Fußballerin, die ihren Sport so verwandelt, dass er einen Platz in der Mainstream-Kultur erhält", sagt die Journalistin Caitlin Murray, die ein Buch über das US-Nationalteam geschrieben hat. Noch mehr aber zählen für die USA freilich ihre Tore und ihr schnelles Spiel, mit der sie viele Gegenspielerinnen zu binden weiß.

DFB-Elf vor Nigeria gewarnt

Lediglich nach dem Auftaktsieg gab es auch Kritik, weil sie und ihre Kolleginnen die Tore allzu frenetisch gefeiert haben sollen. Morgan wird das kaum stören - ehe der Kampf für Gleichberechtigung notfalls vor Gericht weitergehen wird, sollen dafür mit möglichst vielen Toren auch Argumente gesammelt werden. In Frankreich zählt nur der Titel, lässt Trainerin Jill Ellis ausrichten. Nach der Gruppenphase ist sie naturgemäß zufrieden. "Es läuft gut, wir wollen das Momentum mitnehmen", sagt Ellis.

Auch bei Deutschland lief der Ball bisher rund, vor den Nigerianerinnen ist die Equipe von Teamchefin Martina Voss-Tecklenburg aber gewarnt. "Wir wissen, dass da ein Brocken auf uns zukommt", sagt die Trainerin. Speziell im Spiel gegen Frankreich habe Nigeria gezeigt, wozu es in der Lage ist. Nur 0:1 unterlagen die Afrikanerinnen gegen den Gastgeber. Nigerias Star ist Asisat Oshoala. Die 24-Jährige ist dreifache afrikanische Fußballerin des Jahres und spielt für den FC Barcelona. Für eine Karriere à la Morgan reichte es aber noch nicht.