Wien. Ein Sieg im Wiener Fußball-Derby unmittelbar vor einer Länderspielpause hat einen besonders süßen Beigeschmack, eine Niederlage einen umso bittereren: Rapid stehen nach dem 3:1 am Sonntag in der Generali-Arena zwei geruhsame Wochen bevor, die Austria hingegen rutschte endgültig in die Krise - fünf Punkte aus sechs Partien und Tabellenrang acht sind viel zu wenig für die Ansprüche der Violetten. Der Erzrivale liegt zwar mit zehn Zählern auch nur auf Rang sechs, der Rückstand auf den zweitplatzierten Lask beträgt aber lediglich drei Punkte. Eine Aufholjagd Richtung Spitze scheint angesichts der kommenden Gegner Admira, WSG Tirol, Hartberg und Mattersburg durchaus möglich. Und nicht zuletzt dürfte nach der Pause auch wieder der eine oder andere derzeit verletzte Spieler zur Verfügung stehen.

Kein Wunder also, dass sich Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer in Feierlaune befand. "Heute ist ein wunderschöner Tag für uns", resümierte der 48-Jährige und sprach von einem verdienten Erfolg, "weil wir den Sieg ein bisschen mehr wollten."

Denn spielerisch brachte das 329. Wiener Derby wenige Glanzlichter: Intensive Zweikämpfe und Fehlpässe prägten die Partie, gelungene Kombinationen hatten - möglicherweise auch wegen des schlechten Rasenzustands - Seltenheitswert. Dazu gesellten sich Aussetzer wie jener von Rapids Mateo Barac, dessen missglückter Rückpass zum 1:1 durch Christoph Monschein führte. Auf der Gegenseite präsentierte sich Austria-Innenverteidiger Mauro Jarjue des Öfteren als Unsicherheitsfaktor für die eigene Mannschaft, so etwa beim ersten Tor der Hütteldorfer durch Thomas Murg.

Symptomatisch für die Austria, dass dem vorentscheidenden 1:2 ein Handspiel von Stephan Auer vorangegangen war, das zwar nicht vorsätzlich passierte, aber durch die neue Regel zu ahnden gewesen wäre - und der Treffer von Taxiarchis Fountas auch noch abgefälscht war. "Wir waren zuletzt nicht vom Glück verfolgt, aber das Glück kommt am Ende der Fahnenstange. Wir haben viele Themen, die davor zu lösen sind", resümierte Austria-Coach Christian Ilzer, der einen "absoluten Fehlstart, der unglaublich schmerzt" feststellen musste.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Favoritner nun zwei Wochen lang nicht für die Pleite rehabilitieren können. "Von der Gefühlslage her würden wir am liebsten morgen wieder spielen, doch wir brauchen auch Zeit, um Dinge zu verbessern. Ein erster Schritt ist, hinten Stabilität reinzubringen", meinte Ilzer.

Das Hoffen auf einen Lauf

Austria-Kapitän Alexander Grünwald indes forderte für die kommenden Tage eine detaillierte Aufarbeitung des Fehlstarts. "Die Situation ist wirklich nicht gut, da kann keiner wegschauen. Mit einem kleinen Lauf können wir zwar wieder relativ weit nach vorne kommen, doch zuerst müssen wir einmal ein Spiel gewinnen."

Ein Blick auf den Spielplan nach dem Länderspiel-Double hinterlässt allerdings Zweifel an einer unmittelbar bevorstehenden Austria-Siegesserie. Als nächste Aufgaben warten nämlich Lask-Bezwinger WAC (auswärts), Altach (daheim), Red Bull Salzburg (auswärts) und Sturm Graz (daheim).

Indes gab es für Teamchef Franco Foda eine weitere Hiobsbotschaft: Nach Wolfsburg-Legionär Xaver Schlager (Knöchelbruch) steht auch Peter Zulj der Nationalmannschaft in den EM-Qualifikationsspielen am Freitag in Salzburg gegen Lettland und am darauffolgenden Montag in Warschau gegen Polen nicht zur Verfügung. Der Mittelfeldspieler erlitt am Sonntag beim 1:0-Sieg seines Klubs Anderlecht gegen Standard Lüttich einen Nasenbeinbruch. Für den Ex-Sturm-Graz-Profi wurde Thomas Goiginger vom Lask nachnominiert, für Schlager rückte Köln-Profi Louis Schaub nach.