Der organisierte Blindenfußball feierte in diesem Jahr in Österreich sein Zehn-Jahres-Jubiläum. Im Vergleich zu anderen Nationen ist die Szene hier allerdings eine von der Größe her überschaubare. Die Ursprünge des Sports liegen jedoch deutlich länger zurück als 2009. In den 1960er Jahren fanden bereits die ersten organisierten Spiele und Turniere in Südamerika sowie in England und Spanien statt. Seit 1998 werden im Zwei-Jahres-Rhythmus sogar Weltmeisterschaften ausgetragen. An Titeln gemessen ist wie auch im "normalen" Fußball Brasilien Rekordchampion. Von den bisher sieben ausgetragenen Turnieren konnten fünf gewonnen werden, die anderen zwei sicherte sich der Erzrivale Argentinien. 2017 fand in Wien die erste Frauen-WM statt, bei der sich das Team aus Japan den Titel holte. Doch wie funktioniert Fußball in kompletter Finsternis überhaupt?

Die Spieler, die diesen Sport im Verein ausüben wollen, müssen den höchsten Schwierigkeitsgrad, nämlich B1, nachweisen. Das bedeutet, sie müssen entweder blind sein, oder wenn sie eine starke Sehbehinderung haben und mitspielen möchten, zusätzlich noch Augenklappen oder Augenpflaster tragen, um so mögliche Vorteile gegenüber anderen aus der Welt zu schaffen. Nur eine der fünf Spieler oder Spielerinnen pro Team darf etwas sehen - und zwar der oder die Torhüterin. Der Rest spielt auf Gehör. Für die Spieler gibt es dreierlei Hilfsmittel. Zum einen ist der Ball im Inneren mit Rasseln bestückt, damit man einschätzen kann, wo er sich befindet, dann gibt es die Trainer an der Seitenlinie, die die Aktiven durch Zurufe leiten, und hinter den gegnerischen Toren stehen Guides, die die Kicker und Kickerinnen ebenfalls in die passende Richtung dirigieren.

Die Abmessungen des rechteckigen Feldes betragen 40 mal 20 Meter, und die Tore haben die Größen von Feldhockeytoren. Die Längsseiten sind wie beim Hallenfußball durch Banden begrenzt, hinter den Toren befinden sich hingegen keine. Oftmals wird der Sport in Hallen ausgetragen, da man eine ruhige Umgebung benötigt, um es den Spielern besser zu ermöglichen, die Zurufe der Betreuer wahrzunehmen. Weiters ist ein spezieller Laufstil von Nöten. Man muss den Ball immer knapp an den Füßen führen, um die Kontrolle behalten zu können. Bei einem Strafstoß, ausgeführt aus sechs Meter Entfernung, klopft der Torhüter auf die linke und rechte Stange, um so dem Schützen eine bessere Orientierung zu ermöglichen.

Voy!

Natürlich gibt es im Blindenfußball auch Zweikämpfe und Balleroberungen. Jedoch darf man sich nicht einfach vorangekündigt seinem Gegner nähern, sondern muss zuvor ein klar und deutliches "Voy!" rufen. "Voy" ist spanisch und bedeutet sinngemäß "Achtung, ich komme!". Sollte das Ausrufen vergessen werden, so wird die Aktion als Foul bewertet. "Du bist aufs Gehör angewiesen, du musst dich mit deinem Gehör konzentrieren, und es muss auch bei den Spielzügen leise sein, damit die Spieler auch hören, wo sich der Ball befindet", so der stellvertretende Obmann des Versehrtensportklub ASVÖ-Wien und Zuständiger für die Sektion Blindenfußball, Ernst Jandl.