Für die Nordiren geht es praktisch um nichts mehr, für die Österreicher um den prestigeträchtigen Aufstieg in die oberste europäische Spielklasse: Wenn das ÖFB-Team am Sonntagabend (20.45 Uhr/ORF1) im vorletzten Nations-League-Gruppenspiel im Happel-Stadion Nordirland empfängt, sollte es über die Favoritenrolle und Erwartungshaltung keine Diskussionen geben. Die Elf von Franco Foda kann mit einem Sieg am Mittwoch als Tabellenführer ins prognostizierte Gruppenfinale gegen Norwegen gehen - wo dann gegen Erling Haaland und Co. bereits ein Remis zum Aufstieg reichen würde.
Nicht nur der internationale Spielplan spielt David Alaba und Co. vor dem Duell gegen die Nordiren in die Karten: Während Österreich beim Test in Luxemburg am Mittwoch den Großteil seiner Stammkräfte schonen konnte, musste Nordirlands Teamchef Ian Baraclough beim Play-off-Finalspiel um ein EM-Ticket gegen die Slowakei am Donnerstagabend sein stärkstes Team in die Schlacht werfen. Und das 120 lange Minuten, nachdem es nach regulärer Spielzeit 1:1 gestanden war. Und weil Michal Duris in der 110. Minute die Slowaken zur EM-Teilnahme geschossen hat, liegen die Nordiren seither zweifelsohne physisch wie psychisch am Boden.
"Wird eine Zeit schmerzen"
Die Heimpleite vor immerhin 1.060 zugelassenen Fans im Windsor Park werde noch "eine gewisse Zeit schmerzen", gab selbst Teamchef Baraclough zu, der nach dem Aus des EM-Achtelfinalisten noch gar nicht wusste, wer ihn aller mit nach Wien begleiten würde. "Fünf oder sechs Spieler werden vielleicht nicht dabei sein."
Wer auch immer auf dem Rasen stehen wird, Österreich sollte in der Lage sein, das Spiel gegen den noch sieglosen Tabellenletzten für sich zu entscheiden - so wie im Oktober beim verdienten 1:0-Auswärtserfolg auf der Insel. "Wir wollen unbedingt gewinnen, weil wir einfach mit einem guten Gefühl ins letzte Spiel gehen wollen", erklärte Foda. Keine Überraschung ist auch, dass die Verfassung des Gegners beim Teamchef eine Rolle spielen könnte - zumindest würde er es nie laut sagen. "Sie hatten auch im Oktober einen Tag weniger Pause als wir und davor ein wichtiges Spiel (das EM-Play-off-Semifinale, Anmerkung). Und dann hat man gesehen, dass sie bis zum Schluss die Substanz hatten, das Spiel drehen zu können. Wir sollten uns nicht damit beschäftigen, dass der Gegner müde sein könnte."
Ähnlich klangen seine Spieler: "Dass sie 120 Minuten gespielt haben, ist vielleicht ein kleiner Vorteil für uns. Aber sie werden sich erfangen und versuchen, für ihr Land und ihre Fans eine gute Reaktion zu zeigen", meinte Abwehrspieler Aleksandar Dragovic. Nachsatz: "Mir wäre lieber gewesen, sie hätten sich qualifiziert. Dann hätten sie wahrscheinlich zwei Tage durchgefeiert."
Arnautovic ante portas
Im Gegensatz zur Partie im Großherzogtum kann Foda wieder auf Alaba, Marcel Sabitzer, Stefan Lainer, Xaver Schlager, Andreas Ulmer und Cican Stankovic zurückgreifen. Bis zuletzt offen war die Situation bei Hoffenheim-Profi Christoph Baumgartner, der sich wegen zahlreicher Corona-Fälle bei seinem Klub in Quarantäne befand. Und mit Spannung erwartet wurde, ob mit Marko Arnautovic ein alter Bekannter aus China rechtzeitig zum Team stoßen würde - es wäre sein erstes Länderspiel seit dem 2:1 gegen Nordmazedonien am 16. November des Vorjahres.
Der China-Legionär wird am Samstag in Wien erwartet und soll sich bald nach seiner Landung dem vorgeschriebenen PCR-Test unterziehen. Selbst wenn es sich für den 31-Jährigen mit dem Abschlusstraining am Samstagabend nicht mehr ausgeht, ist er für das Nordirland-Match dennoch ein Thema. "Er kennt unsere Abläufe, auch wenn er länger nicht dabei war. Er ist ein Instinkt-Fußballer und kann ein Spiel mit einer Aktion entscheiden, das muss man als Trainer berücksichtigen", so Foda.
Für Kapitän Julian Baumgartlinger würde das Team von Arnies Comeback jedenfalls profitieren: "Wir sind froh, dass er da ist, es wird definitiv lauter und lustiger werden. Das heißt aber nicht, dass wir vorher keine gute Stimmung hatten."
Neben dem Einsatz von Arnautovic ist auch noch offen, wer diesmal als Einser-Goalie fungiert. Stankovic und Alexander Schlager sind bei ihren Klubs im Gegensatz zu Pavao Pervan Stammkräfte, allerdings setzte Foda zuletzt viermal in Folge auf den Wolfsburg-Profi. "Pervan hat auch gegen Luxemburg gespielt, weil er in den drei Spielen davor sehr souverän gewirkt hat. Wer am Sonntag spielt, werden wir am Samstag entscheiden", erklärte der ÖFB-Coach.(may)