Ganz ist ja Otto Baric von Österreich nie losgekommen, jenes Land, in dem er die Hälfte seines Lebens verbrachte und das er wie kaum ein anderes kannte. Und wahrscheinlich wollte er das auch nie. Baric war in Wien ebenso zu Hause wie in Zagreb, wo er am Sonntag im Alter von 87 Jahren die Augen für immer geschlossen hat. Am 19. Juni 1933 als Sohn eines Gastarbeiters in Eisenkappel an der damals jugoslawischen Grenze geboren, war er ein Wanderer zwischen den Welten, und wäre nicht sein markanter, nicht zu sagen kultiger Akzent gewesen, hätten ihn wohl viele für einen waschechten Österreicher gehalten. Sein Herz schlug freilich für Kroatien, seit der Unabhängigkeit 1991 vielleicht noch mehr als je zuvor. Hier, bei den Lokalklubs NK Metalac Zagreb und Lokomotiva Zagreb, hatte er in den 1950ern die Basis für eine Karriere als Fußballer gelegt, und hier fand das Leben der generationenübergreifenden Ikone sein Ende.
Echte Bekanntheit erlangte Baric vor allem als Coach, eine Berufung, der er von 1964 - mit Stationen als Klubtrainer (u.a. VfB Stuttgart, Fenerbahce Istanbul, Dinamo Zagreb) und Teamchef (Kroatien, Österreich, Albanien) - bis zu seinem Rücktritt 2007 treu blieb. Immerhin 25 Jahre brachte er auf den Bänken heimischer Bundesligisten zu und wurde mit Wacker Innsbruck (1971, 1972), Rapid (1983, 1987, 1988) und SV Austria Salzburg (1994, 1995) Meister. Lediglich mit dem LASK hatte Baric kein Glück, beide Engagements endeten wenig ehrenvoll: 1974 entließ ihn Präsident Rudolf Trauner, 1999 zog er nach der Verhaftung von Klubboss Wolfgang Rieger selbst die Reißleine.
Das "Cordoba" von 1994
Unvergessen bleibt vor allem das Vordringen mit Salzburg ins Uefa-Cup-Finale 1994 gegen Inter Mailand, das zwar verloren ging, der leidgeprüften heimischen Fanseele aber immerhin ein "Cordoba-Erlebnis" schenkte. Barics Siege im Viertel- und Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt und Karlsruhe waren nicht nur von nationaler Begeisterung und höchster Spannung (Elfmeterschießen) begleitet, sie beendeten auch die "schwarze" Europacupserie österreichischer Vereine gegen DFB-Klubs. Fans älteren Semesters ist freilich auch das Europacup-Finale der Cupsieger 1985 unter Barics Ägide zwischen Rapid und Everton (1:3) in Erinnerung.
Wenn noch etwas von Baric bleibt, so ist das wohl dessen starkes Mundwerk, wobei er es verstand, aus der Not - seine rudimentären Kenntnisse der deutschen Sprache - eine Tugend zu machen. Oft polterte er wie einst Trappatoni einfach drauflos, wobei jede noch so geharnischte Kritik irgendwie in Watte verpackt daherkam. Seine Forderung nach "maximaler Leistung" wurde so bald zum geflügelten Wort, was ihm wiederum den Ehrentitel "Otto Maximale" einbrachte - ein Titel, den der Kroate im Übrigen wohl zu vermarkten wusste. Dass seine Karriere 2007 - nach diskriminierenden Aussagen über Homosexuelle - mit maximalem Wirbel endete, hatte Baric sich selbst zuzuschreiben, obgleich er später zugab, dass der Satz "nicht clever" gewesen sei. Auf seinem Denkmal wird dies kaum Flecken hinterlassen. Darin dürften sich wohl die heimischen und kroatischen Fans einig sein.