Das Projekt einer europäischen Fußball-Super-League könnte schon zwei Tage nach seinem Bekanntwerden in sich zusammenbrechen. Manchester City erklärte am Dienstagabend seinen Rückzug von der umstrittenen Eliteliga, weitere Clubs folgten in der Nacht.
Nach Manchester City gaben nun auch Manchester United, Liverpool, Arsenal und Tottenham Hotspur ihren Rückzug bekannt. Der FC Chelsea bereite laut Medienberichten ebenfalls seinen Ausstieg vor. Nach spanischen Medienberichten ist auch die Teilnahme des FC Barcelona fraglich: Der hoch verschuldete Klub habe sich ausbedungen, vorher seine Mitglieder zu fragen.
Die Superliga sollte mit ursprünglich zwölf Spitzenklubs aus England, Spanien und Italien der "Champions League" des europäischen Fußballverbands UEFA Konkurrenz bieten. Nach heftiger Kritik von Verbänden, Fans, aber auch Spielern, Trainern und der Politik steht sie nicht einmal 48 Stunden nach ihrer Gründung vor dem Aus.
Vor dem Stadion an der Stamford Bridge, wo Chelsea das Heimspiel gegen Brighton austrug, waren feiernde Fans der "Blues" zu sehen. Auch beim Londoner Stadtrivalen Arsenal soll der Super-League-Abschied schon beschlossen sein.
Stimmen bei Barecelona die Fans ab?
In Spanien waren die Reihen ebenfalls nicht mehr geschlossen. Laut Medienberichten kündigte Barcelona-Präsident Joan Laporta an, die Fans über eine mögliche Teilnahme an der Super League abstimmen zu lassen. "Es ist ihr Club, also ist es ihre Entscheidung", wurde Laporta zitiert. Eine Ablehnung der Super League bei einer etwaigen Abstimmung dürfte sicher sein. Mittlerweile gilt auch Atletico Madrid als Absprung-Kandidat.
Die kollabierende Super League könnte sogar für eine echte Revolution sorgen. Die britische Regierung spielt nämlich als Konsequenz aus den jüngsten Ereignissen angeblich mit dem Gedanken, eine "50+1"-Regel nach deutschem Vorbild einführen zu wollen. Damit wäre die Zeit des ungebremsten Geldausgebens durch teilweise dubiose Eigentümer aus Arabien, Russland oder den USA wohl vorbei.
Zu Ende geht auf jeden Fall die Zeit von Ed Woodward als Vorstandschef bei Manchester United. Der bei den United-Fans ungeliebte, von der Glazer-Familie eingesetzte Geschäftsführer des englischen Rekordmeisters nimmt mit Jahresende den Hut, wie die "Red Devils" bestätigten. Ob der Abgang schon länger geplant war oder mit dem bevorstehenden Super-League-Scheitern zu tun hat, war zunächst nicht geklärt.
Andrea Agnelli, einer der Architekten der Super League, soll seinen Job als Juventus-Boss schon seit Dienstagabend los sein. Zudem schrieben Medien von einer kurzfristig anberaumten Konferenz der zwölf Super-League-Clubs in den späten Abendstunden, in der wohl das Ende des höchst umstrittenen Projekts besiegelt wird.