Antonin Panenka (1976) und Karel Poborsky (1996) sind mit ihren fabelhaften Hebertoren in die EM-Annalen eingegangen - seit Montag hat ein gewisser Patrik Schick diese Riege der tschechischen Goldfüßler ergänzt. Im Vorrundenmatch der Gruppe D gegen die Schotten in deren Hampden-Park zog der Leverkusen-Legionär in Minute 52 von der Mittellinie ab - in hohem Bogen sauste der Ball in gekrümmter Flugkurve über Goalie David Marshall hinweg in die Maschen. Mit diesem Husarenstück zum 0:2 wurden die Schotten, die eigentlich mehr Spielanteile und die deutlich besseren Torchancen hatte, in einen veritabeln Schock versetzt - von dem sie sich bis zum Ende nicht mehr erholen sollten. Nach der Auftaktniederlage wird es für die Bravehearts ganz schwer, noch das Achtelfinale zu erreichen, zumal am Freitag die "Battle of Britain" gegen Gruppenfavorit England ansteht.
Zuvor (42.) hatte der 25-jährige Schick schon aus dem Nichts die Führung für den Vize-Europameister von 1996 besorgt, der sich auf der Insel offenbar besonders wohlfühlt. Seit diesen Titelkämpfen in England musste Schottland übrigens schon auf eine weitere EM-Teilnahme warten, womit das Comeback vor heimischer Kulisse gründlich danebenging. Schick und Co. revanchierten sich damit auch für die beiden Niederlagen gegen die Schotten in der Nations League (1:2/0:1).
"Ein wunderbarer Tag"
Indes herrscht bei England Freunde nach dem perfekten Auftakt in Wembley über Vizeweltmeister Kroatien (1:0): Gareth Southgate hat dabei praktisch alles richtig gemacht, der Coach der Three Lions überraschte ein wenig mit seiner Aufstellung und bewies dabei eine glückliche Hand. Ausgerechnet Raheem Sterling, der zuletzt bei Manchester City kein Stammspieler mehr war, schoss die Engländer in London mit seinem Tor in der 57. Minute zum hoch verdienten Sieg.
Auch mit seiner Entscheidung, den im Nationalteam noch unerfahrenen Kalvin Phillips im Mittelfeld spielen zu lassen, lag Southgate goldrichtig. Aber der erste Dank des 50-Jährigen galt nicht seinen beiden besten Spielern, sondern dem Publikum. "In erster Linie ist das ein toller Tag für England. Wir haben so lange gewartet, bis die Biergärten wieder öffnen durften, und ich bin mir sicher, dass das Bier überall sowohl getrunken als auch durch die Gegend gespritzt wird", sagte der erleichterte Coach. "Es ist ein wunderbarer Tag." Der perfekte Start ins Turnier lässt die englischen Fans schon früh von einem goldenen Sommer träumen.
Sterling und Phillips haben großen Anteil daran. Den Kroaten dagegen gelang bis auf Superstar Luka Modric kaum etwas. Den Mittelfeldstrategen von Real Madrid konnte Phillips zwar auch nur selten stoppen, ansonsten überzeugte der Profi von Leeds United mit Übersicht und Zweikampfstärke. Auch den entscheidenden Pass auf Sterling vor dem 1:0 spielte der 25-Jährige. "Wir waren die gefährlichere Mannschaft", resümierte Southgate.(may/apa)