Eigentlich hatte die Fifa die Wogen rund um die umstrittenen Pläne einer WM im Zweijahresrhythmus in den dieser Tage angesetzten Gesprächen mit Vertretern der Nationalverbände glätten wollen. Doch vor der Tagung des Fifa-Councils am heutigen Mittwoch – eine Pressekonferenz mit Fifa-Präsident Gianni Infantino ist unmittelbar im Anschluss geplant – sind die Fronten weiter verhärtet. Nachdem Uefa-Chef Aleksander Ceferin schon mit dem Boykott europäischer Verbände für eine solche Veranstaltung gedroht hatte, erneuerten nun einige Nationalverbände diese Position.

Mehr als ein Dutzend Verbände aus Europa ziehen nun sogar die Möglichkeit, aus der Fifa auszutreten, laut Informationen der Nachrichtenagenturen AP und DPA in Betracht.

Zuletzt hatten die nordeuropäischen Verbände von Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Island und Färöer in einer gemeinsamen Stellungnahme ihre Position gegen eine WM alle zwei Jahre verdeutlicht. "Im schlimmsten Fall und als letzte Option" könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Verbände aus Protest aus der Fifa austreten, hieß es in einer Mitteilung des dänischen Verbands.

Ein möglicher Austritt von Mitgliedsverbänden ist in Artikel 18 der Fifa-Statuten geregelt. Demnach kann ein Austritt zum Ende eines Kalenderjahres erfolgen, eine entsprechende Erklärung muss spätestens sechs Monate vor Jahresende abgegeben werden. Dies könnte also nicht mehr 2021 erfolgen. Teams aus den jeweiligen Ländern könnten danach nicht mehr an Fifa-Wettbewerben teilnehmen, als Uefa-Mitglied jedoch weiterhin noch an Wettbewerben des europäischen Kontinentalverbands.

Wenger: "Aktuelles Format funktioniert nicht"

Die europäischen Verbände sind mit ihren Bedenken nicht alleine. Auch einige Frauenligen hatten zuletzt ihre geäußert, wonach die Entwicklung des Frauenfußballs trotz der zu erwartenden höheren Einnahmen durch verkürzte WM-Intervalle – die die Fifa für beide Geschlechter plant – nicht vorangetrieben, sondern gehemmt werden und man noch mehr im Schatten der Männer stehen würde. Auch der südamerikanische Verband Conmebol hält nichts von den Plänen, das Internationale Olympische Komitee hat sich ebenfalls kritisch geäußert – zumal diese die Bedeutung des olympischen Fußball-Turnieres, die ohnehin bei den Männern nicht allzu hoch ist, weiter untergraben würden.

Ungeachtet dessen haben die Befürworter, allen voran Arsene Wenger als Chef für globale Fußballentwicklung, zuletzt noch einmal heftig für die Reform geworben. "Das aktuelle Format funktioniert nicht mehr und ist veraltet", sagte der Franzose. "Eine WM oder ein Kontinentalturnier alle zwei Jahre könnten am Ende jeder Saison organisiert werden, ohne weitere Spiele hinzuzufügen." Die Anzahl der Fenster für Länderspiele soll dafür insgesamt verringert werden.

Neben monetären Argumenten hofft man, die Verbände und Ligen mit dieser Aussicht doch noch milde zu stimmen, schließlich haben Abstellungspflichten in der Vergangenheit immer wieder Streitpunkte geliefert. Das alleine wird freilich nicht ausreichen, um den Überzeugungsbedarf zu decken – ebenso wenig die schönen Worte, die heute wohl noch von Infantino zu hören sein werden. (ap/dpa/art)