Kurz nach dem Lösen des WM-Tickets auf den letzten Drücker schien Cristiano Ronaldo damit zu hadern, keinen Treffer beigesteuert zu haben. Portugals Superstar klatschte nach dem 2:0-Sieg im Play-off-Finale gegen Nordmazedonien seine Mitspieler ab, dann bewegte er sich alleine über den Rasen in Porto. Vielleicht sinnierte Ronaldo auch schon über das Winter-Turnier in Katar, wo er die finale Chance bekommt auf den letzten großen Titel, der ihm noch fehlt. Neben Ronaldo wird Robert Lewandowski als weiterer Stürmerstar bei der WM in Katar vertreten sein. Auch dank des Elfmeter-Treffers des FC-Bayern-Angreifers setzten sich die Polen in ihrem Play-off-Finale mit 2:0 gegen Schweden durch.

"Es war einer der, wenn nicht der schwierigste Elfmeter in meinem Leben", erklärte Lewandowski nach der souveränen Ausführung erleichtert. Auch weil er die Nerven behielt, muss mit Zlatan Ibrahimovic eine weitere schillernde Figur des Weltfußballs zuschauen. Der Altstar konnte die Niederlage als Einwechselspieler in der Schlussphase nicht mehr verhindern.

Ronaldo und die Portugiesen peilen unterdessen bereits Großes an. "Wir sind bei der WM in Katar, wir sind da, wo wir hingehören", postete der nimmermüde Ronaldo nach dem Erreichen seiner fünften WM-Endrunde auf Instagram. "Portugal ist immer einer der Titel-Kandidaten. Wir haben eine Mannschaft mit großer Qualität", sagte Langzeit-Teamchef Fernando Santos. "Wir haben bereits die Europameisterschaft gewonnen und die Nations League. Und jetzt haben wir einen weiteren Traum", so der seit 2014 amtierende Trainer. Beim lockeren 2:0 gegen Nordmazedonien erzielte Manchester-United-Star Bruno Fernandes beide Treffer (32./65.).

Während der Matchwinner erst 27 Jahre alt ist, zählt Ronaldo wenige Wochen nach der Winter-WM 38 Lenze. Das Turnier in Katar ist seine letzte Chance auf den WM-Titel. "Nur ich werde über meine Zukunft entscheiden, niemand sonst", hatte er einen Tag vor der Partie noch über seine Nationalmannschafts-Zukunft gesagt. Doch dass Ronaldo 2026 in Kanada, Mexiko und den USA noch dabei ist, gilt gerade beim Offensivpotenzial im Land des Europameisters 2016 als ausgeschlossen.

Mitunter dramatisch ging es auf dem afrikanischen Kontinent zu. Ghana, Marokko, Tunesien, Kamerun (in letzter Sekunde) und der Senegal setzten sich in den Play-off-Rückspielen ihres Kontinents durch und vertreten ihre Farben in Katar. In der Neuauflage des diesjährigen Afrika-Cup-Endspiels gewann Senegal erst in einem dramatischen Elfmeterschießen gegen Ägypten. Das Duell der Liverpool-Stars ging an Sadio Mane, der vor 50.000 frenetischen Fans in Dakar den entscheidenden Elfmeter verwandelte. Mohamed Salah hatte, von zig Laserpointern im Gesicht begleitet, als erster Schütze Ägyptens weit über das Tor geschossen. Ägyptens Verband erhob danach Anschuldigungen gegen die Fans des Gegners. Auf den Tribünen seien Schmähplakate insbesondere gegen Salah zu sehen gewesen, das Team sei zudem beim Aufwärmen durch Würfe von Steinen und Flaschen "terrorisiert" worden. Auf Instagram veröffentlichte der Verband Fotos von beschädigten und zerstörten Scheiben der Mannschaftsbusse. Diesen Angaben zufolge gab es auch Verletzte.

Ausschreitungen und Kritik

Heftig ging es auch im Stadion in der nigerianischen Hauptstadt Abuja zu, wo das Scheitern der Heimmannschaft gegen Ghana gewalttätige Ausschreitungen zur Folge hatte. Die Randalierer warfen Gegenstände auf das Spielfeld, zerstörten Sitzbänke und zerrissen Tornetze sowie Werbebanner. Die Sicherheitskräfte versuchten, die Lage mit Tränengas unter Kontrolle zu bringen. Der als Dopingbeauftragte im Einsatz gewesene Arzt Joseph Kabungo aus Sambia starb. Die Todesursache Kabungos war zunächst unklar, die Fifa und der Afrikas Verband ermittelten. In Asien stehen neben Katar als Gastgeber Südkorea, Japan, Saudi-Arabien und Iran als Teilnehmer fest. Der Iran allerdings befürchtet den Ausschluss für die WM in Katar, nachdem Frauen der Zutritt zum WM-Qualifikationsspiel gegen den Libanon verweigert worden ist.

Es passt zu einer WM, die viele ohnehin skeptisch sehen. Seit Jahren prangern Menschenrechtsorganisationen die Verletzung von Minderheitenrechten sowie die Bedingungen auf den Baustellen an. Auch die Initiative "Unser Spiel für Menschenrechte" möchte den Fokus auf dieses Thema richten, das angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine zuletzt in den Hintergrund getreten ist. "Wie soll man ein Fußballfest feiern auf einem Friedhof?", sagte Kurt Wachter von der Organisation "fairplay" bei der Vorstellung der Initiative am Mittwoch in Wien.