Trotz einer winterlichen Einkaufstour im dreistelligen Millionenbereich sind die Rollen im Champions-League-Achtelfinale zwischen Chelsea und dem deutschen Fußball-Vizemeister Borussia Dortmund nicht klar verteilt. Denn die Londoner reisen mit drei Liga-Unentschieden im Gepäck zum Hinspiel am Mittwochabend (21 Uhr/ServusTV) ins Ruhrgebiet, die Blues sind auf der Suche nach dem Erfolgserlebnis. Ganz anders der BVB, der mit sechs Triumphen makellos in das neue Jahr startete.

Auch deshalb ist das Selbstvertrauen bei den Dortmundern ungebrochen, der Dritte der deutschen Bundesliga rechnet sich gegen den schwächelnden Tabellenzehnten der englischen Premier League durchaus Chancen aus. "Es ist ein Spiel, das eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent mitbringt", wurde der BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl im "Kicker" zitiert. Der Ex-Profi erwartet ganz enge Partien, "aber wir können das packen", ergänzte er. Nach einem Herbst mit Schwächen gelang der Truppe von Trainer Edin Terzic der Turnaround, die Dortmunder haben sich mit einem Rückstand von drei Punkten auf den FC Bayern auch wieder ins Meisterrennen eingeschaltet.

Der FC Chelsea kommt unter Trainer Graham Potter hingegen weiter nicht so richtig in Fahrt, in den vergangenen zwölf Pflichtspielen feierten die Londoner nur zwei Siege. Mit nur 23 Toren in 22 Ligaspielen verfügt der Champions-League-Sieger von 2021 auch über eine der harmloseren Offensivabteilungen der Premier League. Über den Winter wurden deshalb unter anderem der argentinische Weltmeister Enzo Fernandez, der Ukrainer Mychajlo Mudryk und der portugiesische Leihspieler Joao Felix für mehr als 300 Millionen Euro verpflichtet. Während das Trio in den Champions-League-Kader aufrückte, muss Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang hingegen zuschauen.

Für Terzic ist die neue Kadersituation bei den Londonern ein kleines Rätsel. "Es ist nicht ganz leicht, das Ganze zu analysieren", sagte der 40-Jährige am Dienstag. "Sie haben Schlüsselspieler abgegeben, sie haben Schlüsselspieler dazu geholt." Man könne daher nur schwer absehen, mit welcher Aufstellung sie antreten.

Terzic selbst kann bei seiner Mannschaft wieder auf den Ex-Salzburger Karim Adeyemi zurückgreifen, der sowohl im DFB-Pokal als auch in der Bundesliga gesperrt gefehlt hatte. Allerdings muss der BVB auf Youssoufa Moukoko verzichten, der 18-jährige Stürmer zog sich einen Anriss der Syndesmose zu und fällt für beide Partien gegen die Engländer aus. Für Chelsea lief es in der Königsklasse indes deutlich besser, in der Gruppenphase gab es unter anderem gegen Red Bull Salzburg vier Siege in sechs Partien.

Im zweiten Mittwoch-Spiel will Brügge dem eigenen Champions-League-Märchen ein weiteres Kapitel hinzufügen. In der Gruppenphase überflügelten die Belgier mit Atletico Madrid und Bayer Leverkusen zwei namhafte Gegner, nun ist Benfica Lissabon im Achtelfinal-Hinspiel zu Gast. Da Brügge in der Meisterschaft und im Cup allerdings enttäuscht hatte, wurde Trainer Carl Hoefkens kurz nach Weihnachten entlassen. Unter Neo-Trainer Scott Parker gelang in sieben Matches aber nur ein Sieg. Die Portugiesen gewannen indes ihre Gruppe vor Paris Saint-Germain und sind Tabellenführer in der heimischen Liga.

Uefa in der Kritik

Für Aufsehen hat indessen das Ergebnis einer unabhängigen Untersuchungskommission mit Blick auf das Zuschauer-Chaos rund um das Finale der Champions League im Mai 2022 nahe Paris gesorgt. Demnach trägt vor allem die Uefa die Verantwortung für die Ausschreitungen. Es sei bemerkenswert, dass es keine Toten gab, heißt in dem 220-seitigen Bericht, der auch das Verhalten der Behörden kritisiert. Bei dem Endspiel zwischen Liverpool und Real Madrid waren teilweise Fans ohne Tickets ins Stadion gelangt. Die Polizei stetzte Tränengas ein.