Im DFB-Pokal im Viertelfinale, in der deutschen Bundesliga auf Rang drei - und in der Europa League beim erstmaligen Antreten im Achtelfinale: Union Berlin erlebt derzeit ein kleines Fußballmärchen. "Der Wahnsinn geht weiter", frohlockte Trainer Urs Fischer nach dem 3:1 gegen Ajax Amsterdam in der Zwischenrunde, nach dem es für die Elf rund um Christopher Trimmel nun im Achtelfinale erneut gegen Gruppengegner Union Saint-Gilloise aus Belgien geht.

Doch "der Wahnsinn" geht für die Männer aus Köpenick nicht nur auf europäischer Ebene weiter; in der heimischen Meisterschaft kommt es schon am Sonntag zum unerwarteten Gipfeltreffen mit dem großen FC Bayern (17.30 Uhr). Dass die Fischer-Truppe nach 21 Runden punktgleich mit dem Münchner Starensemble auf Rang drei liegt - Zweiter ist Borussia Dortmund, das in diesem Kalenderjahr ebenso glänzte -, wäre an sich schon Sensation genug. Dass die Berliner auch noch auf einer Welle der Euphorie nach München schwimmen, während dort nach dem jüngsten 2:3 gegen Borussia Mönchengladbach und den verbalen Entgleisungen von Trainer Julian Nagelsmann Katerstimmung wie sonst nur nach ausgelassenen Oktoberfestbesuchen herrscht, erhöht die Brisanz des Treffens zusätzlich.

Dennoch will Fischer, der seit viereinhalb Jahren in der Alten Försterei werkt und die Truppe aus der zweiten Liga ins Spitzenfeld des Oberhauses und ins Europa-League-Achtelfinale führte, von einem möglichen Titelgewinn nichts wissen. Die Favoritenrolle liegt immer noch klar bei den Bayern, die die mit Abstand beste Tordifferenz der Top drei haben und deren Kader einen fast zehnfach so hohen Marktwert aufweist wie jener der Berliner.

Und dennoch scheint für diese aktuell nichts mehr unmöglich, schließlich biss sich auch Ajax trotz größerer individueller Klasse an den Eisernen die Zähne aus, die dieses Manko mit Mentalität wettgemacht haben. Torschütze Josep Juranovic brachte es auf den Punkt: "Diese Mannschaft ist einfach eine Wucht. Hier gibt es keine individuellen Superstars, wir funktionieren als Einheit. Jeder gibt 120 Prozent auf dem Feld."(tamsl)