Paris mag die Stadt der Liebe sein - doch im Fußball ist und bleibt die große Liebe des französischen Hauptstadtklubs Paris St. Germain zur Champions League eine äußerst frustrierende und unerfüllte Angelegenheit. Seit dem Einstieg von Katar vor zwölf Jahren wurden zwar von den Scheichs Abermillionen für immer mehr neue Spieler und Trainer ausgegeben; doch das große Ziel, erstmals und endlich mit dem Gewinn der Königsklasse den europäischen Fußball-Thron zu erobern, wurde ein ums andere Mal verfehlt. Und am Mittwoch (21 Uhr/ServusTV) könnte es auch in der heurigen Spielzeit schon wieder so weit sein: Nach der 0:1-Heimniederlage im Prinzenpark gegen die Bayern stehen Lionel Messi, Kylian Mbappé und Co. in München vor dem Achtelfinal-Aus. Seit dem Triumph im Cup der Cupsieger über Rapid Wien (1996/1:0) hat PSG zwar acht Mal die französische Meisterschaft und zehn Mal den Coupe de France gewinnen können, aber nie wieder einen Europapokal-Bewerb.

Folgt am Mittwoch zum bereits fünften Mal der K.o-Schlag gleich in der ersten K.o.-Runde (siehe Kasten), wird der nächste Umbruch bei den Blau-Roten wohl unvermeidlich sein. Zum einen dürfte der ohnehin stets wacklige Trainerstuhl, den Christophe Galtier seit Sommer innehat, dann schon wieder umkippen. (Wobei in Paris zuletzt schon ganz andere Trainer-Kaliber gescheitert sind - von Carlo Ancelotti über Mauricio Pochettino bis zu Thomas Tuchel etwa.) Zum anderen wird sich Präsident Nasser Al-Khelaifi wohl oder übel auch Gedenken über sein Personal auf dem Spielfeld machen müssen, ob also das ultimative, aber nicht frei von Rivalitäten agierende Star-Trio Neymar, Mbappé und Messi der Weisheit letzter Schluss ist. Während der Brasilianer erst am Montag wieder einmal eine Hiobsbotschaft lieferte, indem er aufgrund einer Bänderoperation am rechten Knöchel bis Saisonschluss ausfällt, halten sich rund um den amtierenden Welt- und Vizeweltmeister in den Reihen von PSG hartnäckige Gerüchte.

Messi, dessen Vertrag nach dieser Saison endet, dürfte wohl nicht mehr zu halten sein: So lockt die Major League Soccer mit David Beckhams Inter Miami, aber auch der FC Barcelona hat durchaus Chancen auf ein Comeback des argentinischen Kapitäns. Wie es dann mit Klub-Rekordtorschütze Mbappé (201 Treffer), der bis Sommer 2024 mit Option auf eine weitere Saison an PSG gebunden ist, weitergeht, steht wohl in den Sternen. Exakt null Europapokalsiege machen sich in der Biografie des derzeit vielleicht besten Spielers der Welt nicht wirklich gut - und Besserung ist in der Seine-Metropole womöglich nicht in Sicht.

Ärger auf mehreren Ebenen

Denn das Geldverbrennen der Katarer hat womöglich auch einmal ein Ende. Zumindest schlug jüngst die Schlagzeile, wonach PSG-Anteile veräußert werden könnten, durchaus ein wie die sprichwörtliche Bombe. Zudem sollen die Scheichs Interesse an Manchester United haben - wiewohl es sich dabei nicht direkt um den aktuellen PSG-Besitzer QSI handeln. Zu allem Überdruss gibt es derzeit auch noch Streit mit der linken Pariser Oberbürgermeisterin: Anne Hidalgo will das Prinzenpark-Stadion nämlich partout nicht an PSG verkaufen. Auch hier ist der Beziehungsstatus: kompliziert.

Rein sportlich hat das Pariser Starensemble die heurige Königsklasse aber noch lange nicht abgeschrieben: "Wir sind gut vorbereitet und in der Lage, das Ganze zu drehen", meine etwa der frischgebackene Weltfußballer Messi vor dem Gipfeltreffen in der Allianz-Arena. Der 35-Jährige geht von einem "sehr engen und schwierigen Spiel" aus, am Ende würden eventuell "kleine Details" entscheiden, wobei Messi natürlich dieses Zünglein an der Waage sein möchte. Im Hinspiel vor drei Wochen war das aber nicht gelungen, der Weltmeister wirkte etwas überspielt und verloren auf dem Platz; der Sieg der Bayern war verdient, wobei just der Franzose Kingsley Coman wie schon im Champions-League-Finale 2020 das Goldtor für den deutschen Rekordmeister erzielte.

Bayern-Trainer Julian Nagelsmann erwartet im Vergleich zum Hinspiel einen angriffslustigeren Gegner. "Ich gehe schon davon aus, dass sie mehr Druck machen werden, gerade in der Anfangsphase", sagte der 35-Jährige, der auf eine spezielle Taktik setzen möchte. Kurzum will er den PSG-Stars den Spaß am Kicken nehmen. "Wenn wir ihnen die Lust rauben, dann wird es schon sehr viele Situationen geben, wo wir einfach in der Gemeinschaft sehr stark sind." Wie stark das Feuer der Pariser Fußball-Lust noch brennt, wird man also am Mittwoch sehen.