Der SC Freiburg steht vor dem bisher größten Auftritt auf internationaler Bühne: Die Schwarzwälder treten im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League am Donnerstag (21 Uhr/Servus-TV) bei Juventus Turin an. Dass seine Mannschaft in Turin einlaufen dürfe, zu einem Pflichtspiel und nicht etwa zur Saisoneröffnung, und er auch noch dabei sein dürfe, sei der "Wahnsinn", sagte SC-Trainer Christian Streich. Der ganze Verein scheint elektrisiert von der großen Aufgabe im Piemont. Süße Gastgeschenke (etwa in obligatorischer Tortenform) soll es für die alte Dame freilich nicht geben - zumindest nicht auf dem Platz.

2.100 Fans sicherten sich für das Hinspiel Karten über das Auswärtskontingent. Etliche weitere wurden extra schnell Juve-Mitglieder und holten sich über diesen Weg Tickets, die mittlerweile von den Gastgebern aber storniert wurden. Aktuell hat Freiburg als Bundesliga-Fünfter gute Chancen auf die zweite Europacup-Teilnahme hintereinander. Während sie 2013/2014 noch in der Gruppenphase und 2017/2018 sogar in der Qualifikation der Europa League gescheitert waren, stürmten die Freiburger mit 14 von 18 möglichen Punkten diesmal auf direktem Weg ins Achtelfinale.

Bei den Freiburgern wird ÖFB-Teamverteidiger Philipp Lienhart versuchen, die Kreise der Turiner Topstürmer Dusan Vlahovic, Angel di Maria und Federico Chiesa zu stören. Der am vergangenen Wochenende beim 0:0 bei Mönchengladbach erkrankt fehlende Teamstürmer Michael Gregoritsch war im Abschlusstraining wieder mit dabei. Dass die Freiburger auf nationaler wie europäischer Bühne so reüssieren können, ist für Ex-Präsident Fritz Keller nicht gänzlich überraschend, weil das Resultat harter Arbeit: "Über Jahre hinweg ist es gelungen, die eigene DNA mit vielen Talenten immer weiter auszubauen", erklärte er. "Aber auch das neue Stadion ist ein ganz entscheidender Faktor. Spieler gehen in der Regel dorthin, wo sie sehen, dass nach vorne gedacht wird. Das muss sich der SC bewahren", so Keller, der am Aufbau des Fußballwunders im Schwarzwald maßgeblich beteiligt war.

Juve mag aktuell zwar nicht zu den ganz Großen im europäischen Fußball gehören, der Name bürgt aber weiter für Titel, eine illustre Geschichte - und natürlich Skandale. Knapp 17 Jahre nach dem Zwangsabstieg wegen Schiedsrichterbestechung wurden den Turinern jüngst in der SerieA 15Punkte abgezogen, weil der Verein jahrelang bei seinen Finanzen getrickst haben soll. Auch die Staatsanwaltschaft und die Uefa ermitteln.

In die Champions League, in der das Team von Trainer Massimiliano Allegri diese Saison nach der Gruppenphase hängen blieb, soll es nach dem Punktabzug in der Liga nun via Europa-League-Titel gehen. Nach der 0:1-Niederlage bei der AS Roma am Sonntag, der ersten nach zuvor sechs Siegen und einem Remis, sinnen die Turiner auf Wiedergutmachung. Der SC soll eine kurze Etappe sein auf dem Weg zum Europacup-Sieg. "Wir wollen diese Trophäe gewinnen", sagte Azzurri-Stürmer Chiesa und meinte: "Das wäre schön, nach allem, was in der Saison alles passiert."

ManUnited gefordert

Am Donnerstag könnte auch ÖFB-Akteur Marcel Sabitzer zum Einsatz kommen: Manchester United empfängt Betis Sevilla und ist naturgemäß erpicht, das 0:7 vom Sonntag gegen Liverpool in der Premier League vergessen zu machen. "Es tut uns leid. Wir werden am Donnerstag eine Reaktion zeigen", kündigte Jungstürmer Alejandro Garnacho an. Auch Christopher Trimmel (mit Union Berlin gegen Saint-Gilloise) und Gernot Trauner (mit Feyenoord gegen Schachtar) stehen vor Europacup-Auftritten.(may/apa)