Der Sturm über der Wiener Austria hat sich noch nicht gelegt, sowohl im buchstäblichen als auch im übertragenen Sinne des Wortes. In der vorletzten Runde des Bundesliga-Grunddurchgangs sind die Favoritner zu Gast beim gleichnamigen Gegner aus Graz, gegen den ersten Herausforderer von Abonnement-Meister Salzburg geht es um nichts weniger als darum, die Trümpfe im Rennen um einen Platz in der Meistergruppe nicht aus der Hand zu geben. Und rauer Wind, der bläst der Austria auch hinter den Kulissen entgegen. Finanzielle Probleme und Punkteabzug (ohne den sie wohl keine Probleme hätte, im oberen Play-off dabei sein zu können) lasten schon die ganze Saison über auf den Wienern; dazu kamen die, wie Sportdirektor Manuel Ortlechner es nennt, "Kommunikationsprobleme" rund um die Abberufung von Trainer Manfred Schmid, diese Woche erklärte nun auch Präsident Frank Hensel seinen Rücktritt. Er spüre kein Vertrauen mehr in seine Person, sagte der Deutsche. Ein Ende des Kampfes um Geld und Einfluss ist damit aber längst nicht in Sicht.
Zumindest sportlich aber hat man es in eigenen Händen, für eine Atempause zu sorgen. Auf Platz fünf liegend ist die Austria nach drei Sieg in den ersten vier Spielen unter Neo-Trainer Michael Wimmer in der Pole Position im Kampf um einen Rang unter den ersten Sechs; dahinter lauern aber die WSG Tirol und die Austria aus Klagenfurt mit nur einem beziehungsweise zwei Punkten Rückstand.
(Fast) niemand ist sicher
"Wenn wir auf Anschlag performen, haben wir gegen jede Mannschaft in der Bundesliga gute Chancen. Wenn wir das nicht tun, haben wir Probleme", sagt Ortlechner. Das Ziel sei klar: "Wir wollen uns in der Meistergruppe immer mit Top-Teams messen."
Das will freilich auch wieder die Austria aus Klagenfurt, die im Vorjahr als erster Aufsteiger ins Meister-Play-off kam und sich von einigen Rückschlägen zuletzt mit einem Überraschungs-2:1 gegen Sturm und einem klaren 3:0 über Altach wieder erholt gezeigt hat. Die Kärntner haben mit dem Heimspiel gegen Hartberg sowie dem Duell gegen Austria Lustenau zudem das vermeintlich einfachste Restprogramm der Anwärter auf die Top Sechs, aufgrund der Spielpaarungskonstellation wären sie mit zwei Siegen fix oben. "Wir haben uns zuletzt wieder herangepirscht, und natürlich schaut man auf die Tabelle. Aber wir werden uns nicht verrückt machen lassen, wir müssen gar nichts", betont Trainer Peter Pacult, dessen Ex-Klub Rapid trotz Platz vier auch noch nicht fix mit dem oberen Play-off planen kann. Gewinnt die WSG Tirol das direkte Duell gegen die Wiener, ziehen die derzeit sechstplatzierten Innsbrucker an ihnen vorbei. Sicher dürfen sich nur Salzburg, Sturm und der LASK sein. Möglich also, dass es kommende Woche ausgerechnet im Wiener Derby zum Showdown zwischen den beiden Erzrivalen kommt. Sollte diese Situation eintreten und einer der beiden Wiener Klubs noch in die untere Tabellenhälfte rutschen, sind stürmische Zeiten erneut garantiert. (tamsl)