Glanzvoller könnte die Qualifikation für die EM 2024 nicht starten: Italien hat am Donnerstag (20.45 Uhr/Puls24) in der Neuauflage des EM-Finales 2021 in Neapel England zu Gast. Es kommt also gleich zum Auftakt der Gruppe C zu einem richtungsweisenden Duell im Kampf um den Gruppensieg, der genauso wie Tabellenplatz zwei ein Ticket für die Endrunde in Deutschland bringt. Aus statistischer Sicht haben die Gastgeber zum Auftakt die deutlich besseren Karten.
Die Italiener sicherten sich nicht nur am 11. Juli 2021 mit einem 3:2-Erfolg im Elfmeterschießen (1:1 nach 120 Minuten) im Londoner Wembley Stadium die EM-Krone, sondern blieben auch in der jüngsten Nations League mit einem 0:0 und 1:0 im San Siro im September 2022 im direkten Duell und damit sechs Mal in Folge unbesiegt. Zudem gab es für England auswärts gegen Italien ebenfalls sechsmal keinen Sieg und auch nur einen Torerfolg. Die Durststrecke geht bis zu einem 3:2-Testspielsieg im Mai 1961 im Stadio Olimpico zu Rom zurück.
"Ein starker Gegner, bei dem wir lange nicht gewonnen haben. Wir wissen, dass uns eine große Aufgabe erwartet, es ist ein richtig guter Test, um zu sehen, ob wir einen Schritt vorwärts machen können als Team", sagte Englands Teamchef Gareth Southgate. Die Partie bezeichnete er als "womöglich wichtigste" in der gesamten Qualifikation. Am Sonntag folgt in London dann das Heimspiel gegen die Ukraine, die als drittstärkste Kraft in dieser Gruppe gilt. "Die Leistungen und Ergebnisse in dieser Woche sind sehr wichtig, dessen sind wir uns bewusst", so der Coach der Three Lions, der auf Marcus Rashford und Mason Mount verzichten muss.
Squadra ewig ungeschlagen
Die Aufeinandertreffen mit den klaren Außenseitern Nordmazedonien, das Italien im WM-Play-off ausgeschaltet und damit in eine schwere Krise gestürzt hatte, und Malta folgen erst später. Das ist auch ganz nach dem Geschmack von Ben Chilwell. "Zwei perfekte Spiele, ich könnte mir keinen besseren Start in die Qualifikation vorstellen", verlautete der Chelsea-Linksverteidiger. Die Auftaktgegner seien jene Nationen, die man bezwingen wolle und auch müsse, wenn man in Zukunft Titel gewinnen möchte.
Dafür müssten im ersten EM-Qualifikations-Duell der beiden Teams überhaupt mehrere italienische Serien zu Ende gehen: Die Squadra Azzurra hat seit September 2006 keines von 40 EM-Qualifikations-Spielen verloren, die jüngsten 14 wurden allesamt gewonnen. Zu Hause gab es 25 Mal keine Niederlage - und das seit September 1999. Nach der verpassten WM-Teilnahme haben die Italiener unabhängig davon einiges gutzumachen.
"Unser Team hat sich ein bisschen verändert, wir haben aber nach wie vor Spieler von großartiger Qualität mit toller Mentalität", meinte Rechtsverteidiger Giovanni di Lorenzo. Er erwartete einen "starken Gegner": "Letztes Jahr haben wir im San Siro ein sehr gutes Spiel gewinnen können, wir müssen wieder auf einem Toplevel agieren." Zu einem Faktor sollen die zumindest 38.000 Fans im Stadio Diego Armando Maradona werden. "Ich hoffe, dass sie mit derselben Leidenschaft dabei sind wie bei den Napoli-Heimspielen. Das kann einen enormen Schub geben. Es wird ein ganz spezieller Abend", so Napolis Di Lorenzo.
Besonders in Erinnerung bleiben könnte der Abend auch zwei Engländern: Southgate könnte als erst dritter englischer Teamchef nach Sir Alf Ramsey und Walter Winterbottom die 50-Siege-Marke erreichen. Stürmerstar Harry Kane würde mit einem weiteren Treffer zum alleinigen Rekord-Torschützen des WM-Viertelfinalisten von Katar, der in der EM-Qualifikation nur eines der jüngsten 18 Spiele nicht gewonnen hat, aufsteigen. Derzeit teilt er sich die Bestmarke noch mit Wayne Rooney (je 53).
Ronaldo gegen Underdog
Am Donnerstag (20.45 Uhr) steigt auch Portugal in Lissabon gegen Liechtenstein ins Qualifikations-Geschehen (Pool J) ein. Ex-Belgien-Teamchef Roberto Martinez coacht dabei erstmals Cristiano Ronaldo und Co. Beim Underdog sitzt interimistisch mit Rene Pauritsch ein Steirer auf der Bank. Der 59-Jährige ist seit Jahren auch technischer Direktor des Verbandes und bekleidet nach dem Abgang von Martin Stocklasa seit Anfang März eine Doppelfunktion. Teamchef war er zuvor auch schon zwischen 2012 und 2018 gewesen.
Die Qualifikation läuft bis 21. November und umfasst sieben Gruppen mit je fünf Teams und drei mit je sechs Mannschaften. 20 Teams sicheren sich dabei Startplätze an der zwischen 14. Juni und 14. Juli 2024 stattfindenden Endrunde. Deutschland hat als Gastgeber einen Fixplatz, die restlichen drei Turnier-Teilnehmer werden erst im März 2024 im Play-off ermittelt.
Österreich startet am Freitag (20.45 Uhr) in Linz gegen Aserbaidschan ins Rennen um ein Endrunden-Ticket.