Rapid will nach 28 Jahren Wartezeit endlich den 15.Cup-Titel einfahren. Dafür müssen die Wiener am Mittwoch (20.30 Uhr/ORF 1) zunächst im Halbfinale im Allianz-Stadion Bundesliga-Schlusslicht SV Ried eliminieren. In der Liga schafften die Innviertler in 43Spielen noch keinen einzigen Sieg bei den Grün-Weißen. Im Cup gelangen den Pokal-Spezialisten aus dem Innviertel vor zwölf Jahren aber gleich zwei Erfolgserlebnisse, die in Hütteldorf nicht vergessen sind. "Ich will ein Team sehen, das brennt", sagte daher ein mahnender Rapid-Trainer Zoran Barisic.
Zunächst war Ried am 4. Mai 2011 die Halbfinal-Endstation für Rapid. Die Oberösterreicher setzten sich gegen den Rekordmeister mit 2:1 durch und fuhren anschließend im Finale gegen Austria Lustenau ihren zweiten Cup-Erfolg nach 1998 ein. Als Rapid-Interimstrainer fungierte damals der aktuelle Chefcoach Barisic. Am Nationalfeiertag 2011 entschied Ried dann einen Achtelfinal-Krimi im Hanappi-Stadion in der Verlängerung ebenfalls mit 2:1 für sich. Anel Hadzic traf in der 114. Minute per Weitschuss, bei Rapid spielten der aktuelle Sportchef Markus Katzer und Torjäger Guido Burgstaller durch. Ried stieß abermals bis ins Endspiel vor, unterlag dort jedoch Red Bull Salzburg.
Nicht zuletzt diese Vorgeschichte, die freilich durchaus der eigenen Gesetzmäßigkeit des Cups folgt, bildet den Rahmen, warum Barisic im Vorfeld nicht von einer dankbaren Aufgabe sprechen wollte. Die positive Liga-Heimbilanz (35 Siege, 8 Remis) und die Bundesliga-Tabelle, die Ried als Letzten der Qualifikationsgruppe auswirft, ändern daran nichts. "Es ist das vermeintlich leichteste Los, aber für mich ein sehr gefährliches. Wenn man ein bisschen in die Geschichte schaut, ist es ja nicht so, dass wir gegen Ried immer gewonnen haben - im Gegenteil", führte Barisic aus. "Letztes Jahr haben wir auch ein dankbares Los gehabt mit Hartberg", erinnerte der Wiener an die 1:2-Heimniederlage im Viertelfinale anno 2022.
Bereits mehr als 20.000 Tickets für das Heimspiel waren am Dienstag verkauft - das zeigt, wie das Umfeld nach den jüngsten zwei Bundesliga-Niederlagen gegen Austria Wien und Sturm Graz einem Erfolgserlebnis entgegenfiebert. "Wir alle miteinander sehnen uns danach, ins Cup-Finale zu kommen", betonte Barisic. "Diese Gier haben wir in uns. Wir wollen unbedingt Titel gewinnen mit Rapid." Kapitän Burgstaller, der noch nie ein Cup-Finale bestritten hat, meinte: "Ich bin zurück bei meinem Herzensverein, und natürlich willst du als Spieler was hinterlassen."
Salzburg-Aus erhöht Chance
Seriensieger Salzburg ist nicht mehr im Bewerb, das andere Semifinale bestreiten am Donnerstag (20.30 Uhr/ORF 1) Sturm und der LASK. Das Endspiel findet am 30. April in Klagenfurt statt. Rapid hat den Cup zuletzt 1995 - übrigens mit dem Libero Barisic - gewonnen. Es geht für den Verein um die erste Endspiel-Teilnahme seit 2019 und letztlich um die einzige Titelchance in dieser Saison (die bis dato letzte Meisterschaft gelang 2008). Es wäre "eine schöne Geschichte", sagte darob Burgstaller. "Schlussendlich liegt es nur an uns", erkannte Barisic, der mit Ferdy Druijf und Nicolas Kühn zwei zusätzliche Offensivwaffen wieder in den Matchkader aufnehmen könnte.
Übrigens: 2018 gewannen die Hütteldorfer das bisher letzte Cup-Duell gegen Ried. Rapid warf den damaligen Zweitligisten mit einem 2:1 im Viertelfinale aus dem Bewerb. Das jüngste Aufeinandertreffen in der Bundesliga ging allerdings im Oktober mit 1:0 an Ried. Dazu leben bei den Riedern noch die Erinnerungen an die vergangene Saison, als man im Cup erst im Finale gegen Salzburg verlor. "Dieses Cup-Spiel hat einen extrem hohen Stellenwert für uns. Es geht um richtig viel", erklärte SVR-Coach Maximilian Senft. "Wir alle sind hochmotiviert. Wir stehen im Halbfinale und wollen ins Finale", sagte Mittelfeldspieler Michael Martin.
Auch bei den Wikingern dünnt sich das Lazarett aus, Torhüter Samuel Sahin-Radlinger kehrte am Samstag beim 0:1 gegen den WAC ins Tor der Innviertler zurück. Einige zuletzt gesperrte und erkrankte Akteure wie Leo Mikic, Christoph Lang und Philipp Pomer könnten gegen Rapid wieder in der Startelf sein. Mit Marcel Ziegl steht zudem der Anführer der Innviertler nach Knieproblemen vor dem Comeback. Der Kapitän kam am vergangenen Freitag in der Regionalliga bei den Amateuren 45 Minuten zum Einsatz. 2011 war Ziegl schon als 19-Jähriger bei den Cup-Schlachten gegen Rapid dabei - er wüsste also, wie David den Goliath (wieder) zu Fall bringen kann.
Schlager im DFB-Pokal
Titelhungrig ist in Deutschland auch Borussia Dortmund, auch wenn die Meisterambitionen nach der 2:4-Abfuhr gegen Bayern München einen kleinen Dämpfer erlitten haben. Nun wartet am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF) im DFB-Pokal-Viertelfinale auswärts Titelverteidiger RB Leipzig - in der Neuauflage des Finales 2021 (4:1 für Dortmund). "Wir haben immer gesagt, dass Dortmund immer um Titel spielen will. Und der DFB-Pokal bietet den kürzesten Weg", sagte BVB-Trainer Edin Terzic. Im zweiten Mittwoch-Spiel (18 Uhr) empfängt Zweitligist 1.FC Nürnberg den Bundesliga-Letzten VfB Stuttgart.