Man kann es nicht oft genug betonen: Tore sind im Fußball überbewertet. Es gibt Spiele, zum Beispiel das erste Halbfinale des ÖFB-Cups zwischen Rapid und Ried, das drei Tore erlebte und dennoch zähe Kost blieb. Und es gibt Partien wie das zweite Semifinale zwischen Sturm und Lask, das geht pfeilschnell hin und her, Schuss um Schuss, Chance um Chance, ein packendes Spiel, auch wenn lange kein Treffer fiel. Ein einziges Tor entschied am Ende zugunsten von Sturm.
Das Spiel begann mit Verspätung, weil es in Liebenau erneut zu einem medizinischen Notfall kam. Wie schon am Wochenende in der Liga gegen Rapid. Es ging glimpflich aus. Die Spieler hatten sich zuvor aufgewärmt, mussten dann eine halbe Stunde später die Partie ankicken. Aber das taten sie eindrücklich. Der Lask hatte binnen weniger Minuten zwei Chancen, einmal kullerte gar der Ball die Torlinie entlang, konnte aber geklärt werden. Auf der anderen Seite bediente Manprit Sakaria seinen Kollegen in der Offensive, Emanuel Emegha, der allein vor Keeper Alexander Schlager scheiterte.
Mutiger Beginn, starke Fortsetzung
Es hätte schon nach 20 Minuten locker 2:2 stehen können, aber, wie erwähnt, sind Tore ohnehin überbewertet. Eine derartige Anfangsphase kann manchmal auch lähmend wirken, wenn den Spielern die Offensivaktionen des Gegners in Glieder und Nerven fahren. Doch das war nicht der Fall. Beide Mannschaften blieben mutig, direkt und durchaus angriffslustig, wobei sich Sturm, das auch in der Liga vor den Linzern steht, als etwas stabiler und stärker erwies. Das torlose Remis zur Pause glich aber einer Sensation.
In der zweiten Hälfte waren die Gastgeber von Beginn an dominanter und der Lask im Angriff weniger präsent, wenn auch nicht abgemeldet. An den Glanz der ersten 45 Minuten kam die Partie dann nicht mehr ganz heran, blieb aber weiter interessant. Aber dafür gabs ein Tor. Und was für eines, es passte zum Spiel. Der slowenische Teamspieler Tomi Horvat ist bisher nicht sehr auffällig als Goalgetter in Erscheinung getreten, in der 68. Minute zog er von halb rechts in die Mitte und zwirbelte den Ball mit dem Linken ins lange Eck. Ein Tor, wie es Lionel Messi schon einige hundert Mal gelungen ist, das aber in Graz eher die Ausnahme darstellt.
Okonkwo rettet in letzter Minute
Der Lask hatte seine beste Chance rund zehn Minuten vor Ende. Robert Zulj war nach einem Stanglpass völlig frei im Strafraum, die Grazer Abwehr für einen Moment indisponiert, doch der ehemalige Deutschland-Legionär rutschte beim direkten Schussversuch aus und produzierte dadurch eine Art Schupferl. Es war ein ungewolltes Kunststück, aber eben auch eine vergebene Großchance. Im Konter scheiterte Emegha am starken Schlager. Nicht das letzte Mal. (sir)