In der Champions League steht am Mittwoch Titelverteidiger Real Madrid mit dem wiedererstarkten ÖFB-Teamkapitän David Alaba auf dem Prüfstand. Der spanische Meister trifft im Viertelfinal-Hinspiel der Königsklasse im heimischen Estadio Santiago Bernabeu auf Chelsea London (21Uhr/Servus-TV). In Mailand kommt es derweil zum mit Spannung erwarteten inneritalienischen Duell zwischen Serie-A-Meister AC Milan und Meister in spe SSC Napoli (Dazn/Sky).
Nach dem 4:0-Erfolg vergangene Woche im Cup-Schlager beim FC Barcelona und der ernüchternden 2:3-Heimpleite am Samstag gegen Villarreal will das Madrider Team von Trainer Carlo Ancelotti auf seiner sportlichen Berg- und Talfahrt nun wieder Höhenluft schnuppern. Das in der Premier League schwächelnde Chelsea kommt da gerade recht. Die Londoner verloren am Wochenende bei den Wolverhampton Wanderers mit 0:1 und belegen nur Rang elf in der Liga.
Doch im Vorjahr wäre die Alaba-Truppe beinahe an Chelsea gescheitert. Gewannen die Spanier das Hinspiel auswärts mit 3:1, so lagen die Königlichen im Rückspiel daheim bereits mit 0:3 hinten. Erst eine 2:3-Niederlage nach Verlängerung sicherte das Weiterkommen in dieser epischen Partie. "Wir haben letztes Jahr viel gelitten", erinnerte Ancelotti. "Wir müssen die Mannschaft und den Verein respektieren, sie haben sehr gute Spieler, auch wenn sie gerade nicht gut drauf sind", so der Italiener. Im Vorjahr wurde der damals amtierende Titelträger aus London beinahe unterschätzt - doch so wie im Achtelfinale (gegen PSG) und Halbfinale (Manchester City) schlugen die Comeback-Königlichen aus Madrid zurück und sicherten sich am Ende (gegen Liverpool) zum 14. Mal den Henkelpokal.
Alaba fühlt sich gut
Diesmal soll das Halbfinale ohne Nachschicht erreicht werden, wie auch Alaba auf der Abschluss-Pressekonferenz beteuerte: "Wir unterschätzen Chelsea nicht. Wir wissen, dass sie einen starken Kader haben. Sie haben ein großartiges Team, wir müssen uns auf uns selbst konzentrieren, von der ersten Minute an Druck machen und versuchen, erfolgreich zu sein. Sie haben gute Spieler, es ist ein starkes Team." Der ÖFB-Kapitän hatte sich im Februar beim 5:2-Sieg im Achtelfinal-Hinspiel in Liverpool verletzt - im Nationalteam feierte er vor zwei Wochen gegen Estland (2:1) sein Comeback. "Ich fühle mich jetzt gut, hatte ein paar Probleme mit Verletzungen. Nun bin ich aber bereit, um zu spielen", meinte der Wiener am Dienstag.
Bei den Londonern steht seit kurzem Klub-Ikone Frank Lampard als Interimscoach an der Seitenlinie, der als Spieler für Chelsea auch unter Coach Ancelotti kickte. "Er ist erst seit einer Woche hier, aber er wird in der Zeit, in der er bei Chelsea ist, gute Arbeit leisten", meinte der Real-Trainer über seinen einstigen Schützling. Ancelotti, der im Vorjahr als erster Coach überhaupt seinen vierten Champions-League-Titel feierte, hofft allerdings darauf, "eine weitere magische Nacht im Bernabeu zu erleben. Wir müssen die Tatsache ausnutzen, dass wir das erste Spiel zu Hause spielen."
Italien fiebert indessen dem Nord-Süd-Duell zwischen AC Milan und dem designierten Meister Napoli entgegen. In der Liga haben die Neapolitaner 16 Punkte Vorsprung auf das zweitplatzierte Lazio, auf Milan sind es gar 22 Zähler. Die Mailänder haben jedoch vor zehn Tagen das Team von SSC-Trainer Luciano Spalletti auswärts mit 4:0 gedemütigt und können nun zudem auf die Unterstützung der eigenen Fans zählen.
"Wie 50 Mal Liebe machen"
Von der 0:4-Watschen wollen sich die selbstbewussten Süditaliener, die ansonsten eine eindrucksvolle Saison auf der Siegesspur bestreiten, nicht irritieren lassen. "Wir haben etwa 50 Spiele im Jahr und erleben diese gerade absolut intensiv", schwärmte Aurelio De Laurentiis, wortgewaltiger Napoli-Klubchef. "Es ist, als ob man 50 Mal Liebe macht mit der schönsten Frau der Welt. Nicht schlecht, oder?" Das Duell steht auch sinnbildlich für die bisher so erfolgreiche Europacup-Saison von Italiens Vereinen. Nach Jahren des internationalen sportlichen Trübsals ist die Serie A mit gleich drei Klubs im Viertelfinale vertreten - so vielen wie keine andere Liga -, sowie drei weiteren in der Europa und Conference League. "Forza, Leute, Europa wartet auf uns. Lasst es uns erobern", titelte dementsprechend die "Gazzetta dello Sport" am Dienstag.(may)
