Pep Guardiola warnt seine Citizens vor der Resilienz der Bayern - doch für den Champions-League-Aufstieg des deutschen Serienmeisters müsste schon ein Fußball-Wunder her. Die Münchner gehen am Mittwochabend (21 Uhr/Servus-TV) mit einer 0:3-Hypothek ins Viertelfinal-Rückspiel gegen Englands Champion. "Vielleicht ist was Magisches möglich", gab der Ur-Bayer Thomas Müller den Zweckoptimisten. Im zweiten Rückspiel am Mittwoch muss Inter den 2:0-Vorsprung gegen Benfica Lissabon in Mailand ebenfalls nur noch über die 90 Minuten bringen.

Ein Comeback nach einem Drei-Tore-Rückstand gab es in Bayerns Königsklassen-Historie auch noch nie. Die Vorzeichen sind insgesamt nicht die allerbesten. "Die Zuversicht ist gesunken", meinte Trainer Thomas Tuchel nach dem ernüchternden Heim-1:1 in der Liga gegen Hoffenheim. Was besonders schmerzt: Gerade jetzt plagen sich die Münchner mit dem Toreschießen, ein Stürmer vom Format eines Robert Lewandowski fehlt an allen Ecken und Enden.

"Es war nicht so, dass man das Gefühl hatte, dass die Offensiven Chance um Chance verballert haben", sagte Joshua Kimmich nach dem Remis besorgt. Wer soll nun gegen City treffen? Der zuletzt verletzte Eric Choupo-Moting stieg zu Wochenbeginn wieder ins Training ein. Auch den nach dem Zwist mit Leroy Sane pardonierten Sadio Mane könnte Tuchel vorne aufbieten. Der mit großen Hoffnungen geholte Senegalese erweist sich bisher neben dem Platz als schlagkräftiger als auf dem Rasen.

City hat solche Probleme nicht. Erling Haaland hält nach seinem Doppelpack in der Premier League am Wochenende in dieser Saison bei 47 Pflichtspieltoren. Sein Ersatzmann ist mit Julian Alvarez immerhin ein argentinischer Weltmeister. Haaland rief vorab schon eine "große Woche" aus. Auf das München-Gastspiel folgt das FA-Cup-Halbfinale gegen Sheffield United und danach der womöglich entscheidende Liga-Schlager gegen Tabellenführer Arsenal (26. April).

Was den Münchner Strohhalm noch dünner werden lässt: City kassierte seit Weihnachten nie mehr als zwei Gegentore; die jüngsten zehn Spiele gewannen die Himmelblauen wettbewerbsübergreifend allesamt mit einem Torverhältnis von 37:4. Guardiola wollte von einem Spiel gegen einen ob interner Querelen angeschlagenen Gegner dennoch nichts wissen - im Gegenteil. "Manchmal braucht man den Konflikt, damit die Mannschaft näher zusammenrückt. Das ist keine Schwäche, sondern ein Vorteil", erklärte der Spanier. Der ehemalige Bayern-Trainer (2013 bis 2016) gab sich als München-Intimus: "Ich kann mir die Situation gegen City vorstellen. Bayern München wird die beste Leistung Mittwochabend zeigen. Wenn wir nur ein wenig passiv werden, werden wir leiden."

Liverpool und Mane gelang 2019 Aufholjagd

Eine Drei-Tore-Aufholjagd gelang in der Champions-League-Historie bereits mehreren Teams - Mane war einmal dabei. Mit Liverpool schaffte er im Mai 2019 im Halbfinale nach einem 0:3 in Barcelona dank eines 4:0 in Anfield noch die Wende (und danach den Titelgewinn in der Königsklasse). "Es geht voll drauf, wir haben noch eine Chance", kündigte Müller an. Inwiefern gegen Haaland und Co. Gegentreffer vermieden werden sollen, bleibt hingegen ein anderes Thema - mit dem verletzten Ex-Weltgoalie Manuel Neuer fehlt ja auch der defensive Rückhalt zwischen den Torstangen.

Im Vorfeld der Viertelfinal-Hits sorgten beide Klubs auch abseits des Rasens für Schlagzeilen: ÖFB-Teamspieler Konrad Laimer soll nach Informationen des TV-Senders Sky bei den Bayern bereits einen Vierjahresvertrag unterschrieben haben. Der 25-jährige Mittelfeldspieler von RB Leipzig soll die Medizinchecks bereits positiv absolviert haben - er kommt ablösefrei.

Und die Skyblues vermelden durchaus spektakuläre Infrastrukturpläne: Das heimische Etihad Stadium soll um mehr als 7.000 weitere Plätze auf eine Kapazität von mehr als 60.000 Besuchern erweitert werden. Auch um das Stadion soll unter anderem ein Hotel mit 400 Betten, eine überdachte Fanzone und ein neues Museum entstehen. Mehr als 300 Millionen Pfund (339,47 Millionen Euro) sollen in das Projekt investiert werden.

Inter in der Königsklasse hui, in der Liga pfui

Mit dem Halbfinale planen kann indes auch schon Inter Mailand: Die Mailänder gewannen in Lissabon nach einer abgeklärten Leistung und werden Portugals Rekordmeister auch daheim wohl wenig Raum für offensive Entfaltung lassen. Die Nerazzurri um Trainer Simone Inzaghi stehen vor der ersten Halbfinal-Qualifikation seit dem Champions-League-Triumph vor 13 Jahren. In der Serie A läuft es für Inter aktuell hingegen überhaupt nicht: Das 0:1 gegen Monza am Wochenende war die dritte 0:1-Heimniederlage in Folge in der Meisterschaft - ein in der Klubhistorie einzigartiger Negativlauf. Ein verärgerter Inzaghi verneinte danach, dass sich seine Spieler zu wenig auf die Liga konzentrieren. "Wir wussten, wie wichtig diese Partie ist", sagte er. Inter ist aktuell nur Fünfter der Tabelle.(may)