Das Ende einer 28-jährigen Durststrecke oder die leise Chance auf das nationale Double: Das Duell zwischen Rapid und Sturm Graz um die Trophäe im ÖFB--Cup verspricht nicht weniger als einen Schlager vor großer Kulisse. Die Partie am Sonntagabend in Klagenfurt ist seit Wochen ausverkauft. Die zwölf Kilogramm schwere Trophäe wird erstmals seit fünf Jahren nicht an Red Bull Salzburg gehen.

"Die Jungs haben die Chance, Geschichte zu schreiben", sagte Rapids Trainer Zoran Barisic vor dem Finale. Der 52-Jährige stemmte den Pokal 1995 damals als Libero der Grünweißen in den Himmel. Auf den 15. Cup-Titel der Klubgeschichte wartet Rapid seither - 2008 holte der Traditionsklub zuletzt die Meisterschaft. "Es warten sehr, sehr viele Leute auf einen Titel von Rapid", weiß Geschäftsführer Steffen Hofmann. Sturm gelang 2018 im Cup letztmals das Kunststück, Seriensieger Salzburg einen Titel abzuluchsen. Vom damaligen 1:0 n.V. noch dabei sind Kapitän Stefan Hierländer, die Torhüter Jörg Siebenhandl und Tobias Schützenauer sowie Jakob Jantscher. Einzig der damalige Torschütze Hierländer könnte auch am Sonntag einlaufen. "Gegen Rapid sind es immer Prestigeduelle. Wir haben eine sehr große Vorfreude, sind gut gerüstet und wollen den Titel holen", sagte der Kärntner.

Als nomineller Favorit tritt Sturm an. Die Grazer eliminierten im Viertelfinale Salzburg im Elferschießen auswärts, zwangen danach auch den LASK daheim in die Knie (1:0) und dürfen außerdem auf neun Partien ohne Niederlage gegen Rapid zurückblicken. Alle drei bisherigen Saisonduelle gingen an den Bundesliga-Zweiten. Trainer Christian Ilzer erwartete "ein Duell auf Augenhöhe. Mit der nötigen Kraft, der Qualität und der richtigen Strategie müssen wir versuchen, das Spiel in unsere Richtung zu kippen." Barisic sah sein Team trotz der schlechten Bilanz gegen die Grazer ebenfalls ebenbürtig. "Wir haben die letzten drei Spiele zwar verloren, aber es hat nicht immer die bessere Mannschaft gewonnen", sagte Barisic. Dem gab auch Markus Katzer recht. "Wenn man die Tabellensituation hernimmt, ist Sturm Favorit. Aber in einem Finale, und wenn man unsere letzten Spiele gegen Sturm oder jetzt Red Bull sieht, ist alles möglich. Wir wollen gewinnen und wissen, dass wir gewinnen können", betonte der Sportchef.

2017 und 2019 stand Rapid zuletzt ebenfalls im Finale. Zweimal war Salzburg nicht zu knacken. Barisic sprach deshalb von einem besonderen Spiel für den Verein, aber auch einem "negativen" Spirit, der mit dem Cup verbunden sei. "Ich habe jetzt aber das Gefühl, dass eine Euphorie entstanden ist. Ich habe ein gutes Gefühl", meinte der Coach. Das 1:1 gegen Salzburg am Mittwoch soll die Überzeugung geben, mit einem physisch starken Gegner mithalten zu können. Vorne soll es wieder Geburtstagskind Guido Burgstaller - der Kärntner Kapitän wird am Tag vor der Partie 34 Jahre alt - richten, hinten plagen Rapid aber große Probleme. Michael Sollbauer fehlt nach seiner Roten gegen Salzburg gesperrt, Leo Querfeld ist verletzt, Maximilian Hofmann und Christopher Dibon sind nicht fit. Sturm hat indes personell keine gröberen Sorgen. "Dieses K.o.-Spiel ein Jahreshighlight", meinte Ilzer.

Fantechnisch wird das Areal um die Arena belebt wie nie zuvor bei einem Endspiel am Wörthersee sein. Rund 30.000 Besucher werden für ein volles Haus sorgen. Mehr als 12.000 Karten haben die beiden Klubs erhalten, dazu kommen noch knapp 6.000 Besucher im neutralen Sektor. Barisic sprach von "der größten Völkerwanderung in Österreich der letzten Jahre".