Um die im Titel aufgeworfene Frage gleich zu beantworten: David Alaba braucht an sich keine Angst vor Erling Haaland zu haben. Denn die Fußball-Datensammlung spuckt genau drei direkte Duelle zwischen dem ÖFB-Kapitän und dem Manchester-City-Torgaranten aus - und allesamt gingen bisher an den Wiener. Drei Begegnungen gab es in der deutschen Bundesliga zwischen den beiden (jeweils Bayern vs. Dortmund), in den Saisonen 2019/20 und 20/21 setzten sich die Münchner mit 1:0, 3:2 und 4:2 durch. Haaland scorte dabei drei, Alaba ein Mal. Auf Nationalteam-Ebene verhinderte eine Verletzung von Alaba einen vierten Erfolg - ohne ihn siegte die Franco-Foda-Elf in der Nations League im Herbst 2020 gegen Haaland und Co. in Oslo mit 2:1. Will der Wiener im Juni seinen nächsten (Champions-League-)Titel einfahren, braucht er gegen Haalands Citizens am Dienstagabend (21 Uhr/Sky, Dazn) im besten Fall aber den nächsten Erfolg.
Am Wochenende hat der 30-jährige Wiener - gerade von einer dreiwöchigen Verletzungspause zurückgekehrt - seine beeindruckende Titelsammlung ja um eine Trophäe erweitert: jene des spanischen Cups. Nach dem 2:1-Erfolg über Osasuna hat Alaba seinen 33. bedeutenden Titel geholt. Nummer 34 wäre dann zum vierten Mal der Henkel-Pokal der Königsklasse (nach 2013, 2020 und 2022), denn der europäische und nationale Titelverteidiger Real hat in der spanischen Meisterschaft nichts mehr zu bestellen.
Die heurigen Formschwankungen sind dann wohl auch ein Grund, warum die Königlichen beim Halbfinalschlager nicht unbedingt als Favoriten gelten. Denn ManCity und Topscorer Haaland sind nicht nur in großer Form, sondern so was von hungrig auf den ersten Champions-League-Erfolg in der Vereinsgeschichte.
"Jagt Schrecken ein"
Der Norweger hält in seiner ersten Saison für den Premier-League-Spitzenreiter bei 51 Pflichtspiel-Treffern. Diese Bilanz nötigt unter anderem Real-Stürmer Rodrygo großen Respekt ab. "Wir reden über alle City-Spieler, nicht nur über Haaland. Haaland ist aber derjenige, der einem am meisten Schrecken einjagt, denn er schießt viele Tore. Auf solche Spieler muss man sehr achten. Wir werden versuchen, ihn zu stoppen", meinte der Brasilianer, der im Pokalfinale beide Real-Treffer schoss. Wie genau das Reals Abwehrreihe um Innenverteidiger Alaba gelingen soll, darüber ist sich Rodrygo selbst nicht ganz im Klaren. "Ich glaube, das weiß noch niemand, denn er macht weiterhin in jedem Spiel Tore." Zudem wäre zu viel Konzentration auf den 22-Jährigen kontraproduktiv, denn die gesamte Truppe von Pep Guardiola "macht immer Angst", meinte Rodrygo.
Im Vorjahres-Semifinale konnte Real die City-Träume allerdings zerstören: Nach dem 4:3 für City im Hinspiel lag Real im Retourmatch in Madrid bis zur 90. Minute 0:1 zurück - ehe Rodrygo zwei Mal zuschlug und Karim Benzema in der Verlängerung sein Team ins Finale schoss. Ein Match für die Geschichtsbücher.
Müßig zu diskutieren, ob dies den Citizens mit einem Haaland in Hochform auch passiert wäre. Coach Guardiola war jedenfalls bemüht, dass sein Verein nicht in die Favoritenrolle gedrängt wird. "Alle Klubs auf der Welt haben das Gefühl, dass du Real Madrid schlagen musst, wenn du die Champions League gewinnen willst", betonte der Katalane. Gelingt es ihm, wartet im Finale jedenfalls ein Mailänder Klub.